- 102. Print-Ausgabe, Frühlings-LUST 10
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- Die Lesben- und Schwulenbewegung
Was könnte die Lesben- und Schwulenbewegung sein und was
ist sie? Brauchen wir sie und wozu? Was soll und was kann sie
leisten? Kann sie das?
In der Szene ist eigentlich recht unklar, was unsere Bewegung
ist.
Die meisten meinen, dass unsere Szene die Bewegung wäre.
Früher wurde die Szene der Lesben und Schwulen in der Schwulenbe-wegung
die Szene die Sub genannt, also die homosexuelle
Subkultur. Subkultur heißt, dass man keine Parallelgesellschaft
oder eine Gegenkultur ist, sonder eine Unterkultur, also eine
Randkultur in den Nischen, in die man uns gedrängt hat.
Und die Bewegung, ursprünglich die meist studentischen Schwulengruppen
und was aus ihnen wurde, war gewissermaßen auch Teil der
Sub, während die Sub kein Teil der Bewegung ist, weil sie
diesen Anspruch nicht hat und demzufolge auch keine entsprechenden
Anstrengungen übernimmt.
Gibts da wirklich zwei Einrichtungen für
uns? Einerseits die Szene mit ihren Lokalen, Läden und Discotheken,
den Events und dem CSD. Andererseits die Bewegung der Lesben-
und den Schwulengruppen, die sich um die Verbesserung unseres
Lebens kümmern, sich mit den Behörden und Politikern
auseinandersetzen, z.B. auch gegen das Auftreten von antihomosexuellen,
meist antischwulen, Hasssängern protestieren und Events
sowie ebenfalls den CSD organisieren bzw. mitorganisieren?
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- 1. Bewegung, was ist das eigentlich?
Mit Bewegung wird eine sogenannte soziale Bewegung
gemeint, beispielsweise die Friedensbewegung, die Umweltschutzbewegung,
die Frauenbewegung.
Es ist die gemeinsame Identität, die eine Bewegung ausmacht.
Man erkennt sich als gemeinsames Opfer von Zuständen, die
als unerträglich ausgemacht werden und die deutlich beseitigt
werden müssen. Das ermöglicht das bedingungslose Aufbegehren,
den Kampf gegen Übermacht, die gegenseitige Solidarität
und die Visionen von Freiheit und Gleichheit für z.B. die
homosexuellen Lebensweisen.
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- Man benötigt in einer Bewegung denkplanungs-
und handlungsermöglichende Strukturen sowie ein kommunikatives
Netzwerk innerhalb der Bewegung und ein weiteres nach außen.
Doch dazu wären die interessierten und engagierten Personen
notwendig, die dies alles mit Leben füllen wollen.
Nun ja, irgendwie mögen wir ja Teile davon erkennen, aber
in Wirklichkeit haben wir das alles wohl nicht. Solidarität
zum Beispiel? Die gibt es nur spärlich zwischen Lesben und
Schwulen und auch kaum zwischen Lesben untereinander und Schwulen
untereinander. Erkennen wir überhaupt eine Gemeinschaft?
Und erkennen wir überhaupt die Strukturen gegen uns?
Mit einem gemeinsamen Selbstbewusstsein sieht es wegen des gebrochenen
Coming-outs und der narzistischen Kränkung von Lesben und
Schwulen schlecht aus, da es Lesben und Schwule gibt, die sich
z.B. gegenüber dem heterosexuellen Umfeld nicht zu erkennen
geben, weil sie im beruflichen oder im familieren bzw. zwischenmenschlichen
Umfeld Nachteile befürchten, und weil die antihomosexuelle
Grundstimmung in der Gesellschaft oftmals dazu führt, dass
nicht nur die Freunde und Bekannten schlecht über homosexuelle
Menschen denken, sondern sie selber auch. Viele fühlen sich
schuldig, dass sie homosexuelle Begegnungen anstreben, denn die
Kirchen, besonders die katholische Kirche, verkünden die
Moral, dass homosexuelle Menschen bei ihnen aufgehoben seien
und nicht sündigen würden, wenn sie enthaltsam leben.
Professor Lautmann beschrieb unsere Situation im Oktober 1985
wie folgt:
Den Homosexuellen fehlt weiterhin das Wir, d. i. das
Band einer Solidarität. Die traditionelle Subkultur zerstückelt
die ·Beziehung: hier kommunizieren bloß einzelne
für die kurze Zeit eines sexuellen Kontakts. (Dieser Kontakt
ist in sozialer, zeitlicher und sachlicher Hinsicht atomisiert.)
Am Anfang war die Bar - ja, aber auch nur am Anfang.
Gesellschaftlich, politisch handlungsfähig werden wir erst
auf anderer Grundlage: jede/r Homosexuelle ist einbezogen, und
das Interesse ist außersexuell, d.h. es bezieht sich auf
die Person und nicht auf ihre sexuellen Qualitäten.
Erst mit einer kollektiven Identität wird eine
Gruppe organi-sations- und bewegungsfähig. Inwieweit also
summieren sich bei uns die Einzelorientierungen zu einem Gruppenbewusstsein?
Immerhin sind die westlichen Gesellschaften der Gegenwart historisch
erstmals der Schauplatz einer weitergehenden Gesellung (freiwillige
Vereinigungen aller Art; Begegnungsstätten; Wohngemeinschaften;
dauerhafte Beziehungen; manchmal sogar Stadtteile; und als Übergangsform
von herkömmlicher Subkultur zu neuer Organisation etwa die
touristischen Orte, die von Homosexuellen frequentiert werden).
Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Eine soziale Bewegung bilden
wir nämlich nicht.
Was als Schwulen- und Lesbenbewegung vor zwölf Jahren (*1)
begann, ist heute ein ältliches Kind. Wir segeln im Windschatten
anderer Bewegungen (von Jugend- über Studenten- und Frauen-
bis zur Friedens- und Umweltbewegung). Vorsichtig und mit zeitlichem
Abstand vollziehen wir gesellschaftliche Entwicklungen nach.
Allenfalls steht an, ein kommunikatives Netzwerk
zu schaffen, wie es eine wirkliche Bewegung voraussetzen würde.
*1: (Lautmann setzt die Fernsehausstrahlung
von Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation,
in der er lebt als Beginn der Schwulenbewegung, wobei er
hier die Lesben mitbenennt, denn es sind 1972 ja auch einige
Schwulen- und Lesbengruppen entstanden. Außerdem,
was Schwule zur Verbesserung der Lage homomosexueller Menschen
erreichten, erreichten sie ja für die Lesben mit.).
Die Homosexuellen werden fast nie genannt, wenn von
den neuen sozialen Bewegungen die Rede ist. Damit ist ihnen beinahe
eine kollektive Identität implizit abgesprochen. Aber das
wäre zu einfach: die Homosexuellen haben hundert Jahre kollektiver
Außendefinition hinter sich, in denen ihnen stets, neben
der einheitlichen Abartigkeit des individuellen Wesens, auch
ein Zusammenhalt wie Pech und Schwefel zugeschrieben worden ist:
die berühmte Cliquentheorie, d.h. wo eine/r ist, zieht er/sie
andere nach. Vielleicht werden unsere Zeitdiagnostiker nur deshalb
nicht auf die Homosexuellen aufmerksam, weil die nur eine alte
Randgruppe und keine neue soziale Bewegung
sind.
