108. Print-Ausgabe, Herbst-LUST 2011

Zu Kritk der Differenz, Lob der Vielfalt, 107. LUST:
Liebes LUST-Team, lieber Joachim,
als die Sommer-LUST dann endlich in meinem Briefkasten war, habe ich mich sofort über den Artikel „Kritik der Differenez, Lob der Vielfalt“ hergemacht.
Seltsam, dass vorher noh ein kleiner Beitrag „Lob der Differenz“ stand. Wohlk zur Absicherung, lieber Koachim? Das ließ schlimmes befürchten.
Aber so schlimm kam es gar nicht. Man muss eben eine Differen (kicher) machen zwischen dem Differenzieren in den Stoffeigenschaften in der Naturwissenschaft und dem Differenzieren zwischen der gesellschaftlichen Wertigkeit von Menschen.
Das habt Ihr dann anschaulich und nachvollziehbar herausgestellt und abgeleitet, sodass ich für politische Streitgespräche noch gute Argumente gewinnen konnte, um schlechte Argumente abzuwehren.
Das Akzeptieren der Vielfalt der Menschen in vielen Lebensfragen hat mir ausgesprochen gut gefallen, auch wenn ich an einigen Stellen stutzte und erst einaml darüber nachdenken musste, weil ich hier anderes dachte und wohl noch denke: „Kein Mensch hat aber das Recht, in einer Beziehung einen anderen Menschen in wesentlichen Teilen seiner Autonomie zu bevormunden, beispielsweise wegen Sexualität, die ohnehin nicht ihm gilt oder gegeolten hat.“ Das bedeutet ja, dass man in einer Beziehung den Seitensprung und die Selbstbefriedigung zu akzeptieren hat. Wird damit nicht jegliche Beziehung völlig um ihren Sinn gebracht und ständig von außen gefährdet? Das wäre ja eine Beziehung, in der nicht nur alles ständig nur aus purer Freiwilligeit geschieht, sondern in der man schon aus Prinzip Verhaltensweisen der/s Pertners/in, die er/sie mag aber nicht ich, zu akzeptieren hat. das ist aber doch recht schwer zu akzeptieren. Wozu denn dann noch eine Beziehung?
Vielen Dank für Eure Anregungen. Das ist bei der heutigen Gleichschaltung unbezahlbar.
Viele liebe Grüße, Manfred aus Flensburg

Hallo Manfred,
vielen Dank für Deinen ausführlichen und interessanten Brief. Schön, dass wir so aufmerksam gelesen werden.
Nun zu Deinen Fragen:
Dadurch, dass Beziehungspartner auch andere Menschen sexuell wahrnehmen, wird die Beziehung nicht um ihren Sinn gebracht, denn ihr Sinn ist es doch nicht, sich gegenseitig sexuell einzuschränken. Im Gegenteil werden die Beziehungspartner von Eifersucht entlastet und auch nicht zu Sexversionen genötigt, die sie gar nicht mögen aber hinnehmen, um den Partner im Bett zu halten.
Dann: wenn Du in einer solchen Beziehung mit irgend einem Verhalten Probleme hättest, müsstest Du dies dann Deinem Partner mitteilen, dass dies so ist und warum dies so ist. Und er könnte dann entscheiden, ob ihm sein Verhalten wichtig ist oder ob er es ändert.
Dies stellt aber die Beziehung nicht in Frage, sondern das gebietet die gegenseitige Achtung.
Viele Grüße aus Wiesbaden,
Joachim von der LUST

Zu „Tag der Homophobie“ in der 107. LUST S 28ff:
Liebe alte Lüstlinge,
der Artikel bezüglich der noch immer existierenden Vorstrafen homosexuller Männer wegen früherer Verurteilungen, die heute als menschenrechtswidrig angesehen werden, und die beschämenden Antworten der Sprecher der Unionsparteien und der FDP dazu sowie das Schweigen der SPD hat uns tief bewegt und beeindruckt.
Wir jungen Schwulen und Lesben wissen oft gar nicht, wie unsere Politiker jenseits ihrer Propaganda wirklich ticken und da brauchen wir Euch Alten, uns dies zu erklären. Vielen Dak für die Existenz Eurer Zeitschrift und dass Ihr damit immer weiter macht.
Viel Kraft und Gesundheit und noch viele Ausgaben
Jakob und Rosi aus Erfurt

Hallo Ihr beiden jungen Zwei,
Nett, dass ihr uns dies geschrieben habt. Das animiert uns und ermutigt uns, noch weiterzumachen.
Bei hessischen Runden Tisch (Siehe S. 38) habe ich dieses Thema bei Frau Lüders (FDP), Antidiskrimi-nierungsstelle des Bundes angesprochen. Die brauchte aber gar nicht zu antworten, weil Herr Hengelein sich dazu äußerte und diesen Vorgang meiner Meinung nach bagatellisierte. Außerdem hat er die Vorbestragten von 1949 bis 1994 so nicht gelten lassen, sondern reduzierte das Thema auf 1949 bis 1969, als die Naziversion des & 175 StGB abgeschafft wurde, als ob die dann bis 1994 geltende Fassung keine Diskriminierung darstellte und die in dieser Zeit Verurteilten und immer noch Vorbestraften mit Recht noch immer als Sexualverbrecher gelten.
Eine Debatte dearüber war kaum möglich, weil mir kein Interesse daran vorzuliegen schien, um es höflich auszudrücken.
Ihr seht, dass es gerade hier in Deutschland an so manchen Stellen noch recht viel Homophobie gibt, die sich in ganz unterschiedlichen Formen zeigt, auch durch ältere schwule Männer, die die Zusammenhänge wohl besser kennen müssten.
Ich freue mich, dass Ihr Euch dafür interessiert und finde es schade, dass Erfurt so weit weg von Wiesbaden ist. Seid herzlich gegrüßt
Joachim von der LUST