74. LUST, Frühling 02/03, März/April/Mai

 

Zum Beitrag “Tödliche Bakterien” in der 73. Ausgabe auf Seite 19 erhielten wir folgende Meinungsäußerungen:
... Ja, das ist ein Skandal, sowohl wegen der Experimente an den Frauen wie auch wegen dem Einsatz solcher Krankheiten in Afrika. Es ist mir unerklärlich, das es Menschen gibt, die derart Unmenschliches tun. Es gibt auf der Welt doch wirklich genug Krankheiten und andere Schicksalsschläge, und da werden künstliche Krankheiten gezüchtet. Und wieder erweist es sich, dass überwiegend Männer Täter sind und Frauen Opfer.
Sabine aus Frankfurt

Liebe Leute!
Der Artikel über den “Kaffernkiller-Virus” hat mich aufgeschreckt und ergriffen. Rassisten und andere Unmenschen bekommen zunehmend mehr Möglichkeiten, großes Unheil über die Menschen zu bringen. Aber was hat das mit den Lesben und Schwulen zu tun? Ist der Doktor Larry Ford schwul oder was?
Rüdiger aus Alzey

Lieber Rüdiger,
als wir diese Infos erhielten, schreckten wir doch auf, denn das Fort Detrick im Staate Maryland ist in unserer Szene schon einmal ins Gerede gekommen.
Jakob und Lilly Segal von der Berliner Charité haben die Theorie verbreitet und dazu eine lückenlose Indizienkette geliefert, dass in den 60er Jahren genau in diesem Militär-Labor das Leni-Virus aus der Gruppe der Visna-Viren durch Genschnitte verändert. In das Virus, das nur Huftiere befällt und dort zu einer Erkrankung Gehirns führt, soll durch die Einfügung eines Gen-Abschnittes des HTL-V-1-Virus so verändert worden sein, dass es Menschen befallen kann. Dies sei im Zusammenhang des Züchtens biologischer Waffen geschehen und die Viren seien dann an zum Tode verurteilten Strafgefangenen ausprobiert worden. Es habe sich als Fehlschlag erwiesen, weil die Infizierten nicht erkennbar erkrankt seien, die dann entlassen worden seien. Robert Gallo erhob Anspruch darauf, des HTL-V-3-Virus (wie er es nannte) entdeckt zu haben, ebenso wie Luc Montanier vom Pasteur-Institut in Paris, der es LAV nannte. Da man sich vorerst nicht einigen konnte, nannte man die durch das Virus hervorgerufene Krankheit “Schwulenseuche” und heute hat sie den Namen AIDS. Man einigte sich dann darauf, das Virus HIV-Virus zu nennen. Ob wirklich an dieser Theorie etwas dran sein könnte, lässt sich wahrscheinlich niemals ergründen.
Im übrigen meinen wir, dass es wichtige Fragestellungen gibt, über die es wert ist, zu berichten, und die uns schon betreffen, aber eben nicht uns speziell. Na und?
Sei herzlich gegrüßt, LUST-Redaktion
 
Zum Artikel “Perspektive und Lebensgefühl” in der 73. LUST auf S. 11 bekamen wir die folgende Zuschrift:
Also Leute,
da behauptet nach Eurer Darstellung die Literaturkritik allen Ernstes, dass der junge US-Schriftsteller Jedediah Purdy den Zeitgeist der Jugend nach dem Neoliberalismus darstellt? Na ist denn der schon vorbei? Ist das nicht vielleicht eine gute Geschäftsidee zum vermarkten seines Buches? Ich habe eher den Eindruck, der beginnt jetzt erst richtig. Und Purdys Buch scheint mir auch (wie Joachim im o.a. Artikel vermutet) eher eine Kritik am beginnenden Neoliberalismus zu sein, obwohl der in den USA schon weit älter ist als bei uns. Auch das anderen von Euch genannten Arbeiten von Barbara Ehrenreich können bestenfalls dazu dienen, uns vor solchen Entwicklungen zu warnen, die noch nicht überall vollständig eingeführt ist. Bei Euren angekündigten Interviews werdet Ihr wahrscheinlich auch nur die Angst vor der Zukunft vorfinden, sofern sich die neoliberalen Veränderungen unter ihnen überhaupt schon herumgesprochen hat. Mir scheint, die wollen auch oft nicht wissen, was schon los ist oder noch kommt.
Rosemarie, Frankfurt

Zum Titelblatt der 73. LUST erhielten wir folgende Zuschriften:
Liebe Leute,
könnt Ihr denn icht mal richtige Kerle und meineshalben auch richtige Lesben auf Euer Titelblatt machen? Das letzte Titelblatt war doch echt ds Lezte. Ich spiele doch nicht mehr mit Puppen. Bei dem Namen LUST könntet Ihr doch überhaupt mal für ein bisschen lustvollere Bilder sorgen. Die anderen Blätter können das ja auch. Da müsstet Ihr das doch wohl auch hinkriegen.
Marcus, Mannheim

Hi Marcus,
wir finden die Männerakte auf den Titelblättern langweilig. Sie sind so austauschbar. Auch Illustrierte und Programmzeitschriften werben mit Fauengesichtern oder Frauenkörpern. Habe die eigentlich einen Bezug zum Inhalt? Und Lust hat nicht nur mit Sex zu tun. Leselust ist auch LUST (Red)