Ich glaube: was wir an kollektiver Identität haben, verdankt
sich tatsächlich der Verachtung und Verfolgung. Im guten
wie im schlechten ist es vom Randstatus geprägt. Wir haben
Formen der Kommunikation und des Austauschs entwickelt, insoweit
es nötig war, um in den eng gesteckten Grenzen zu leben
und zu überleben. Wir haben allerdings kein Wir-Gefühl
und keine Gruppenstruktur in dem Sinne entwickeln können,
dass wir ein solidarisches und in sich selbst einiges Kollektiv
bildeten.
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- 2. Die Schwulen- und Lesbenbewegung, was
ist das eigentlich?
- Lesben und Schwule treten zuweilen in einer
gemeinsamen oder in zwei Bewegungen für ihre Interessen
ein, um ihre jeweilige Lage im Rahmen der Mehrheitsgesellschaft
zu verbessern?
Gibt es also eine breite Bewegung innerhalb unserer Szene, die
von vielen Lesben und Schwulen getragen wird und so ihre politische
Kraft erhält?
Und wenn es sie gibt, was sollte und könnte sie denn anstreben?
Und für welche Rahmenbedingungen, unter denen wir leben
können, müssen wir eintreten?
Professor Rüdiger Lautmann schlägt vor, dies nach Lage
der Dinge so (siehe Kasten unten) zu begreifen und zu sehen:
2.1. Die Schwulenbewegung,
also die jeweiligen ortsansässigen Schwulengruppen beziehungsweise
Lesben- und Schwulengruppen, gründeten den schwulen Bundesverband
Homosexualität BvH mit dem Anspruch auch für
Lesben offen zu sein, weil ja in einer ganzen Reihe von Gruppen
auch Lesben mitgemacht haben und es u.a. auch gemeinsame Problemstellungen
gibt.
Der BvH wollte die Interessen der regionalen Gruppen bündeln
und uns so die Fähigkeit verschaffen, auch in landespolitischen
sowie in bundespolitischen Fragen präsent zu sein. Da es
ganz unterschiedliche Ansätze gab, nutzte man das Schlagwort
der Einheit in der Vielfalt. Das machte es jedoch
unmöglich, so etwas wie eine Bewegungs-Ideologie zu entwickeln.
Für Perspektiven über die Gleichstellung mit den Möglichkeiten
der heterosexuellen Menschen hinaus gab es keine gemeinsame Basis.
Die damalige Lage: Die Schwulenbewegung der Bundesrepublik entstand
in den späten 60er Jahren als Kind der linken 68er Jugendrevolte,
die ja auch eine Sexrevolte gegen das spießige konservative
Weltbild der Adenauer-Zeit war. Wenn es also überhaupt eine
gemeinsame ideologische Basis gab, dann die Tatsache, dass man
sich gegen die schwulenfeindlichen konservativen Ideologen wehrte
und daher diffus links war. Links zu sein war damals auch deshalb
leicht, weil die gesamte 68er Jugendbewegung links war.
Die männliche
Homosexualität stand noch immer unter Strafe. Die Adenauer-Republik
hatte die von den Nazis verschärften antischwulen Strafgesetze
einfach weiter bestehen lassen. Staat und Kirche waren unsere
Gegner und das Bild homosexueller Männer war in der Öffentlichkeit
derart schlecht, dass sich viele Menschen als antischwule Hilfspolizisten
verstanden.
Das Denunziantentum, die Erpressung und viele Fälle unterschiedlicher
Kriminalität waren der Alltag vor dem gesellschaftlichen
Hintergrund der verlogenen Moral, wo z.B. Menschen wegen Kuppelei
bestraft wurden, wenn sie unverheirateten Paaren nicht jegliche
Möglichkeit entzogen, sich sexuell zu begegnen.
Dagegen und gegen andere Formen des Spießertums wandte
sich die akademische Jugend in der 68er Revolte, was die Jugend
in allen Schichten der Bevölkerung freudig aufgriff.
Homosexuelle Männer waren darüber
hinaus Freiwild, weil sie sich nicht hilfesuchend an die Polizei
und die Behörden wenden konnten, denn sie wurden ja auch
staatlicherseits verfolgt.
In den jungen Jahren der Bundesrepublik und unter der damaligen
CDU/CSU/FDP- Regierung wurden mehr homosexuelle Männer nach
dem § 175 StGB verurteilt als in der Nazizeit. Und Teile
der Bevölkerung ging der Lust nach, zum Beispiel schwule
Männer auszurauben, aber auch körperliche Übergriffe
auf schwule Männer bis hin zum Mord waren üblich. Die
betraf die meisten 68er eher weniger, beziehungsweise machte
man sich darüber keine Gedanken.
Es gab zwar Lokale für homosexuelle Männer mit plüschiger
Wohnzimmeratmosphäre und es gab auch homophile Vereinigungen,
in denen sich wohlhabende homosexuellen Männer mit ihren
Partnern diskret zusammenschlossen.
Aufgrund der Erfahrungen im Nazi-Hitlerstaat und der CDU-Adenau-errepublik
beziehungsweise des antischwulen gesellschaftlichen Klimas und
der Strafgesetze gegen männliche Homosexualität lebte
man Homosexualität verschämt und verborgen aus. Auch
dagegen revoltierte die nun neu entstehende eher junge Schwulenbewegung
der 68er Jugend. Es war dies eine echte Bewegung, weil sie mit
ihren Inhalten eine ganze Generation junger Schwuler ergriff,
die mit frechen Provokationen und selbstbewussten Selbstdarstellungen
erfolgreich auftraten, wie das in der ganzen Jugend der 68er
Sexrevolte Mode war.
Die älteren Schwulen in den Lokalen waren entsetzt: Ihr
lenkt doch nur die Aufmerksamkeit auf uns, war der dort
oft erhobene Vorwurf, was seine berechtigte Begründung in
ihrem bislang erlebten gesellschaftlichen Umfeld hatte. Dies
konnten die jungen 68er Schwulen, die sich vor dem Hintergrund
der 68er Revolte Freiräume ertrotzt hatten, nicht nachvollziehen.
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- Sie lebten einfach, trotz der Gesetze, wie
sie wollten. Und da man überall behauptete, Schwule seien
keine richtigen Männer, machte es vielen 68er Schwulen Spaß,
sich demonstrativ besonders feminin zu geben (Diese Mode hat
sich unterdessen wieder gewandelt.). Linke 68er Frauen mochten
die Schwulen aus den Lokalen wegen ihres bescheidenen und freundlichen
Auftretens lieber als die selbstbewussten 68er Schwulen.
Auch Sexualwissenschaftler meldeten sich öffentlich und
unterstützten sowohl das sexuelle Aufbegehren der 68er Jugend
als auch den 68er Schwulen. Die nun aufkommenden Diskussionen
in den Medien erreichten so auch die Schwulen der traditionellen
und an unsichtbar-Machen interessierten Szene, die von den Bewegungsschwulen
Subkultur oder die Sub genannt wurde.
Das ist ja einer der großen Pluspunkte unserer Szene bzw.
Bewegung, dass nämlich trotz großer innerer Widersprüche
und trotz großer Giftigkeiten und gegenseitigen Verleumdungen
usw. die Grenzen zwischen den Fraktionen nicht zu ziehen sind.
