Briefe in der 65. LUST, April/Mai 01
 
Zu dem Beitrag “Die Stimmungsmacher” in der 64. LUST, Februar/März 01 kamen folgende Stellungnahmen:
 
Liebe “Lüstlinge”,
Vielen Dank für Euren Beitrag zu den Drogen. Ich finde, dass tatsächlich viele Schwule, besonders in der Disco-Szene, Drogen nehmen, dass auch sehr viele Alkoholiker sind. Hoffentlich haben viele von ihnen Euren Beitrag gelesen.
Carl, Frankfurt/Main
 
... Was bildet Ihr Euch denn ein, wenn Ihr solche Beiträge schreibt. Meint Ihr denn, dass ein einziger Mensch durch solche Beiträge von seiner Drogensucht abgebracht wird? Besonders ärgerlich ist, dass Ihr Alkohol und Drogen in einen Topf werft. Wer Alkohol trinkt, ist ein Mensch, der sich in Gesellschaft gesellig verhält. Wer Drogen nimmt, ist ein Krimineller.
Nichts für Ungut
Friedrich S. aus Wiesbaden
 
Hallo,
ich freue mich immer, wenn die neue LUST kommt. Aber der Artikel über Drogen hat mich nicht gefreut, weil er doch die LeserInnen verleiten könnte, Drogen zu nehmen. Es wird von Euch dort nicht entschlossen genug gegen Drogen vorgegangen.
Marc, München
Nun ist die LUST auch noch in das Lager der Hanfgegner übergewechselt. Hiermit bestelle ich Euer moralinsaures Blatt ab und genieße stattdessen mein Pfeifchen.
U. Gießen
 
Zum Erlass der Bundeswehr zum Umgang mit Sexualität:
 
Durch Zufall fand ich in meinem Buchladen Eure Homo-Zeitschrift und erwarb sie. Sie stellt ein seltsames Sammelsurium von Themen dar. Andererseits bewirkte diese Mischung, dass ich den Erlass über den Umgang mit Sexualität lesen konnte. Zwar steht in diesem Erlass nichts, was nicht selbstverständlich wäre, aber wer hätte noch vor einem Jahr geglaubt, dass die Bundeswehr, die ja ihre Wurzeln in der Wehrmacht hat, solch eine Position vertritt?
Als Nichtbetroffener finde ich ansonsten, dass Ihre Arbeit sehr verdienstvoll ist.
Tomas K. aus Leipzig
 
„Homosexualität im Alter” in der 64. LUST, dieser Beitrag hat ganz unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen:
 
Hallo Ihr von der Lust,
Ja, das ist aus der Seele gesprochen, Joachim. Die Träume von der unbeschwerten Jugend wollen nicht aus dem Kopf gehen, Träume von einem Lebensgefühl, bei dem man glaubte, eine ganze Welt von unterschiedlichen Möglichkeiten wäre offen für uns, wir bräuchten nur zuzugreifen.
Erst später bemerkt man, dass man damals nur zu wenig wusste und deshalb optimistisch und unbekümmert sein konnte. Die Generationen sind tatsächlich in ihrem jeweiligen Bewusstsein unterschiedliche Welten. Und es ist so, dass man, sooft man sich an früher erinnert, alles verklärt sieht. Die Sehnsucht, auch die erotische Sehnsucht nach jugendlicher Spontaneität und Sexlust, ist die schwulengemäße Form, damit umzugehen.
Ich danke Dir für diesen sensiblen Artikel.
Markus H. aus Neunkirchen
 
So so,
Joachim kommt in die Midlife-Krisis
Sabine, Kassel
 
Tach auch,
das ist wieder einmal typisch für Joachim, der ja auch nicht mehr der frischste ist, dass er seine Lage beim Älterwerden mit soviel Wehleidigkeit beschreibt.
Einerseits für das eintreten, was er “sexuelle Freiheit” nennt, Fremdgehen, Pornobilder von jungen Schwulen im Internet betrachten und das auch noch zugeben, andererseits die Folgen davon beklagen.
Würdet Ihr Euch stattdessen ein wenig mehr um Leute Eures eigenen Alters kümmern, eine Ehe eingehen, statt wegzulaufen, wenn Ihr keine Lust mehr habt, dann wärt Ihr im Alter auch nicht alleine.
Für Moral muss man auch in unserer Szene eintreten und im Leben etwas mehr Verzicht leisten, was sexuelle Abenteuer betrifft.
Leo (17) und Jürgen (42), Hamburg
 
Zu den Beiträgen zur registrierten PartnerInnenschaft in der 63. LUST erreichte uns folgende Beiträge:
 
