72. LUST, Herbst 02, September/Oktober/November
 
Den Artikel „Jugend und Homosexualität“ in der 71. LUST nahm ein Leser zum Anlass, sich folgende Gedanken zu machen:
... Darf ich Ihnen meine Anerkennung für Ihre Arbeit ausspechen, die mir oftmals durchaus aus der Seele spricht.
... Ihr Artikel über die Jugend hat mein Weltbild und meine Hoffnung vollkommen geändert. Immer sagte ich mir, wenn ich über eine Diskriminierung und eine Ungerechtigkeit verzweifelt war, dass sich dies in Zukunft nicht mehr wiederholen werde, dass die nachwachsenden Generationen Homosexualität für selbstverständlich halten werden.
Die heute alten Menschen, die wie ich das 3. Reich und die homosexualitätsfeindlichen 50er Jahre der frühen CDU/FDP-Herrschaft noch miterlebt haben, die unter dem § 175 gelitten haben, sehen staunend, was unterdessen alles möglich ist.
Ich stimme ihrer gelegentlich geäußerten und ständig intendierten Auffassung zu, dass die 68er Revolte den eigentlichen Durchbruch brachte, in dem junge Homosexuelle in der Öffentlichkeit, provozierend die homosexualitätsfeindliche Mehrheit und die tolerantere Minderheit voneinander trennten. Dies erlaubte den toleranteren Menschen, die anderen als Spießer zu entlarven und lächerlich zu machen.
Soll das nun alles vielleicht schon wieder in Frage gestellt sein, weil in der nachwachsenden Jugend konservative Auffassung ohne Abgrenzung gegenüber der CDU-Ideologie wieder Einzug halten bis hin zu rechtsradikalen Ansichten?
Der Artikel hat mich sehr nachdenklich gemacht und auch hilflos, weil junge Menschen auf mich alten homosexuellen Menschen nicht hören werden, wenn ich versuchen sollte, mit meinen mir verbleibenden Kräften meinen beitrag gegen diese Entwicklung zu leisten.
Es grüßt Sie, Ihr sehr bestürzter
Johann M., Hof
 
Zum Beitrag Denunziation in der 71. Lust meint unsere Leserin Silke H.:
Sehr geehrte Redaktion,
Denunziation ist eine schlimme Sache. Und der Artikel darüber hat dies noch weiter bestärkt. Da kann man nicht widersprechen. Aber ich finden es wirklich nicht richtig, wenn Sie das Denunzieren jüdischer Mitbürger mit dem Denunzieren gleichgeschlechtlicher Männer in einem Artikel benennen, als handele es sich um etwas Gleichrangiges.
Jüdische Menschen sind so geboren und können nichts dafür. Sie hatte keinen Ausweg und ihr Leiden war unbeschreiblich. Homoexuelle Handlungen sind auch nach Gottes Gebot von ihrem Wesen nach übel, und die betreffenden Männer hätten einfach damit aufhören sollen, statt weiter zu sündigen, und so wäre sie außer Gefahr gewesen. Menschen der Denunziation zu bezichtigen, die diese kriminell handelnde Menschen der Gerechtigkeit zugeführt haben, das ist ein schlimmer und ungerechtfertigter Vorwurf.
Ansonsten habe ich mir Ihre Zeitschrift nur gekauft, weil auf dem Titelbild ein Artikel über „Antisemitismus“ angekündigt war. Ich finde, Sie begehen ein großes Unrecht mit Ihrem Blatt und bringen viele Menschen in Schwierigkeiten, indem Sie die homosexuelle Sünde auch noch rechtfertigen, statt den Menschen Hilfen zu geben, damit aufzuhören. Sie hätten dann ein besseres Leben und könnte ohne Probleme und in Übereinstimmung mit Gottes Geboten und den irdischen Gesetzen ein sittsames Leben führen.
Das Leiden homosexuelle Menschen in den Konzentrationslagern ging wirklich zu weit, aber diese Greul vor dem Herrn nicht mehr unter Strafe zu stellen, ist ein schwerer Fehler, weil er das Missverständnis ermöglicht, was nicht verboten ist, sei rechtens.
Auch Ihnen kann auch geholfen werden und auch Sie müssen nicht verdammt bleiben, wenn Sie nur etwas mehr Willen zeigen würden, von diesem Laster abzulassen und Ihre Zeitschrift Gottes Wort öffnen würden, um all die Menschen, die Sie unablässig ins Elend reißen, auf Gottes Weg zurückzuführen.
(...) Silke H., Überlingen
 