Die gegenseitige sexuelle Anziehung hält sich nicht an solche
Abgrenzungen. Das könnte aber auch eine Schwäche sein,
denn eine Art Befreiungsideologie oder ähnliches wird so
immer wieder unterlaufen, wenn man dadurch für Sexkontakte
Vorteile hat. In der Schwulenszene triumphiert der Individualismus
und kaum die Solidarität.
Die Arbeit der damaligen Bewegung: Die aufbegehrenden Jugendlichen
68er Revoluzzer waren allerdings auch Kinder des miefigen Adenauer-Staates
und so kümmerten sich viele in ihrem Revoluzzertum um solche
Belange, die ihnen gerade wichtig waren. Daher konnte man sich
nicht immer auf Solidarität verlassen und öffentliches
Schwulsein ging schon garnicht. 1. war man nicht schwule und
2. wollte man mit Schwulitäten nichts zu tun habeben. Immerhin
wollten die linken Macker eher den Frauen imponieren.
Die 68er Schwulen hatten daher noch ein anderes Problem. Als
68er Schwule bekamen sie es mit solchen 68ern zu tun, die überhaupt
kein Verständnis für Schwule hatten und sie dies spüren
ließen. Ob sie damit erfolgreich waren, das kam natürlich
in den unterschiedlichsten Städten auf die jeweiligen Menschen
an, die sich in der jeweiligen Bewegung zusammen fanden.
Auf jeden Fall ist der Rosa Winkel in Teilen der
studentischen Schwu-lenbewegung in Mode gekommen, mit dem die
Nazis die schwulen KZ-Häftlinge kennzeichneten.
Den trugen jetzt so manche 68er Schwulebewusst in der 68er Szene,
es gab ihn als Anstecknadel, um ihren politischen Anspruch gegen
Nazis und die Erinnerung an die schwulen KZ-Opfer gegenüber
den anderen 68ern deutlich zu machen und die 68er SchwulengegnerInnen
zu beschämen.
In vielen größeren und kleineren Städten entstanden
Schwulengruppen, einfach weil ein Bedarf an ihnen war, unter
phantasievollen Namen, wie im Rhein-Main-Gebiet zum Beispiel
in Frankfurt Rotzschwul (Rote Zelle Schwul), in Rüsselsheim
Rosa Rüssel, in Wiesbaden Rosa Lüste
als deutliche Bewegungsnamen, oder dezenter als Szenenamen in
Koblenz KUSS (Koblenzer Unabhängige schwule
Selbsthilfegruppe), in Mainz IHM (Initiativgruppe
Homosexualität Mainz) usw.
Und was geschah in diesen Gruppen und durch diese Gruppen? Auch
das kam wieder auf die jeweiligen Menschen an, die sich hier
trafen. Man traf sich regelmäßig und man quatschte
miteinander, und das war nur scheinbar unpolitisch, weil man
hier nebenbei erfuhr, wie sich ein schwules Leben einrichten
und leben lässt. Man lernte sich gegenseitig kennen, die
Gruppen waren also gleichzeitig eine Kontakt- beziehungsweise
Beziehungsbörse. Das waren natürlich gute Voraussetzungen,
denn diese Gruppen waren eher links und das Kennenlernen wie
auch das Coming-out geschahen daher oft unter emanzipatorischen
Vorstellungen und Bedingungen.
Allerdings über das Bekämpfen der Diskriminierung hinaus
gab es weder in der Schwulenszene der Lokale noch in der gemeinsamen
68er Bewegung nennenswerte Resonanz, wohl weil damit keine kurzfristigen
Vorteile verknüpft waren und weil man glaubte, dass es andere
wichtigere linke Ziele gab. Doch die damalige kurzzeitig auftauchende
Männerbewegung, Softies genannt, hatte ideologische Vorarbeit
geleistet. Über unsere sexuelle Befreiung hinaus wäre
es, so sahen das doch einige von uns, notwendig und sinnvoll
gewesen, die Begriffe und Vorstellungen von Männlichkeit
und Weiblichkeit zu hinterfragen. Doch dafür gab es nirgendwo
Interesse und die sogenannte Männerbe-wegung hielt sich
in dieser Form nicht lange.
Besonders zornig wurden Lesben in unserer Gruppe, als Frauen
aus der linken Szene verkündeten, sie hätten gerne
solch einen Softie aus den Männerbewegung zum Putzen und
Kinderversorgen, aber im Bett hätten sie doch lieber einen
richtigen Mann.
Recht schnell zerfiel diese emanzipatorische Bewegung der Männer
und aus den Trümmern der aus der Männerbewegung entstanden
Gruppen, die übers Wochenende immer mal in den Wald gingen,
die Natur liebten und die sich dort von Brombeeren, Pilzen und
Regenwürmern ernährten.
Damit Schwule und Linke überhaupt erfahren konnten, dass
man existierte und über was man so diskutierte, musste man
auch in die Öffentlichkeit gehen. Dies geschah durch Anzeigen
in den alternativen Blättern, durch Artikel in diesen Blättern
und dem Durchführen von Festen, die besonders in den kleineren
Städten von der gesamten links-alternativen Szene angenommen
wurden, besonders wenn sie gut vorbereitet waren.
Man wandte sich auch an die bürgerlichen Tageszeitungen,
wenn dort schwulenfeindliche Artikel oder Leserbriefe zu lesen
waren. In einigen Gruppen ging es überwiegend ständig
um Beziehungsfragen usw. In anderen wurden Projekte gegründet
wie Theatergruppen, eigene Medien, Infostände usw. (In manchen
Städten wurden Infostände von den Ordnungsbehörden
verboten, was diese zu Straftaten auffordern würden, also
zu Sex zwischen Männern.)
Was jeweils passierte, das hatte damit zu tun, ob an diesen Projekten
genügend Leute mitmachten, die über die Kontaktsuche
hinaus Interesse hatten, in und mit der Gruppe zusammen ihr Schwulsein
zu leben.
In vielen dieser Gruppen waren auch so genannte Schwulenmutties.
Diese Sorte von Frauen sind in allen Ländern von Schwulen
bekannt, in denen Schwulengruppen oder eine kommunikative Schwulenszene
existieren. In Holland nennt man sie Homomodder und
in den USA Fag Hag.
Es handelte sich hier um wortgewaltige eher dominant auftretende
meistens heterosexuelle Frauen, die mit homosexuellen Männern
enge Freundschaften pfleg(t)en, in die Schwulengruppen mitkamen
oder mitgebracht wurden und in den Gruppen das große Wort
führten. Sie gaben zwar meistens nicht zu, hier auch Sexpartner
zu suchen, doch fand dies faktisch statt. Sie nannten sich bisweilen
auch schwule Frauen.
Da die schwulen Frauen bzw. Schwulenmutties meistens
Lesben genauso wenig leiden konnten wie Emanzen,
waren Gruppen, in denen sie das Sagen hatten, in dieser Zeit
auch eher unpolitische Gruppen. Sie mochten Schwule als beste
Freundinnen, mischten sich dort in die Kontaktfindungen und Beziehungen
ein und wussten ihre Stellungen in den Gruppen gegen Kritik durchaus
zu verteidigen.