Hallo Ihr „Lüstlinge“,
war das denn notwendig, die Pamphlete von Gerhard und Westerwelle zu veröffentlichen? Von denen ist doch nichts anderes zu erwarten, als in ihrer Treue zur CDU gegen den Gesetzentwurf zu sein. Das ist bei dem Westerwelle selbst schon irgendwie tragisch. Wenn er erklärt, dass das Gestz auch deshalb nichts tauge, weil die zweite Hälfte nicht durch den Bunddesrat komme, dann kann er doch zum Beispiel als zukünftiger FDP-Chef dafür sorgen, dass die FDP Rheinland-Pfalz mit ihrem Koalitionspartner SPD (der das ohnehin gerne würde) dem Gesetzesentwurf zustimmt. Die Heuchelei dieses Herrn ist nicht zu überbieten.
Bezeichnend ist, dass es in dieser Frage im Bundestag zu einer Koalition zwischen CDU, FDP und PDS kam, die eben alle den Regierungsentwurf ablehnten.
Man müsste doch schon mal kleine Differenzen hinnehmen, wenn es um eine große Sache geht, und nicht auch noch die gemeinsamen Gegner, die Konservativen, stärken.
Da hat die PDS Ähnlichkeit mit den Grünen früherer Jahre, die wegen ihrer Fundamentalopposition den Konservativen letztlich in die Hände spielte.
In dieser Hinsicht war der Artikel wenigstens aufklärend. Wenn man in solcher Situation dem LSVD in die Arme fällt, wenn es um etwas geht, dann gehört man zu den Gegnern und Gegnerinnen von uns.
Rosemarie, Frankfurt
 
Zum ehemaligen großen LUST-Veranstaltungskalender und den Fernseh-Seiten in der neuen LUST:
 
Sehr geehrte Damen und Herren,
Da uns die „LUST“ nicht mehr anspricht und wir keine Fernsehzeitung brauchen. Und die Hinweise auf Veranstaltungen nicht mehr drinnen ist und wir uns nicht mehr dadurch orientieren können. Möchten wir kein neues Abo und lassen das Abo auslaufen.
Nina und Anette, Mainz
 
Hallo Ihr zwei Mainzerinnen,
vielen Dank für Euren Brief. Die LUST war für Euch eine Fernsehzeitung?
Das Fernsehprogramm, was Thomas mit großer Mühe und großer Sachkenntnis zusammengestellt hat, hat allgemein keine positive Resonanz gebracht, so dass wir uns diese Arbeit ersparen, wie wir uns schon früher die regionalen Veranstaltungen erspart haben. Die LUST ist ja nun nicht mehr regional.
Ihr werdet sicherlich bei den massenhaft kostenlos herumliegenden Blättern das finden, was Ihr sucht.
Seid gegrüßt, die Lüstlinge
 
Aus Anlass der Zweitveröffentlichung des Artikels „Bewegung und Strategie“ in der 62. LUST, Oktober/November 00 von Professor Rüdiger Lautmann schreibt dieser am 21.02.01:
Lieber Joachim,
Danke für Deinen Brief vom 26. Oktober. Sind wir nicht inzwischen so etwas wie Fossile der schwul-intellektuellen Szene? Allerdings, wo sind die Neuen?
Schöne Grüße, Rüdiger
 
Hallo Fossil Rüdiger,
unser Briefechsel hat ja so seine Zeitverschiebungen.
Ja, wir sind Fossile und ich kokettiere mit diesem Begriff schon eine ganze Weile. Dieser Status ist nämlich so schlimm auch nicht, denn man wird erst einmal in Ruhe gelassen von denen, die zur Zeit in der Bewegung den Ton angeben: Gay-Manager, LSVD usw., für deren tagespolitische Belange wir uns auch nicht so einfach einspannen lassen (wollen). Das gibt uns die Gelegenheit, die Lage zu analysieren und uns anregend auszutauschen.
Mit der LUST in dieser neuen Form versuche ich ein Forum für inhaltlichen Austausch aufrechtzuerhalten, dieses den Leuten der Szene anzubieten, die teilnehmen wollen, um dann wieder initiativ werden zu können, wenn Zeit dazu ist. (Sozusagen aus dem Winterschlaf erwachen) Ich habe nicht die Hoffnung aufgegeben, Neues mit anregen zu können.
Ich lade Dich und andere noch lebende Fossile ein, mit denen Du vielleicht Kontakt hast, Dich/Euch hier zu Äußern. Unsere LeserInnen, die ganau dafür Geld ausgeben, werden es Euch danken.
Joachim von der LUST
 
Mail zum Beitrag „Die Emanzipation der Frau“ in der 53. LUST, April/Mai 99, der im Artikelarchiv von unserer Page www.lust-zeitschrift.de entdeckt wurde.
 
Hallo Joachim,
erstmal Beifall für deinen differenzierten Standpunkt. Mir gefällt die Reife
im Thema sehr. Seit 3 Jahren beschäftigte ich mich mit der „Entstehung der Männerrolle in der Gesellschaft“ und habe ähnliche Schlußfolgerungen wie du gefunden. Da die Fassetten dieses Prozesses vielseitig sind, bin ich an weiterem Austausch interessiert.
Vieleicht schreibst du mir mal
lieben gruß
meickel
 
Ja, ich schreibe Dir, aber ich habe sehr viel mit der LUST zu tun, so dass ich nicht immer sofort Chatten kann.
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