107. Print-Ausgabe, Sommer-LUST 2011
 
Zum Titelblatt der 106. LUST:
Hallo Ihr und hallo Du,
der Titel der Frühlingslust ist Euchwirklich gut gelungen, Er hat mich sofort angesprochen. Und im Inhalt seid ihr ja auf die Sache mit der Atomkraft ziemlich weit hinten eingegangen. Das hatte wohl was mit Merkels Moratorium zu tun. Gut, dass Ihr die Spekulationen darüber auf den Boden der Wortbedeutung zurückgeführt habt, was uns freilich nicht vor Überraschungen schützt.
Es grüßt Euch
Julia aus Mainz
 
Zu „Zukunftspolitik“ in der 106. LUST S 26f:
Liebes Lüstlinge-Team,
was Ihr „Zukunftspulitk“ nennt, habe ich mit recht gemischten Gefühlen gelesen.
Was Ihr als „politishe Kenngrößen“ bezeichnet, ist ja wohl nur die Diskussion der Zeitgeistmedien. Die „sozialen und politischen Schlichtungen“ das ist eher interessant, so muss man Eure Klassenanalyse doch zum Teil in Frage stellen. Sehr interessant fand ich die Aufarbeitung des Streits zwischen Ostlinken und Westlinken, da ist mit Sicherheit was dran.
Eure Beschreibung der Parteilpolitik hat mich geärgert, bis ich begriff, das Ihr das selber als anregende Provokation seht. Schließlich gibt es auch noch Leute in manchen Parteien, die mit Engagement ihre politischen Anliegen dort gut vertreten können.
Was Ihr über Medienpolitik schreibt, ist nicht besonders weitreichend, da habt Ihr schon Besseres geschrieben und bei „Meinungsfreiheit“ macht Ihr Einschränkungen und seid infolgedessen nicht gradlienig.
Der Unterschied zwischen Bürgerbesegungen und Basispolitk ist berechtigt und wichtig.
Unterm Strich ein guter Artikel mit anregenden Widersprüchen. Falls sich dazu auch noch andere Leser äußern, bitte ich, mir das zugänglich zu machen, damit ich sehe, ob andere die gleichen Bedenken und den gleichen Lob äußern.
Es grüßt Dich
René aus Zürich
 
Vom Andreas, Merlin Verlag, an Joachim:
Lieber Joachim,
die Frankfurter Messe ist schon wieder eine Weile her, mittlerweile waren wir sogar schon in Leipzig ... Wie geht es Dir, wie geht es Euch?
Vor längerer Zeit hast Du ein Rezensionsexemplar von Björneboes „Ehe der hahn kräht“ angefordert. das Buch ist soeben erschienen, und das nehme ich zum Anlass, Dir zu schreiben. Wir kämpfen uns ja immer so durch, wobei die Kämpfe angesichts der bekannten Probleme im Buchanel sich stets zu verschärfen scheinen. Klagen darf man nicht, es führt zu nichts. Aber diesem verdammten Indianer nachgefühlt kann man sagen: erst wenn Ihr den gleichen Mist gefressen habt, werdet Ihr merken, dass etwas fehlt ...
Blörneboe ist ein Autor nach meinem Geschmack: wild, ungehobelt, widersprüchlich. „Ehe der Hahn kräht“ ist meiner Meinung sein bestes Buch, es ist ein Klasiker der europäischen Romankunst. Und angesichts der aktuellen Diskussion um die Möglichkeiten und Grenzen der modernen Medizin, aber auch um die Konsequenzen des technischen „Fortschritts“ ist es von bestechender Aktualität.
Ich wünchce Dir eine interessante lektüre und freue mich von Dir zu hören! Lass es Dir gut gehen bis zum Herbst in Frankfurt!
Herzliche Grüße, auch an den Rest der LUST-Truppe
Andreas
 
Hallo Andreas,
vielen Dank für die Zusendung dieses außergewöhnlichen Buches, was mich durchaus beeindruckt hat und für mich die Fragestellng aufwirft, ob die bewusste Trennung zwischen Beruf und zu Hause, die ja auch im Interesse der Berufstätigen gegenüber den Arbeitgebern verteidigt wird, im Kern deshalb reaktionär ist, weil 1. nur so bestimmte berufliche Grausamkeiten durchgeführt werden können und weil 2. die Erwerbsarbeit dennoch ins Privatleben auf vielfältige Art eingreift. Eine alte 68er Diskussion. Es geht um Moral oder eher Ethik, die im Arbeitsleben wohl generell nicht gerne gesehen ist, im Privatleben jedoch eine große Rolle spielt und auch spielen soll.
Gut, das ist nicht das Hauptthema in diesem Buch, hat sich mir aber als wichtiges Thema aufgedrängt, zumal ich mich gerade mit „Differenz versus Vielfalt“ beschäftigte.
Dass auch ihr von den Problemen des Buchhandels verfolgt werdet, ist naheliegend und tut mir sehr leid, zumal Ihr ja wirklich eine ganze Reihe bemerkenswerter Bücher velegt, nicht zuletzt die Werksausgabe von Jean Genet und dann natürlich auch Boualem Sansal, dessen „Das Dorf des Deutschen“ ich je auch mit großem Interesse gelesen (und Rezensiert) habe und der, wie ich auf Eurer Seite in Internet lesen konnte, dieses Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält, wozu wir auch Euch nur gratulieren kann. Das lässt allerdings im Herbst viel Rummel um Euren Stand auf der Buchmesse erwarten, so dass wir in diesem Jahr wohl auf anregende Streitgespräche zwischen uns verzichten müssen.
Aslo dann bis zur Buchmesse im Herbst in Frankfurt,
es grüßt Dich
Joachim