Wenn ein schwuler Mann in einer solchen Gruppe einen Vorschlag
machen wollte, konnte er nur damit durchkommen, indem er die
schwule Frau positiv mit einbaute.
Wir haben allerdings in manchen Gruppen auch gute engagierte
Schwulenfreundinnen kennen gelernt, die überwiegend konstruktiv
mitwirkten und sich nicht vorrangig in die Beziehungen anderer
einmischten.
Sie waren heterosexuell und genossen es, in den Schwulengruppen
einen Raum vorzufinden, in dem offen über freizügige
Sexualität gesprochen wird und wurde und wo eben weder Männer
da waren, die das Frauen gegenüber ausnutzten, noch Frauen
da waren, die gemäß der gesellschaftlichen Rolle der
Frau ständig moralisierend eingriffen und eingreifen.
Der Einfluss von Frauen in der Schwulenbewegung war relativ groß,
es gab und gibt in der Szene und in der Bewegung nämlich
ausgesprochen frauenhörige und infol-ge eben auch ausgesprochen
unreflektiert frauenfeindliche Schwule.
Schwule Männer sind in ihren verschiedenen Lebensgeschichten
und sexuellen Vorlieben sowie gesell-schaftspolitischen Vorstellungen
sehr unterschiedlich, was sich in den Gruppenprozessen auswirkte.
Es gibt sehr stille und sehr laute Schwule. Es gibt sehr politische
und sehr unpolitische Schwule.
Es gibt Schwule, die in einer Gruppe eine Art mitmenschliche
Heimat suchen und andere, die immer mal schauen wollen, ob jemand
da ist, den sie aus der Gruppe rausholen können.
All dies fand über Jahre in diesen Gruppen statt. In großen
Städten sind damals auch Schwulenzentren entstanden, um
denen einen Raum zu geben, die sich das Szeneleben nicht leisten
konnten oder wollten, die dann wieder aus der Mode kamen. Es
gab und gibt Gruppen, die setzten sich eher aus Schwulen und
Lesben zusammen und sie beschäftigten sich mit gesellschaftspolitischen
Themen.
Was es gebracht hat und was draus wurde: Politisch bekamen es
also die 68er Schwulengruppen (und die nach-68er Schwulengruppen)
mit den konservativen Schwulen, mit Teilen der 68er Bewegung
und im lokalen Raum mit ortsansässigen Behörden zu
tun.
Aber der immer noch existierende § 175 StGB brachte die
Gruppen schließlich dazu, sich den o.a. Dachverband zu
gründen, den Bundesverband Homosexualität BvH, der
ca. 10 Jahre bestand und durch eine Vorstand aufgelöst wurde,
der basislos Entscheidungen fällte und sich längst
auch im Vorstand einer anderen Organisation befand, die es heute
noch gibt.
Nahezu alle dieser 68er Schwulengruppen, in denen ja angeworbene
jüngere und älter gewordene Schwule sowie Coming-outler
zusammen waren, konnten freilich so nicht mehr existieren, als
sich die sogenannten schwulen Jugendgruppen bildeten
und alle, die es von ihrem Alter her noch konnten, dort noch
schnell hineingingen.
Man grenzte sich mit der perfiden Begründung von den bisherigen
Gruppen mit einer Argumentation ab, nämlich dass man die
jüngeren Schwulen vor der Anmache von älteren Schwulen
schützen wolle. Diese Argumentation wurde von außerhalb
der Schwulenbewegung sofort engagiert aufgegriffen, sie kam auch
den SchwulengegnerInnen gelegen und solche Gruppen erhielten
auch schnell staatliche Zuwendungen.
Diese Jugendgruppen opponierten auch gegen die eher
emanzipatorische Grundausrichtung der 68er Schwulengruppen. Oft
waren die Gründer dieser Jugendgruppen Mitglieder der Jungen
Union. Der Jugendkult unserer Szene hat schon viele Probleme
geschaffen. So blieben in vielen Städten die älteren
unter sich, ihres Nachwuchses beraubt und die linken 68er Schwulengruppen
versiegten nach und nach und die vielen wichtigen gesell-schaftspolitischen
Diskussionen versiegten mit ihnen.
Durch das Auftauchen der Krankheit AIDS und dem Tod vieler engagierter
Schwuler und guter Köpfe der Bewegung frustriert, gingen
nun weitere Schwule aus den bisherigen Gruppen in die neu entstehenden
AIDS-Hilfen. Sie fanden, dies sei nun wichtiger. Nur noch in
wenigen Städten, z.B. auch in Wiesbaden, überlebte
eine der traditionellen 68er Schwulen- und Lesbengruppen.
Die engagierte 68er Schwulenbewegung hat Staat und Gesellschaft
nicht dazu gebracht, homosexuelle Menschen mit heterosexuellen
überall gleichzustellen. Zu stark waren die religiösen
Seilschaften und die offiziellen konservativen Medien. Dennoch,
sie trugen dazu bei, dass die Gesellschaft schritt-weise positiver
und ehrlicher in sexuellen Fragen wurde, was uns auch nutzte,
und infolge davon auch schwulenfreundlicher bzw. weniger schwulenfeindlich
wurde. Daraus entstanden schrittweise Verbesserungen am §
175 StGB.
Die letztliche Abschaffung des § 175 StGB geschah im Zuge
der Rechtsangleichung mit dem Strafrecht der DDR, wo es im Gegensatz
zur Bundsrepublik eine staatliche Bestrafung der Homosexualität
nicht mehr gab.
Die 68er Schwulenbewegung erarbeitete die Grundlagen für
die heute erreichten Ziele und brachte konkrete Forderungen in
verschiedene Parteien. Diese damalige Bewegung war links-emanzipatorisch,
wegen des eigenen Selbstverständnisses von Emanzipation
und weil nur mit der damaligen politischen Linken, parlamentarisch
(hauptsächlich Grüne, zum Teil auch SPD) und außerparlamentarisch
Fortschritte gegenüber den demonstrativ schwulenfeindlichen
Unionsparteien und den bis in die Justiz hinein verzahnten klerikalkonservativen
Seilschaften möglich waren.
In ihrem Absatzwunsch gegenüber den bisherigen Schwulengruppen
sind die sogenannten schwulen Jugendcliquen oder Coming-out-Gruppen
eher unpolitisch bis konservativ. Sie brauchten sich nicht mehr
an die Verfolgung der Schwulen durch die CDU/CSU und die Kirchen
zu erinnern, weil inzwischen die staatliche Verfolgung der Schwulen
schrittweise abgebaut wurde.
Besonders durch die Krankheit AIDS wurde auch in konservativen
Kreisen klar, dass man Menschen nicht durch Gesundheitsappelle
erreichen kann, wenn man sie gleichzeitig diskriminiert und dass
man nicht über Safer-Sex sprechen kann, wenn man die Sexualität
dieser Menschen und die betroffenen Menschen generell gleichzeitig
herabwürdigt und verachtet.
Was blieb: Heute im Jahr 2010 haben wir in vielen Städten
Themengruppen, also Gruppen, die nur einen Teil der schwulen
Szene ansprechen wollen, und zwar so genannte Jugendgruppen,
Kulturgruppen, Ärzte- und Therapeutengruppen sowie andere
Berufsgruppen, Gewerkschafts- und elitäre Managergruppen
usw. Es gibt parteinahe Gruppen der unterschiedlichen Parteien
von links bis rechts, religiöse Gruppen, an einigen Unis
oder Hochschulen noch Hochschulgruppen, Sport- und Wandergruppen,
Freizeitgruppen usw.