Hallo Ihr Lüstlinge,
über Euer Titelblatt habe ich mich köstlich amüsiert. Es hat Euch sicherlich Spaß gemacht, die Puppen entsprechend zu kombinieren. Da wäre ich gerne bei Euch gewesen. Man hat offensichtlich auf dem Speicher Sachen, die man ganz gut später noch benutzen kann. Ich habe mir alles vom Speicher geholt und wenn Besuch kommt, kombiniere ich die Puppen so, wie ich es von ihm gerne hätte. Dabei muss ich aber aufpassen, das er nicht anfängt, seinerzeit mit den Puppen zu spielen und mich völlig außer Acht lässt. Danke für die Anregung.
Überhaupt möchte ich Euch und besonders den Dani mal ein besonderes Lob für Eure treffenden Titelbilder aussprechen.
Euer Heinz, Wiesbaden

Lieber Heinz,
danke für Dein Lob. Aber Dani ist nicht “er” sondern “sie”. Bei uns machen übrigens mehr Frauen als Männer mit. Dennoch fehlen uns schreibende Frauen (aber auch Männer).
Sei gegrüßt,
Joachim von der LUST

Über E-Mail erhielten wir folgende Anfrage:
Sehr geehrter Herr Schoenert,
wuerden Sie mir Ihren brieflich Ihren Beitrag zur homosexuellen
Sprache zur Verfuegung stellen?
Mit freundlichem Gruss,
H.XXX

Das hat uns etwas irritiert, denn „zur Verfügung stellen“ könnte ja heißen, kostenlos zur Veröffentlichung freigeben oder Ähnliches. Auch bekommen wir ständig Veräppelungen und Anfeindungen zugemailt. Also antwortete Joachim:

Hallo H. XXXXX (?)
vielen Dank für Ihre/Deine Anfrage. Ich versuche mal, auf Ihre/Deine
Mail einzugehen. 1. Welchen Artikel meinen Sie? (meinst Du?) Zu diesem Thema habe ich Einiges geschrieben. Wenn „Sprache und Homosexualität“, erschienen in der 44. Ausgabe der LUST, gemeint ist, dann muss ich korrigierend anmerken, dass ich unter anderem in diesem Artikel zu dem Ergebnis komme, dass es keine homosexuelle Sprache gibt. 2. Was bitte meinen Sie mit „zur Verfügung stellen“? Sie können ihn doch lesen und, wenn es sich um eine wissenschftliche Arbeit handelt, aus dem Artikel Zitate verwenden, unter Angabe der Quelle versteht sich. Wenn Sie ihn an anderer Stelle veröffentlichen möchten, dann bitte ich vorher um Mitteilung wo und zu welchen Zweck. 3. Wie kann ich Ihnen „brieflich“ etwas zustellen, wenn Sie mir keine Postadresse mitteilen? Und warum brieflich? Man kann doch im Internet einen Beitrag einfach kopieren und privat abspeichern. Natürlich freue ich mich, wenn jemand mit meinen Beiträgen in irgendeiner Form arbeitet. Ich würde mich aber noch mehr freuen, wenn ich erfahren könnte, in welchem Zusammenhang dies geschieht.
Sei gegrüßt, Joachim Schönert
Längere Zeit erhielten wir nichts und dann kam Eiges, z.B.:

Haben Sie meine Nachrichten nicht erhalten?
MfG, H.XXXX

liebe rherr schoenert,
wuerden sie mir bitte nochmal santworten? :-)
lieben gruss, XXXX

Sehr geehrter Herr Schoenert, haben Sie meine Bitte erhalten?
MfG, H.XXXX

Sehr geehrter Herr Schoenert, moegen Sie nicht mehr antworten? Wie ich Ihnen schrieb, verfasse ich gerade eine wissenschaftliche Arbeit zum angesprochenen Thema. Ich kann die Zeitschrift Lust nicht in der GBV finden... Wuerden Sie mir bitte weiterhelfen? Mit freundlichem Gruss, H.XXXX
 
Das mit der Wissenschftlichkeit erschien mir recht fragwürdig. Dennoch anwortete ich dann:
ich lese also nun etwas über Ihren Verwendungszweck. nun gut. Ich bin bereit, Ihnen den Artikel als word-Dokument an diesen Beitag zu hängen, da sollte es ihnen möglichsein, ihn zu nutzen. Ansonsten finden Sie ihn unter http://www.lust-zeitschrift.de wie auch andere Beiträge.Ich hoffe, Sie können jetzt etwas damit anfangen und hören auf, mich zu nerven

Lieber Herr Schoenert,
haben Sie vielen Dank fuer die gnadenreiche Zusendung Ihres Beitrages -ich werde ihn auf seine Zitierfaehigkeit hin ueberpruefen. Ueberdies habe ich mich fuer die sehr freundliche Art und Weise, mir zu schreiben, zu bedanken. Ich werde Sie in meiner Arbeit dankend erwaehnen, da Sie mir so sehr hilfreich waren und mich ferner beschimpft haben. Es tut mir leid, wenn ich Sie genervt haben sollte. Bitte entschuldigen Sie.
Sie sagen, Sie seien bereit, mir den Beitrrag zu senden. Ich sage Ihnen hier und heute, dass ich nicht mehr bereit bin, mich mit den „geistigen“ Erguessen eines voellig unkooperativen und unfreundlichen Menschen zu beschaeftigen. Mit freundlichem Gruss, H.XXXX

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