73. LUST, Winter 02/03
Tipps aus Dotzheim in der 72. Lust
Liebes Dotzheimer Kochstudio, dieses Mal haben die Gebackenen
Äpfel mit Fleischfüllung nachgekocht und das Gericht
hat uns wunderbar geschmeckt. Echt prima. Wir hatten erst nicht
geglaubt, dass diese Kombination gut schmecken wird. Hat sie aber
doch. Und dann haben wir die Traubetorte gegessen. Das hat die
Sache noch abgerundet. Wir sind schon ganz gespnnt, was in der
nächsten LUST steht, denn immer am Samstag, nach dem die
LUST in meinem Briefkasten liegt, wird gekocht.
Viele Grüße aus dem schönen Basel,
Andreas
Hallo Andreas,
das freut uns dann doch. Und, da sind wir sicher, das Rezept in
dieser LUST wied Dir auch munden.
Aber warte dieses Mal vielleicht bis nach Sivester, da passt es
besser,
meint
das Dotzheimer Kochstudio
Gay Fiction in der 72. LUST
Die Aufschrift Gay Fiction auf dem Titelblatt der
LUST im Buchladen hat mich interessiert und beim Durchblättern
sah ich die Abbildungen von Büchern, einige kenne ich. Das
hat mich interessiert, und nun wollte ich darüber lesen,
über die Utopie unserer sozialen Bewegung.
Stattdessen erfuhr ich über den kümmerlichen Zustand
unserer utopischen Literatur. Auch die anderen Artikel zeigen
nur die Misere unserer Szene. Gibt es denn nichts Ermutigendes?
Sicher, unser schöner buntes Disco-Leben, die Paraden zum
CSD, aber eben auch die Lage einzelner und vereinzelter Schwuler.
In Outside Cruising ist das sehr zutreffend dargestellt. Die Analyse
ist wirklich zutreffend.
Das ist doch alles selbstgemacht, wir sind selber schuld an der
Einsamkeit. Ich befürchte, da könnt ihr auch kaum was
gegen machen. Aber Euer Blatt ist da beinahe rührend optimistisch.
Macht ruhig weiter so.
Viel Grüße
Kim in Hamburg
Oustside Cruising in der 72. LUST
Das ist wirklich sehr interessant, wie ihr beschreibt, wie das
Cruising abgeht. Wahrscheinlich war der Schreiber js
noch nie in einem Park oder an anderer Stelle, dass er so darüber
schreibt. Es macht nämlich Spaß, sich im Dunkeln zu
bewegen, auszuspähen, was für Männer da sind. Das
ist spannend und erregend. Und wenn man nicht hinschaut sondern
eher fühlt, das weckt ganz andere Sinne.
Blöd sind die, die auch in dieser Situation den Schönsten
suchen wollen. Sie verhalten sich dann absolut stören. Darüber
hättest Du mal schreiben sollen. Ich freu mich schon wieder
auf die wärmere Jahreszeit. Und die angebliche Gefahren,
über die du schreibts, die geben dere Sache doch nur die
Würze.
Also, dann treib Dich mal ordentlich in den Parks rum, damit Du
über das dort Gefühlte besser schreiben kannst.
Sei gegrüßt
Joachim aus Frankfurt
Hallo Namensvetter,
vielen Dank für Deinen Brief. Zuerst einmal, ich habe Erfahrung
im Cruisen und kenne daher das dort Gefühlte. Aber ich kann
mich Deiner Meinung nicht anschließen, dass die Gefahren
einen eigenen Reiz darstellen. Für mich sind das schlicht
nur Gefahren. Und die mindern mein Gefühl. Aber wir Menschen
sind ja unterschiedlich.
Weiterhin viele angenehme Abenteuer wünsche ich Dir,
Joachim von der LUST
Liebe Britta,
danke Für deinen Lerserinnenbrief. Ich kann mich erinnern,
dass es von einer Lesbengruppe meines Wissens in Nürnberg
das Experiment eines Lesbentages in einem Cruising-Park gab. Eine
Schwulengruppe hatte sich bereit erklärt, die Aktion zu überwachen,
um die Frauen vor übergriffen zu schützen, wie das in
einiegn amerikanischen Städten Motorradlesben zugunsten von
schwulen Cruisern machen.