Durch neue Zentren in größeren Städten, die zum
Teil von den AIDS-Hilfen und zum Teil von anderen Trägern
geführt werden, gibt es immerhin noch thematische Angebote
an alle, die in der Szene dann unterschiedlich genutzt werden.
Außerdem gibt es noch einen Lob-byverband, den Lesben-
und Schwulenverband in Deutschland LSVD, der sich um viele Themen
kümmert, von der sogenannten Homoehe über die wechselseitige
internationale Unterstützung und die politischen Parteien
bis zum Abwehren des Auftretens von Hasspredi-gern unterschiedlicher
Religionen und Hasssängern in großen Konzerten.
Die meisten dieser Gruppen und Verbände sind lesbisch-schwul,
oder es gibt getrennt sowohl lesbische und schwule Gruppen, die
jedoch zusammenarbeiten, wenn es sinnvoll ist.
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- 2.2. Die Lesbenbewegung
Wir finden, was die Lesbenbewegung betrifft, einige regionale
lesbische Gruppen ganz unterschiedlicher Struktur vor, Themengruppen
wie Sport- und Wirtschaftsgruppen, oft in Frauenzentren oder
in Lesben- und Schwulenzentren, und schon vor dem BvH ist der
Lesbenring entstanden, der nach Gründung des BvH zum bundesweiten
Netzwerk für Lesben strukturiert wurde, der die Arbeit der
verschiedenen Lesbengruppen zu einer gemeinsamen politischen
Stärke bündeln will und so für lesbische Interessen
eintreten möchte. Man wollte vermeiden, dass der BvH lesbisch-schwul
würde. Auch hier in der politischen Lesbenszene muss festgehalten
werden, dass es keine einheitliche lesbenpolitische Ideologie
gibt. Im Gegensatz muss man feststellen, dass sich hier zwei
Denkansätze gegenüberstehen. Darüber später
mehr.
Die Lage damals: Auch unter Lesben muss man zwischen der Lesbenszene
und der Lesbenbewegung unterscheiden, wobei man zugeben muss,
dass es zu der Zeit, wo die 68er Bewegung entstand, die der Ursprung
diverser Bewegungen war, keine Lesbenbewegung, sondern eine 68er
Frauenbewegung entstand.
Ebenso wie die Schwulenbewegung wandte sie sich zuerst einmal
gegen das linke Mackertum in der 68er Bewegung.
Eine 68er Lesbenbewegung konnte damals erst einmal nicht entstehen,
weil dazu alle inhaltlichen Voraussetzungen fehlten. Es gab keine
spezielle Strafbarkeit des lesbischen Lebens. Aber um lesbisch
erträglich leben zu können, war es notwendig, den gesellschaftlichen
Spielraum der Frau an sich zu erweitern.
Die 68er Bewegung wandte sich, als jugendliche Sexbewegung, auch
gegen die konservative Ehe-Moral und die traditionelle Ehe-Falle.
Wer als Hetenmann auf eine Hetenfrau scharf war und Sex wollte,
musste vorher eine längere Freundschaft pflegen, bis Sex
möglich wurde, was in der Regel in die Falle der Ehe führte,
und der Mann war ja der Ernährer, während die Frau
auf die Rolle der Hausfrau reduziert wurde. Das war die Ausgangslage
der 68er Bewegung.
Doch ebenso wie es in den Reihen der 68er auch unüberlegte
Macker gab, die die Belange der Schwulen nicht nur nicht interessierten,
ging das Einfordern der Gleichberechtigung der Geschlechter verschiedenen
linken Mackern dann doch zu weit. Gegen das linke Mackertum in
der 68er Bewegung formierte sich eine neue Frauenbewegung, die
die Gleichstellung der Frau in allen Lebensbereichen einforderte.
Und auch wenn es für die Frauenbewegung ohne wesentlichen
Belang war, dass die Schwulenbewegung mit der Frauenbewegung
gemeinsame Interessen sah und sie daher unterstützte, muss
dies festgehalten werden.
Die 68er Frauenbewegung war eine linke Frauenbewegung, eine femistische
Ideologie, die aus den Geschlechtern gesellschaftliche Klassen
im Sinne eines Klassenkampfes machte, wurde erst später
erfunden.
Man muss sich bewusst sein, dass damals Frauen
ohne Erlaubnis ihrer Ehemänner kein eigenes Konto führen
durften, keinen Beruf ausüben konnten usw.
Und viele linken 68er Männer mit ihrer nun selbst genehmigten
freien Sexualität sahen es unkritisch, wenn ihr Sexhäschen
ihnen den Kaffee kochte, die Wäsche und das Geschirr spülte
usw. Die linken Frauen der 68er Bewegung hatten also Grund genug,
und so kam die neue Frauenbewegung der Bundesrepublik erst einmal
in der politischen Linken in Bewegung.
Für die damaligen 68er Lesben gab es viele Gründe,
sich massenhaft in die neuen 68er Frauenbewegung einzubringen,
denn ihre Möglichkeit für Lesben, sich zu entfalten,
hatte und hat viel damit zu tun, wie viel Entfaltungsraum die
Frau in der Gesellschaft überhaupt hat. Sich gegen eine
staatliche Verfolgung der Lesben zu wehren, stand nicht an, weil
z.B. der § 175 StGB nur für Schwule galt. Es gab Lesben,
die mit Schwulen befreundet waren und sich solidarisch auch für
die schwulen Ziele mit einsetzte, aber daraus konnte keine lesbische
Bewegung entstehen.
Es gab eine lesbische Subkultur, die kleiner war als die schwule
und im wesentlichen familiär wirkte, aber Lesben in Bewegung
waren überwiegend bis ausschließlich Teil der Frauenbewegung,
und dies aus dem oben beschriebenen für alle nachvollziehbaren
gutem Grund.
Allerdings konnten die Lesben der Frauenbewegung nicht die Frauen
der lesbischen Subkultur erreichen. Die Lesben der Subkultur
hatten in der Regel wenig mit dem heterosexuellen Ehestreit,
Abtreibungsfragen und prügelnden Ehemännern zu tun.
Erreichtes: Tatsächlich war die 68er Frauenbewegung in ihren
vielen vielfältigen Ansätzen auf Gleichstellung schrittweise
recht erfolgreich und war bis weit ins Bürgertum verzahnt.
Ihr gelang es, die rechtliche Gleichstellung der Frau in allen
Bereichen durchzusetzen. In der Frauenbewegung der 68er Revolte
und der Nach68er, so wird das rückblickend gesehen, dominierte
die Egalitätstheorie, die eine Gleichstellung von Männern
und Frauen einforderte, denn das war ja vorher nicht gegeben.
Nach dem Erreichen der rechtlichen Gleichstellung stellten sich
für die Frauenbewegung neue Fragen, die zur oben schon angedeuteten
Ideologie und neuen Zielen führte, da es bei Frauenunterdrückung
nicht nur um juristische Fragen geht, sondern auch um Traditonen,
Gewohnheiten, dem gesellschaftlich angelegten und erwartetem
Geschlechtrollenverhalten, als Kern:
Es gibt überall Männermacht und nirgendwo Frauenmacht
im Patriarchat als Herrschaftsform der systematischen Frauenunterdrückung,
und das muss geändert werden.
