101. Print-Ausgabe, Winter-LUST 09/10
 
Das Coming-out
ist eine entscheidende Situation im Leben eines Menschen, nämlich das zu akzeptieren, was man schon vorher geahnt oder befürchtet hatte: "Ich bin homosexuell". Und nun muss mann/frau lernen, wie das ist, lesbisch oder schwul zu sein.
Hi Gay Guys n´ Girls,
die etwas gegen uns haben, die also uns verfolgen, uns angreifen usw., die nennen wir, o ist es Mode geworden, „homophob“, und in der uns wohlmeinenden Gesellschaft wird der Begriff Homophobie ebenfalls dafür benutzt, obwohl das nicht ganz korrekt sein könnte.

1. Theman: Homophobie
Als Phobie wird nämlich eine Angsterkrankung eines Menschen bezeichnet, die dem betreffenden Mensch unangenehm ist und unter der er leidet. Er möchte diese übersteigerte Angst vor einer Sache nach Möglichkeit los werden.

Was hat dies nun mit einem Menschen zu tun, der etwas gegen Schwule und/oder Lesben hat und der (oder die) uns damit Schwierigkeiten bereiten? Solche Menschen wirken nun überhaupt nicht ängstlich. Während an einer Phobie (an übertriebener Angst) leidende Menschen selber einen großen Leidensdruck verspüren, ist dies bei den Homophoben nicht so, sondern sie erzeugen im Gegenteil einen Leidensdrucke bei homosexuellen Menschen.

Aber während die an irgendeiner Phobie erkrankten von dieser Angst befreit werden möchte, ist das bei den homo-phoben Mensch so überhaupt nicht. Sie glauben nämlich, dass sie dies im Sinne einer heterosexuellen Mehrheit machen würden und deshalb im Recht sind.

Könnten sie uns generell nicht leiden, dann könnten sie ja einfach den Umgang mit uns meiden. Doch homophobe Menschen meiden unsere Treffpunkte nicht, sondern suchen sie bewusst auf, um uns zu beschimpfen, zu demütigen oder eben um uns gewaltsam anzugreifen. Warum lassen sie uns denn nicht einfach in Ruhe?

Das ist eben die Frage. Die Antwort darauf lautet, dass es sich bei ihnen um die Angst handelt, selber zum Teil oder ganz und gar homosexuell werden zu können, weil sie entsprechende Gefühle dazu durchaus zum Teil kennen. Also bekämpfen sie, indem sie uns angreifen, ihre homosexuellen Empfindungen.

Besonders schlimm ist dies dann, wenn der Staat antihomosexuelle Gestze hat und so die homophoben Menschen die Möglichkeit erhalten, sich an unseren Menschen genüsslich auszutoben.
Homophobe Menschen sind nicht dadurch zu besänftigen, dass wir uns in unserem Leben den heterosexuellen Sitten und Gebräuchen möglichst anpassen. Es geht ihnen ja gar nicht um unsere Verhaltensweisen und die Verhaltensweisen von einigen oder vielen von uns. Wir könnten uns verhalten wie wir wollten, es würde nichts nutzen, weil es ihnen um uns geht und weil alleine die Tatsache unserers Vorhandenseins für sie angstauslösend ist, der sie durch Angriff auf uns Ausdruck verleihen.

Homophobie zu bekämpfen ist nicht alleine unsere Sache, sondern auch Sache einer demokratisch gesonnenen heterosexueller Mehrheit. Die Behörden müssen uns schützen, ebenso wie zum Beispiel die Lehrer in den Schulen, denn das tut man einfach nicht, Menschen anzugreifen, nur weil sie etwas anders sind.

Und homosexuelle Menschen, deren Coming out noch nicht so weit ist, denken oft, dass andere homosexuelle Menschen daran schuld seien, weil sich diese so unmöglich verhalten würden, wie das heterosexuelle Menschen nicht machen würden.

Aber die Formen, wie wir uns unser Leben einrichten, das sind eben für uns gangbare Wege, die uns helfen, einigermaßen zufriedenstellend zu leben. Lassen wir uns doch unser Leben nicht von den homophoben Leuten versauern. Allerdings, der Begriff „Homophobie“, der nahelegt, dass der Hass und die Gewalt gegenüber deen homosexuellen Menschen und dem homosexuellen Verhalten krankheit sei, bietet eben gerdae dadurch eine Entschuldigung. Für eine Erkrankung kann man nämlich oftmals gar nichts. Der Begriff rechtfertigt imgrunde dieses Verhalten zum Teil noch. Das ist aber kennzeichnend für diskriminierende Rechtfertigungsideologien, dass sie so gestrickt sind: da ist ein höherer Grund dahinter, da kann man nichts machen, man muss so handeln.

