100. Print-Ausgabe, Herbst-LUST 09
 
Das Coming-out
ist eine entscheidende Situation im Leben eines Menschen, nämlich das zu akzeptieren, was man schon vorher geahnt oder befürchtet hatte: "Ich bin homosexuell". Und nun muss mann/frau lernen, wie das ist, lesbisch oder schwul zu sein.

Hi Gay Guys n´ Girls,
oft stoßen wir auf Begriffe, die wir uns nicht gleich so einfach erklären können ...
"Coming-out (von engl. "to come out of the closet", wörtlich: Aus dem Kleiderschrank herauskommen) bezeichnet primär den individuellen Prozess, sich seiner eigenen gleichgeschlechtlichen Empfindungen bewusst zu werden, dies gegebenenfalls dem näheren sozialen Umfeld mitzuteilen (was zunehmend auch (Selbst-)Outing genannt wird) und im Endeffekt selbstbewusst mehr oder weniger offen als Lesbe, Schwuler oder Bisexueller zu leben." Das klingt doch als Erklärung einleuchtend. Was ist aber das, wenn eine Organisation gegenüber dem Parlament oder Behörden politische Forderungen für LGBT-Personen erhebt?

Natürlich wäre es ganz gut, wenn man noch erklären würde, welche Personen man meint, doch ist das viel zu umständlich, dauernd zu sagen: Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender-People. Daher also diese unverständlichen Abkürzungen. Unterdessen hat sich wohl schon durchgesetzt, Gay nur noch für die schwulen Männer zu nehmen, obwohl der Begriff "Gay" in den USA entstand und die Lesben sowie die Transsexuellen, Transgender und Intersexuellen einschloss.

In deutsch gibt es auch solche Abkürzungen: "LSBTI". Dies steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-gender und Intersexuelle. Und so würde noch ein Wort fehlen, nämlich das Wort für Menschen, die überhaupt keine Geschlechtsmerkmale besitzen, falls es dies über-haupt gibt.

Nun muss man also neue Wörter und Abkürzungen benutzen, so lange bis niemand mehr versteht, wer oder was überhaupt gemeint ist.
Das kommt daher, weil man in unseren Kulturen sehr viel Wert auf den Unterschied zwischen Frauen und Männer legt, und weil man die "Heterosexualität" als Zeugungsfähige Sexversion besonders von moralischen Autoritäten als einzige "normale" Sexversion verstehen will und alles andere verächtlich macht.

Aber den Absichten der religiösen oder nationalistischen Moralapostel müssen wir uns ja nicht beugen.
Wusstest Du eigentlich, dass man rein körperlich eine ganze Reihe von Zwischenstufen zwischen den beiden Polen Mann und Frau finden kann?

Was wir als Mann und Frau definieren, ist nur ein kleiner Auszug aus den verschiedenen Erscheinungsformen des Menschen. Und diesen Erscheinungsformen, die als Leitbilder herhalten, versucht man, alle Menschen anzupassen.

Und dann gibts auch vom eigenen Bewusstsein sehr viele Zwischenstufen zwischen diesen beiden Leitbildern. Die hat gar nichts mit dem sexuellen Verlangen zu tun.

Dies kann sich auch in viele Richtungen bewegen, zum Beispiel auf das Gegengeschlecht zu oder das eigene Geschlecht, soweit dies genau zu definieren ist.

Unabhängig von all den Versuchen, diese Dinge irgendwie zu benennen, gibt es auch noch das tägliche Leben, das hoffentlich viele von euch/uns zufriedenstellend leben (können), ohne Angst und Verzweiflung.

Dazu gehört erst einmal, das wir den Respekt vor dem Wort "Normalität" verlieren. Dieses Wort "Normalsein" bedeutet ja eigentlich nur, "an eine willkürliche Vorgabe angepasst" sein.

Verteidigen können wir uns damit, dass wir erkennen, dass normge-rechtes Verhalten letztlich nichts anderes ist als genormtes also angepasstes Verhalten.

Warum sollte man auf sein Lebensglück und seine Zufriedenheit verzichten, nur um den Normen zu entsprechen, hinter denen die Moral der Hirtenvölker steht, die früher einmal glaubte, dass für alles ein Überwesen verantwortlich sei. In Wirklichkeit wars nur die damalige Obrigkeit, die von sich behauptete, diese Überwesen zu sein.

Die Normen dieser Obrigkeit waren, für die kleinen Leute, um so in der Gesellschaft zu leben, die der Obrigkeit nützlich war, dass es konfliktlos (also angepasst) ging.

Unterdessen weiß man, dass doch sehr vieles, was man in diesen alten Texten vorfindet, längst wissenschaftlich überholt bzw. widerlegt ist.

Und dann gibt es arme Menschen, die an sich erkennen, dass sie der vorherrschenden Moral überhaupt nicht entsprechen, und die sich dann entweder unter großen Schuldgefühlen zu dem bekennen, was nun mal ihr Realität ist. Andere versuchen, nicht so zu werden, wie sie sind, um den verkündeten Normen zu genügen.

Liebe Gay Guys n´ Girls, es ist Euer Leben und Ihr entscheidet, welchen Weg Ihr dabei geht. Und unsere Aufgabe ist es, Euch bei Eurem Weg hilfreich zu sein. Wer wir sind? Eine Gay-Gruppe sozusagen, eine lesbisch-schwule Gruppe, die u.a. Beratung anbietet. Wir geben auch Zeitschriften raus.

Man muss sich, um sich in der Szene und den neuen Leben natürlich ein bisschen auskennen. Also benötigt die lesbische Frau und der schwule Mann Informationen. Und auch dazu sind wir da, wir von den Gay-Medien.

Und dann sucht man/frau natürlich Leute, mit denen man/frau viele schöne Stunden verleben können. Dafür sind wir nicht da. Bestenfalls können wir dir die Kneipen, Discotheken, Saunen usw. benennen, wo sich die Szene trifft.

Es gibt natürlich einen sicheren Weg, wie man niemanden treffen kann, nämlich indem man zuhause bleibt und darauf wartet, dass sich das Glück ganz von alleine einstellt.

Also, geh raus, schau Dich um, sperr die Ohren auf und zieh daraus Deine Schlüsse. In der Szene gibts ge-nauso viel IdiotInnen wie anderswo auch. Aber auch echt gute Leute. Und will man die finden, muss man vorher ne Menge Kröten küssen. Also los.

Dazu rät Dir das Team von der
ROSA LÜSTE