Anders ausgedrückt, in den Schlüsselbereichen und wo
man besser verdienen konnte saßen überall Männer.
Kurswechsel in der Frauenbewegung: Diese realen Benachteiligungen
hätten dazu führen können, Den Abbau der gesellschaftlich
zugeordneten Eigenschaften Männlichkeit und
Weiblichkeit einzuforden unde zu betreiben.
Sie führten stattdessen einerseits zu Forderungen wie z.B.
die Frauenquote sie führte allerdiungs auch zu einer neuen
Ideogie, die sich gegen die Gleichstellung der Frauen stellte.
Sprecherinnen der Bewegung verkündeten, dass Frauen immer
Opfer von Männern sind und Männer generell immer die
Täter, auch die schwulen Männer.
Es wurde auch von einem Hausfrauengehalt gesprochen, das der
Ehemann zu zahlen habe. Solche Forderungen führten freilich
in die Isolation, weil die normalen Frauen der Gesellshaft darin
überhaupt keinen Sinn erkannten. Arbeitnehmerinnen wussten
nämlich, dass der Ehemann, der das Familieneinkommen nach
Hause brachte und seiner Frau aushändigte, für solche
Forderungen gar kein Geld hatte.
Diese inhaltliche Verwirrung in der Frauenbewegung führt
dazu, dass es in der neuen Phase der Frauenbewegung nicht mehr
um den Abbau von Männlichkeit und Weiblichkeit, sondern
um das recht auf Weiblichkeit ging. Die Geschlechtrolle Weiblichkeit
hat nämlich auch den Vorteil, aus der zweiten Reihe heraus
durchaus Macht zu haben, indem an der Macht der ersten Reihe
partizipiert wird, ohne offen in Erscheinung zu treten. Hier
spielt auch die Moralwächterinrolle der Frau eine große
Bedeutung. Aber eine Frau kann ja nicht gleichzeitig aus der
2, Reihe vom Männergehalt partizipieren und gelichzeitig
in der 1. Reihe stehen.
In den 80er Jahren tauchte also in der Frauenbewegung zunehmend
die sogenannte Differenztheorie auf. Die Geschlechter seien in
Wirklichkeit sehr unterschiedlich, und das vorrangig in biologischer,
daher auch in psychischer und daraus folgend auch in sozialer
Hinsicht. Die Forderungen wurden darauf abgestellt, Frauen anders
(bevorzugt) zu behandeln als Männer. Zum Beispiel wurde
erwartet, dass durch Gesetze (Quotenreglung) Männer daran
gehindert werden sollten, alleine die Führungspositionen
zu besetzen. Bei gleichen Voraussetzungen, so wurde Argumentiert,
seien Frauen immer noch benachteiligt und daher bevorzugt zu
behandeln.
Dies führte jedoch nicht nennenswert dazu, dass Frauen in
Führungspositionen kamen, da einfach nicht genügend
infragekommende Frauen in den Gremien vorhanden waren. Diese
Situation wurde wiederum als Bestätigung der Differenz angesehen,
statt die immer noch vorherrschenden Geschlechtsrollen zu hinterfragen.
So wurde z.B. die eben erst errungene Co-Edukation (Jungen und
Mädchen in der gleichen Klasse und mit gleichem Lehrstoff)
in Teilen der Frauenbewegung und auch in der emma wieder in Frage
gestellt, da diese nicht Mädchengerecht sei. Genau diese
Differenztheorie arbeitete den patriarchalisch denkenden SexistInnen
in Kirche und CDU in die Hände und stellte Erreichtes wieder
in Frage.
In den Frauenzentren wurden, wohl gerade wegen dieser verwirrenden
Zielsetzungen, Lesben bzw. Lesbengruppen moralisch von Feministinnen
gemaßregelt, durch offenes Auftreten von Lesben in Frauenzentren
würden andere Frauen in den Zentren verdächtigt, lesbisch
zu sein, was dazu führe, dass normale Frauen nicht mehr
in die Zentren kämen.
Lesben beschwerten sich in den femnistischen Einrichtungen über
ihre Unsichtbarkeit und bestanden z.B. bei Parties und anderen
Veranstaltungen dass diese Parties z.B. FrauenLesbenParty
genannt wurden, was zwar sprachlicher Unsinn ist aber das Dilemma
aufzeigte, in dem sich Lesben befanden.
Das Buch Ketzerinnen von Sheile Jeffreys, aus dem
Amerikanischen übersetzt, erschienen im Verlag Frauenoffensive
wurde unter feministischen Lesben heiß diskutiert. Hier
wurden u.a. Lesben, die Sexualität nicht ausschließlich
in monogamen Bindungen erleben als Schlampen definiert und bei
den lesbischen Rollenspielen Femme und Butch die
Femme als eine Lebe definiert, die sich letztlich der vom Mann
zugeordneten Rolle unterwerfe und die Butch als eine Lesbe, die
mit Männern gegen die Frauen paktiere.
Lesbische sexuelle SM-Praktiken seien der Kult des Faschismus.
Lesben wurden davor gewarnt, mit Schwulen zusammenzuarbeiten,
weil sie durch schwule Männer zur Unsichtbarkeit gedrängt
würden.
Entstehen einer Lesbenbewegung: Dann erschien 1983 in Hamburg
die kleine Broschüre Lesben offensiv der Lesben
aus der lesbisch-schwulen Unabhängen Homosexuellen
Alternative. Hier lesen wir: Viele Lesben
wurden von den Projekten der Frauenbewegung aufgesogen. Sie gaben
und geben sich der Täuschung hin, dass Frauen, die Frauen
lieben, mit ihrem Kampf um Emanzipation am besten in der Frauenbewegung
aufgehoben sind. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß das
nicht so ist. Auch in der Frauenbewegung wurde unsere Arbeit
im hohen Maße durch Homosexualitättsfeindlichkeit
behindert, wenn nicht gar unmöglich gemacht. Zu schnell
gaben sich viele unserer Schwestern dem theoretischen Trugschluss
hin, sie müssten nur kräftig für die Emanzipation
der Frau arbeiten, dann erledige sich ihr lesbischen Problem
gleich mit.
Wir haben uns mit der Ideologie, die uns als Weg und Ziel einzig
Partnerschaft und Bündnis mit Frauen vorschreiben, auseinandergesetzt
- ... Diese Lesben kamen letztlich zu dem Schluss,
mit schwulen Männern gemeinsam gegen die Anti-Homosexualität
einzutreten, wo immer sie auch auftaucht, also Teil einer schwul-lesbischen
Bewegung sein zu wollen.
Das Buch von Susie Bright Susie Sexperts Sexwelt für
Lesben, in Deutschland erschienen bei Krug & Schadenberg,
befreite sozusagen die Sexualität der Lesben aus der von
Bewegungsfrauen verkörperten moralischen Fesselung. Und
Bücher von Laura Merrit, die als deutsche Susie Bright
bezeichnet wurde, meistens erschienen im Konkursbuchverlag Claudia
Gehrke, halfen eifrig mit, nicht zuletzt Lauras Animösitäten
& Sexkapaden, Queerlesbisches Sexikon.
