Diese nachfolgenden LeserInnenbriefe beziehen sich alle auf den Artikel "Was ist eigentlich Aetatismus" in der 57 LUST auf S. 32, der hier in www.lust-zeitschrift.de unter Artikel/Archiv/Wissenschaft abgelegt ist.
Liebe Leute von der LUST,
ich beglückwünsche euch für den Artikel über
den Aetatismus in der 57. Ausgabe auf Seite 32. Es ist wahr, dass
die Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres angeblich zu hohen
oder zu niedrigen Alters für selbstverständlich gehalten
wird. Die Entmündigung des Kindes kommt der Entmündigung
des älter werdenden Menschen gleich. Ich finde es auch richtig,
dass ihr in dem Beitrag den Aetatismus auf gleiche Stufe stellt
wie den Rassismus oder den Sexismus, denn auch dort werden von
biologischen Tatsachen gesellschaftliche Vorteile und Nachteile
abgeleitet. Man müsste diesen Artikel zu Pflichtlektüre
der ganzen Szene machen. Doch befürchte ich, dass diejenigen,
die aus ihrem gegenwärtigen Lebensalter Vorteile ziehen,
sich diesem Thema genauso verschließen werden wie sexistische
Männer, die Vorteile aus der Frauenrolle ziehen.
Friedrich K., Butzbach
Hallo!
Ich lese die LUST regelmäßig und finde so manche Anregung
in den kritischen Artikeln. Doch in der 57. LUST habt ihr wirklich
unsinniges Zeug zusammengeschrieben. Es gibt keinen "Ageism",
den ihr lateinisch Aetatismus nennt. Die von euch genannten Belege
lassen sich einerseits überhaupt nicht kritisieren und andererseits
anders erklären. Niemand wird bestreiten, dass ein Kind nicht
über sich selbst bestimmen kann und geschützt werden
muss. Pädagogen, Pfarrer, Jugendämter und andere werden
mit hohem finanziellem Aufwand dazu ausgebildet. Dass Kinder nicht
alles dürfen, dass Jugendliche vor Gefahren geschützt
werden müssen, hat nichts mit Diskriminierung zu tun. Auch
alte Leute, die im Leben keine Leistungen mehr bringen können,
werden nicht diskriminiert, wenn man sie von dort fernhält,
wo sie nur noch im Wege sind. Das Altern ist ein Naturgesetz,
Kinder sind unmündig, das könnt auch ihr nicht ändern.
Johannes, Frankfurt
Liebe Lüstlinge, lieber Joachim,
ich freue mich immer, wenn ich deine Artikel lesen kann. In der
letzten LUST habe ich den Artikel über Altersfeindlichkeit
und Jugendkult gelesen. Ich kann aus eigener Beobachtung nur zustimmen.
Es gibt schützenswerte Menschen, aber dies ist nicht in der
Weise an Altersgruppen gebunden, wie dies in dieser Gesellschaft
gehandhabt wird. Ich hoffe, dass es die LUST noch lange gibt.
Sabine R., Frankfurt
Hallo Joachim,
mit großem Interesse habe ich deinen Artikel über die
Diskriminierung auf Grund des Lebensalters gelesen. Natürlich
könnte man sich damit trösten, dass die, die heute abfällig
über Alte sprechen, auch einmal alt werden und die selbst
geschaffenen Vorbehalte am eigenen Leibe erfahren müssen:
ein schwacher Trost, der einer Kapitulation vor der Möglichkeit,
unser Leben (mit)-menschlich und selbstbestimmt zu gestalten,
gleichkommt. Das Lebensalter kann und darf nicht Kriterium für
die Bewertung eines Menschen sein, gleichgültig, ob es um
eine berufliche, partnerschaftliche oder sexuelle Beziehung geht,
da es uns lähmt und blind macht. Warum soll das geringere
Wissen des Jüngeren weniger wert sein als das des Älteren,
es ist schlicht anders. Warum soll der Ältere höher
bewertet werden, er hat zufällig ein wenig länger gelebt.
Es ist absurd, aus einer Altersgleichheit gemeinsames Interesse
oder sexuelle Attraktion abzuleiten. Vielleicht ist es nur Bequemlichkeit,
nicht über den Tellerrand seines Jahrgangs (+ / - 5 Jahre)
zu gucken. Es gäbe viel zu entdecken!
Uwe, Wiesbaden