Werte Dame,
Ihr Brief an uns hat uns dann doch einigermaßen überrascht, weil wir nicht geglaubt haben, dasss es Menschen mit Ihrer Auffassung überhaupt noch gibt. Vielleicht ist dies auch so und der Brief ist ein schlechter Scherz. Dennoch haben wir ihn veröffentlicht und möchten wir auf ihn antworten.
Was Sie glauben, ist im Grunde Ihre Sache. Aber das würde Ihnen nicht das Recht geben, nach Ihre Glaubensgrundsätze andere Menschen zu be- oder verurteilen, die nach anderen ethischen Grundsätzen leben. Es ist interessant, dass in allen Religionen Menschcen auftreten, die ein staatliches Eingreifen zugunsten ihrer Religion verlangen. Ist denn Ihr Gott so schwach, dass Sie staatlichen Druck benötigen, um dessen Willen durchzusetzen?
Wenn ein Gottestaat gleich welcher Religion die Menschen zwingt, die religiösen Regeln einzuhalten, dann kann es ja keine persönliche Schuld oder Unschuld mehr geben, weil die persönliche Verantwortung durch den Staat von den Menschen genommen wurde, offensichtlich weil der betreffende Gott ohne die Staatsmacht nicht überzeugend sein kann.
Wir nehmen an, dass Sie sich als Christin verstehen. Was halten Sie von dem Gebot: „Richtet nicht, auf dass Ihr nicht gerichtet werdet“.
Es würde bestimmt vieles auf der Welt besser sein, wenn Menschen Ihres fundamentalistischen Zuschnitts gleich welcher Religion nirgendwo mehr ihr Unwesen treiben können.
(JS für die Redaktion)
 
Zum Thema „Frauen und Lusterfüllung“ in der 71. LUST erreichte uns folgender Brief:
Liebe LUST-Macherinnen und Macher,
der Titel hat mich interessiert, also habe ich mir die entsprechende Ausgabe gekauft. Leider war aber nur ein recht kurzer beitrag zum Thema zu finden. Nicht dass ich diesen Artikel kritisiern will, im Gegenteil. Ich fand ihn ausgezeichnet. Auch die übrigen Beiträge fand ich interessant und so habe ich den Kauf nicht bereut.
Dennoch war das Titelbild und die Ankündigung ein wenig irreführend. Denkt mal dran, wenn Ihr das neue Titelbild macht.
Es grüßt Euch
Astrid L., Hamburg
 
Hallo Astrid, Du hast recht, nach diesem Titel konnte man vielleicht einen längeren Artikel erwarten. Aber auf die Länge kommts ja nicht immer an. Wir heben immer einen Beitrag besonders auf dem Titel hervor, weil wir ihn für wesentlich halten. Aber uns fehlen tatsächlich die Beiträge schreibender Frauen.
Passen Titelbild und Inhalt in dieser Ausgabe zusammen? Wir hoffen ja, auch wenn es dieses Mal uns Frauen ja nicht so direkt betrifft.
Es grüßen Dich, Renate und Daniela von der LUST

Der Beitrag „Freiheit und Democracy“, auch in der 71. LUST, war Anlass für den folgenden Brief:
Hallo Ihr Lüstlinge,
vielen Dank für Euren Bericht über das Open-Ohr-Festival, auf dem ich auch war. Und an Eurem Artikel merke ich, dass ich auch ganz schön was versäumt habe. Aber man kann ja nicht überall sein. Und so kam mir Euer Artikel grade recht.
Besonders gefallen hat mir die Darstellung der Posiumsdiskussionen zum Thema „Wessen Geld regiert die Welt“ und „Innere Sicherheit und äußere Überwachungseinheiten“.
Die Alternative zur Globalisierung der Konzerne ist also die Globalisierung der Sozialsysteme in einer weltweiten sozialen Marktwirtschaft? Attac ist also keine sozialistische Alternative, sondern eine sozialromantische frühkapitalistische Bewegung? Junge Junge, das ist ja ganz schön ernüchternd. Und die Alternative zu Stoibers und Becksteins Polizeistaat ist Schröders und Schillys Überwachungsstaat? Sonst gibts nichts? Kann man damit zufrieden sein? So war jedenfalls das Resultat aus Mainz.
Ich freue mich, dass es Euch gibt und hoffe in den kommenden Ausgaben weitere interessante Anregungen und frustrierende Erkenntnisse vorzufinden, die mich wohl eher an harte Realitäten heranholt.
Bis dann irgendwann mal wieder
Marcus S., Mainz
 
Zum Beitrag in der 65. LUST über den Versuch der CDU, Gotteslästerung wieder stärker zu bestafen, den ein Leser im Internet gefunden hat, erhielten wir folgende Mail:
Ihr Artikel Gotteslästerung.
Dhamapada Gegenüberstellung /9
Jemand der die Safranfarbene Robe tragen will,ohne von Unlauterkeit frei zu sein, fehlt es an Selbstbeherrschung,und er ist nicht glaubwürdig,verdient demnach die safranfarbene Robe nicht.
Ich möchte damit sagen: Zeige mir eine einzige Partei die das C beinhaltet und die sich je christlich verhalten hätte.
Wer am lautesten Moral schreit, hat meistens keine. Es ist völlig egal,ob jemand schwul, lesbisch oder hetero ist, Menschen haben ihre eigene Ausdrucksform der Liebe und es gehört sich nicht, diese zu Klassifizieren und zu behaupten das eine ist „rein“ das andere nicht.
Ein „Gott“ der Angst vor einer Lästerung hat, hat sehr viel Angst um das Podest auf das er sich gestellt hat.
mfg
Peter Reiner
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