Was die gesellschaftlich Frauenrolle Moralwächterin
betrifft, die Frauen eine gewisse Macht auch über Männer
geben kann, so fällt diese Moral als Moralfessel auf die
Frauen selber zurück und hat letztlich die Funktion, die
Sexualität der Frau der des Mannes unterzuordnen.
Diese Moral stammt aber aus der katholischen Sexualethik und
hat u.a. die Frauen um die Macht über sich selbst und über
ihren eigenen Körper gebracht.
Worin ein Hintergrund des konfrontierende Verhaltens mancher
lesbischen und heterosexuellen Frauen gegenüber solchen
Lesben besteht, die eine echte Lesbenbewegung aufbauen wollen,
lässt sich aus einem Interview erkennen, das in der taz
am 28.06.97 zu lesen war. Daran nahm Klaudia Brunst teil, die
damalige Chefredakteurin der taz, die hier für eine eigenständige
Lesbenbe-wegung eintrat, die ihre Pflicht als Lesbenorganisation
wahrnimmt und gegebenenfalls auch zusammen mit den Schwulen für
das Recht auf Homosexualität und ein besseres Leben für
homosexuelle Menschen kämpfen soll. Und Jutta Oesterle-Schwerin,
die zu diesem Zeitpunkt Geschäftsführererin der Feministischen
Partei DIE FRAUEN war, die dafür eintrat, dass die
Lesben in der feministischen Bewegung arbeiten müssten und
die gegen die Zusammenarbeit von Lesben mit Schwulen eintrat,
weil Schwule eben zum Gegner gehören würden, denn Schwule
seien eben auch Männer. Hier lesen wir u.a.:
(...)
Brunst: Nichts gegen das Ende des Patriarchats. Aber bis
dahin würde es mir schon helfen, als Homosexuelle die gleichen
gesellschaftlichen Rechte zu haben. Ihre Argumentation scheint
mir sehr im Dienst der großen feministischen Sache zu stehen
...
Oesterle-Schwerin: Ohne Utopie werden wir keinen Schritt
vorankommen, auch keinen kleinen.
Brunst: ... und in den Frauenzentren sitzen derweil die
Lesben und erklären den Heterofrauen, wie man vernünftig
verhütet.
Oesterle-Schwerin: Das ist genauso wenig sinnvoll, wie
wenn Lesben sich in der Aidshilfe engagieren oder sich rote Schleifchen
an die Jacke stecken, schließlich haben wir das geringste
Aidsrisiko.
Brunst: Aber ziehen Sie mal alle Lesben aus Frauenprojekten
ab, dann fallen die Projekte zusammen ...
Oesterle-Schwerin: Da haben Sie recht.
Brunst: ... uns Sie nennen sich trotzdem Frauenradio,
Frauenzen-trum. Sie sind ja Geschäftsfüh-rerin einer
Frauenpartei ...
Oesterle-Schwerin: ... einer feministischen Partei!
Brunst: ... die Die Frauen heißt.
Oesterle-Schwerin: Aber die Lösung besteht nicht
darin, Lesben aus Frauenprojekten abzuziehen und der Schwulenbewegung
zuzuführen ...
Brunst: ... Homosexuellenbewegung ... (...)
- Der Streit um Women-Power zwischen dem Konzept
einer Lesbenbewegung und dem der Lesben in der feministischen
Frauenbewegung scheint auch gegenwärtig noch das größte
Problem beim Aufbau einer Lesbenbewegung zu sein, die den Namen
Bewegung auch zurecht benutzen könnte.
Eine Kampagne, geführt von der feministischen Zeitschrift
emma gegen das Mahnmal in Berlin, gehört auch zu den unschönen
Seiten in diese Auseinandersetzung, in der sich die feministische
Seite nicht scheute, die gesellschaftliche Verfolgung der Schwulen,
für die der von den Nazis verschärfte § 175 StGB
angewandt wurde, in der Nazizeit zu verharmlosen, indem von geringen
Zahlen geschrieben wurde, ohne die gesellschaftliche Verfolgung
der ganzen Schwulenszene mitzuberücksichtigen, und wahrheitswidrig
den Eindruck erweckte, dass Lesben dort ebenso verfolgt worden
seien wie Schwule.
Vor der Nazizeit und danach wurden ebenfalls nur die Schwulen
staatlich verfolgt und die Lesben eher ignoriert, was sich die
Schwulen gewünscht hätten, statt eingesperrt, diskriminiert,
geschlagen usw. zu werden.
Das Problem, dass das Leiden und die Diskriminierung wie Verfolgung
schwuler Männer, die den politischen Antrieb ihrer Bewegung
darstellt, von einem wesentlichen Teil der Feministinnen nicht
anerkannt werden und eher heruntergespielt werden, hat damit
zu tun, dass Männer angeblich immer die Täter gegen
Frauen sind, die immer Opfer sind, was so sachlich nicht richtig
ist, was man aber als Grundlage ihrer Ideologie erkennen muss
und folgendes annehmen kann:
Die Frauenbewegung wäre inhaltlich am Ende, nachdem bei
uns und weltweit die gesetzliche und gesellschaftliche Gleichstellung
der Frau erreicht wäre.
Doch entsprechend der Differenztheorie (siehe oben) ist auch
bei Gleichstellung der Mann noch nicht besiegt. Und weil es immer
noch und schon wieder mehr und mehr Männer gibt, die sich
Frauen gegenüber so verhalten, als ob es die Kämpfe
der Frauenbewegung gar nicht gegeben hätte, werden auch
ständig neue Gründe geboren, Lesben davon abzuhalten,
endlich für sich selber einzutreten und ihren homosexuellen
Lebensstil besser zu entwickeln und entfalten.
Dennoch, eine eigenständige Lesbenbewegung, die für
die Lesben in der Gesellschaft arbeitet, die zusammen mit der
Frauenbewegung arbeitet, wo es die Lage erfordert, für die
Rechte aller Frauen zu kämpfen, und die auch zusammen mit
der Schwulenbewegung arbeitet, wenn die Lage es erfordert, für
das Recht auf ein homosexuelles Leben und für die Rahmenbedingungen
dazu einzutreten, das wäre sicher sinnvoll.
-
- 3. Brauchen wir eine Lesben- und Schwulenbewegung
und wozu?
Lesbische Frauen, die ihrer Erwerbsarbeit und ihren bescheidenen
Feierabendvergnügungen nachgehen, die möglicherweise
in ihrer Wahlfamilie leben, wie sollen die erkennen, dass mit
der scheinbar uns wohlwollenden psychologischen Definition Ichdystone
Sexualorientierung man dabei ist, zu versuchen, Homosexualität
wieder in die Richtung einer Geisteskrankheit zu rücken.
Es handelt sich hier angeblich um die Störung, die eigene
sexuelle Orientirung nicht akzeptieren zu können. Dies ist
aber keine psychische Krankheit, sondern das Problem aller Lesben
und Schwulen im Coming-out, wenn sie die gesellschaftlich anerzogenen
antihomo-sexuellen Vorgaben in ihren Köpfen überrwinden
müssen.