Meines Wissens ist aus dem Lesben-Cruising nicht viel geworden,
weil aus der Szene keine Lesben kamen und die Lesben der Gruppe
sich unter einer Parklaterne versammelten und nicht in die Büsche
gingen. Abet immerhin, es war mal ein Versuch. Außerdem
haben wir vor Jahren erfahren, dass in Amsterdam ein Lesben-Darkroom
eingerichtet wurde. Ob es ihn noch gibt, wissen wir nicht.
In Freundschaft
Joachim von der LUST
CSD 2002 in Frankfurt
Hallo Lüstlinge,
doch, was Ihr da zum CSD FRankfurt für Texte im Politzelt
vorgetragen habt, kann ich voll und ganz unterstützen. Interessant
die Sache mit den Sozialversicherungen. Am besten hat mir aber
der von Joachim versesene bericht über den § 175 StGB
gefallen und die Fragestellung, was denn ein Hundertfünfundsiebziger
ist. Die jungen Leute wissen da ja gar nicht mehr.
Was aber dann in Eurem Artikel steht, dass sich beim CSD viele
Leute bei Euch gemeldet haben, um mitzumachen, und dass sich dann
überhaupt niemand wirklich bei Euch eigenfunden hat, das
finde ich schon traurig. Für mich wäre es etwas zu weit,
denn ich komme immer aus Alzey zum Frankfurter CSD, weil er ne
Mischung aus Provinz-CSD und Großstatt-CSD ist. Aber jede
Woche nach Wiesbaden, das wäre mir dann doch zu weit.
So hoffe ich, dass Ihr es gut macht und Euch doch wieder politisch
engagierte Menschen zulaufen. Die alten sozialistischen Ideale
dürfen nicht einfach einschlafen. Und das von der Schwulenbewegung
erreichte darf auch nicht ohne neue Mitarbeiter einfach einschlafen.
Schde, dass ich zu wenig Zeit habe und der Weg nach Wiesbaden
zu aufwendig ist.
Es grüßt Euch
Rüdiger aus Alzey
Lieber Rüdiger,
vielen Dank für Deinen netten Brief an uns. Noch netter wäre
es ja, wenn du zumindest einmal im Monat zu uns kommen könntest,
zu den Terminen, an denen die Referate verlesen werden. So weit
ist doch Alzey auch wieder nicht von Wiebaden entfernt. Ansonsten
habe ich vielleicht hier ein passendes Zitat:
Das Problem am Sozialismus ist, dass er zu viele Abende kostet. O. Wilde
Na, ein poasendes Zitat. findest Du nicht? Dein
Joachim von der LUST
Der 175er in der 71. LUST
Hallo Ihr,
der Beitrag über den 175er hat mir sehr gefallen, weil er
mir aus dem Herzen gesprochen hat. So ähnlich habe ich das
tatsächlich einmal erlebt. Und unsere Gedenkabende zum schwulen
Geburtstag, zum 17.Mai, die sind feierlicher gewesen, als man
es heute noch kennt. Leider wissen die jungen Leute heute gar
nichts mehr von der alten Szene. Und sie wissen nichts mehr von
den Schwierigkeiten, die es zu bewältigen gab. Außer
den Schwierigkeiten mit jugenxdlichen Schwulenfeinden, mit alten
verborten Nazimänner aber auch Nazifrauen, denen ihr Führer
abhanden gekommen war, hatte wir noch Probleme mit dem Staat.
Viel Erfolg noch, Friedrich Wilhelm, Ulm
Die LUST überhaupt
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich möchte Ihnen nur mitteilen, dass mir Ihre Zeitschrift
unter all den Blättern, die für unsere Szene zu finden
sind, außerordentlioh gefällt. Dies besonders deshalb,
weil in den Beiträgen der gesellschaftspolitische Aspekt
und die allgemene Politik nicht zu kurz kommen.
Wir leben schleißlich nicht nur in der Szene sondern überwiegend
doch mehr oder weniger unerkannt in der Gesellschaft.
Und leben wir erkannt in der Gesellschaft, so ist dies überwiegend
ohne Belang.
Ich würde mir wünschen, dass Sie sich zu einer Art SPIEGEL
für unsere Szene entwickeln.
Mit freundlichem Gruß
Sebastian, Berlin-Wilmersdorf