Und der junge scharfe Gayman, auf dem Weg in die Disco, um den
Mann für die Nacht kennenzulernen, wie soll der wissen,
dass die fetzigen Reggae-Rhythmen, die mit den für ihn sprachlich
unverständlichen Reggae-Texten geschmückt waren, dass
in denen dazu aufgerufen wird, homosexuellen Männern in
den Kopf zu schießen.
Wie sollen beide wissen, dass bei einem internationalen Psychotherapeuten-Kongress
an der Universität in Marburg religiöse Fundamentalisten
auftreten, die überall herumerzählen und verbreiten,
dass Homosexualität heilbar sei, indem die Männer in
ihren Männlichkeit und die Frauen in ihrer Weiblichkeit
verstärkt würden und beide zu Gott kommen würden.
Und viele aus der Szene wissen viel-leicht nicht, dass diese
Homo-Heiler, wenn sie behaupten, dies nur mit dem
Willen der Betreffenden zu können, dass sie während
der ohne-hin problematischen inneren Kämpfe im Coming-out
durch solche Machenschaften auf tragische Weise oftmals in ihrem
Coming-out um Jahre herausgezögert werden.
Dieses alles und weitere Anschläge auf unser Recht, so zu
leben, wie wir nun mal sind (wir haben uns dies schließlich
nicht ausgesucht), müssen permanent beobachtet, aufgedeckt,
zurückgewiesen, publiziert werden, es muss zu Protesten
aufgerufen werden, dazu benötigen wir Menschen mit klugem
Kopf und sinnvolle Einrichtungen, die Beobachtungen aufgreifen,
sammeln und weiterleiten.
Wer versucht mit wirksamen Argumenten auf Parteien einzuwirken,
wer beobachtet Behörden bei ihrem Umgang mit Homosexuellen
und ihren Einrichtungen? Wer deckt antilesbische bzw. antischwule
Machenschaften von Behörden auf? Wer traut sich, Hetze gegen
Lesben und Schwule bzw. unsere Lebensart und unsere Einrichtungen
seitens KirchenvertreterInnen oder Sprechern unterschiedlicher
Religionen aufzudecken und zu bekämpfen?
Wer hilft mit, entsprechende Übergriffe gegen Lesben und
Schwule im Ausland aufzudecken, dies zu publizieren, mit RegierungsvertreterInnen
zu verhandeln, wie z.B. den Außenminister oder Entwicklungshilfeminister
damit umgehen könnten und wer hilft mit, Solidaritätskampagnen
für Lesben und Schwule in den Ländern zu organisieren?
Wir brauchen Organisationen, die sich für uns dieser und
noch weiterer Themen annehmen.
Und damit genügend engagierte Menschen ihre Fähigkeiten
dort einbringen können und wollen, benötigen wir um
diese Organisationen herum weitere Strukturen des lesbischen
und schwulen kulturellen Lebens, selbstverständlich der
Aids-hilfen, die alle über Wochenendvergnügungen in
der Szene hinausgehen und jeweils einen oder mehrere Bereich
unseren Lebens gut bearbeiten und vertreten.
Ziel wäre es, dass jede lesbische Frau und jeder schwule
Mann sich in mindestens einer diese Organisationen engagieren
wollen. Dann kämen wir einer Bewegung nahe.
-
- 4. Was ist unsere Lesben- und Schwulenbewegung
und was könnte sie sein?
Die Frage, was eine Lesbenbewe-gung und eine Schwulenbewegung
in Zusammenarbeit für uns homosexuelle Menschen alles sein
könnte, das, so wird jede und jeder sagen, kann man nicht
voraussehen. Das stimmt, aber es stimmt auch nicht.
Eine gut organisierte Bewegung, getragen von einer breiten Szene,
von außen unterstützt von vernünftigen Menschen
anderer Bewegungen, politischer Parteien und ganz besonders der
Soialwissenschaf-ten, könnte und müsste in der Lage
sein, dafür zu sorgen, dass die Gründe verschwinden,
die aus Lesben und Schwulen Menschen dritter Klasse machten und
machen.
Wir haben derzeit einen etwas größeren Verband, den
Lesben- und Schwulenverband, der sich bemüht, alles, was
im Moment ansteht, so gut wie möglich zu bewältigen.
Wir haben den Lesbenring, der die Lesbenbewegung zu koordinieren
versucht. Auch das Lesbenfrühlingstreffen geht auf Aktivitäten
im Lesbenring zurück. Der Lesbenring kümmert sich vorrangig
um das lesbische Leben und arbeitet auch mit Schwulenorganisationen
dann zusammen, wenn es sinnvoll ist. Er hat u.a. in Solidarität
mit den Schwulen den Verdienst, im Vorfeld zum Mahnmal in Berlin
diese abwertende Kampagne nicht mitzumachen. Deshalb wurde er
dann von emma öffentlich niedergemacht.
Wir haben unterschiedliche The-mengruppen, die mit dem Lesbenring,
wenn es sich um lesbische Gruppen handelt oder dem LSVD, wenn
es sich um lesbische oder schwule Gruppen handelt, zusammenarbeiten
oder die dort Mitglied sind. Man könnte das Netzwerk unserer
Organisationen weiter ausbauen und auch die Kommunikationsnetzwerke
verbessern. Man könnte auch die Szene noch besser informieren
als jetzt.
Über die Gleichstellung von Lesben und Schwulen in allen
Bereichen der Gesellschaft und die Solidarität mit unterdrückten
homosexuellen Menschen im Ausland hinaus, haben wir vielleicht
noch weitere Interessen. Zu denen gehört, dass die Ursachen
für Homophobie angegangen werden müssen.
Zu ihnen gehört das Verhetzen von Menschen zur Sexfeindlichkeit
und besonders zur Homosexualitätsfeindlichkeit durch religiöse
Gruppierungen und die gesellschaftliche Dressur zur Weiblichkeit
bei Frauen und zur Männlichkeit bei Männern.
-
- 5. Bündnispolitik
Die wichtigste Partnerin, mit der wir verbündet sein müssen,
ist die Frauenbewegung in ihrem Ziel der Gleichstellung der Geschlechter
in allen Gesellschaftsbereichen sowie besonders solche Teile
der neuen Frauenbewegung, denen es um die Dekonstruktion der
bekanntermaßen künstlich entwickelten Eigenschaften
Weiblichkeit und Männlichkeit geht.
Weitere BündnispartnerInnen von uns sind solche Organisationen,
die sich gegen rechtsradikale politische Kräfte zur Wehr
setzen, die bekann-termaßen übel mit homosexuellen
Menschen und anderen Minderheiten umgingen und umgehen, nämlich
die Nazis. In unserem Interesse liegt es nämlich, dass Nazis
nie mehr die Gelegenheit bekommen, so mit Mitmenschen umzugehen.
Weitere Bündnispartner könnten solche Organisationen
sein, die für eine sozial gerechtere Zukunft eintreten,
denn Menschen in schlechten sozialen Verhältnissen werden
gerne gegen Sündenböcke gehetzt, und zu dem möglichen
Sündenböcken gehören auch wir.
Wir können Bündnispartner von Organisationen der Friedensbewegung
sein und für Gruppen, die für eine gesunde Umwelt und
für das Menschenrecht eintreten, sich nicht ir-gendwelchen
Religionen unterwerfen zu müssen. (js)
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