Ein Gegenbegriff gegenüber dem Begriff Homophobie, den es schon lange gibt, schon bewvor Homophobie in Mode kam, heißt „Heterosexismus“. Der passt besser und reklärt auch die politische und somit staatliche Verfolgung homosexueller Menschen genauer.

2. Thema: Staatliche Verfolgung
Strafgesetze benötigen in fast allen Rechtssystemen eine Begründung. Hinter den Strafgesetzen gegen homosexuelle Menshcen, meistens ausschließlich gegen homosexuelle Männer, steht meistens eine ideologische Begründung, die sich auch (oft in anderen Gesetzen mit scheinbar anderer Begründung) gegen das Aus-der Reihe-Tanzen von Frauen richtet.

Wenn der Staat Mmenschen verfolgt, dann deshalb, weil diese Menschen Ordnungsgrundlagen und Ord-nungsvorstellungen übertreten, die oftmals ganz willkürlich sein können. Zum Beispiel kann die Kleiderordnung die Frauen zwingen, Kleidungsstücke zu tragen, die zwischen den Beinen offen sind, Röcke oder Kleider genannt, und Männer, Kleidungsstücke zu tragen, die zwischen den Beinen zu sind, Hosen genannt. Wer gegen solche Kleidervorschriften verstößt, kann dann gesetzlich belangt werden. Hinter solchen unsinnigen Gesetzen stehen oftmals Ideologien, die genau so unsinnig sind, zum Beispiel der Sexismus.

Sexismus ist eine Ideologie, die ihren Hintergrund im Biologismus hat, und reiht sich infolgedessen ein in biologistische Teil-Idelogien wie Rassismus, Sozialdarwinismus, Sexismus (Heterosexismus) und Ageismus bzw. Ätatismus. Es handelt sich um Ideolgien, die bestehende soziale und gesellschaftliche Diskriminierungen damit rechtfertigen, dass es biologische Tatsachen dafür geben würde. So werden im Rassismus Menschen benachteiligt, weil sie nicht der herrschenden Rasse angehören, im Sozialdarwinismus deshalb, weil sie nicht den durch Erbschaft herrschcenden führenden Witschaftseliten angehören, im Sexismus weil sie nicht der Vorherrschaft des Mannes über die Frau dienen, im Heterosexismus, weil sie nicht der klaren Rolleneinteilung des Mannes und der Frau im Ehe-Dualismus entsprechen und im Ageismus (Age-Ismus) weil sie nicht das entsprechende Alter (mehr) haben.

Hinter all solchen Ideologien stehen Vorteile für die einen, die sich durch Nachteile für die anderen verschaffen lassen. In unserem Falle geht es beim Heterosexismus um das ideo-logischce Konstrukt der Ergänzung von einem Mann mit einer Frau in klarer Rollenfestlegung, durch die erst eine menschliche Vollkommenheit erreichbar wäre. Alle Abweichungen des Verhaltens von der Norm dieser heterosexuellen Ausrichtung werden als Ursache der Ablehnung, Diskriminierung, psychischer Störeungen und Erkrankungen sowie der Verfolgung angesehen. Dies schließt auch bisexuelle, transgender und androgyne Menschen ein.

Die staatliche Verfolgung homosexueller Menschen, die bei uns bis hin zum Konzentrationslager für homosexuell handelnde Männer und „asoziale“ oder abtreibende Frauen ging und in anderen Ländern, auch heute immer noch bis zur Todesstrefe usw. gehen, werden dann auch religiös begründet, wenn sich religiöse Organisationen zu staatlichen Bütteln machen lassen und staatliche Organe zu Racheinstitutionen von fundamentalistischen bzw. religiösen Fanatikern.

3. Thema: Das Altern
Dass man sein ganzes Leben lang älter wird, ist ein Naturgesetz. Und dass man ab einem bestimmten Alter eigentlich nicht weiter altern möchte, das hat mit der Gesellschaft zu tun, wie sie ist, und natürlich damit, dass alles mal vorbei ist. Und - wenn es nicht früher passiert - dann, weil das Altern letztlich dann auch zum Tode führt. Lange vorbei ist dann die Zeit, in der man sich übers Älterwerden noch gefreut hatte. Man durfte damals mehr, wenn man älter wurde. Das ändert sich dann auch.

Die jungen Lesben und Schwulen, die in die schwule Szene eintreten, die treten in einen Teil der Szene ein, wo man sich eben jugendlich verhält und wo es so zugeht, wie es auch unter den heterosexuellen Jugendlichen zugeht, nur eben jetzt auf lesbisch und schwul. Und deshalb meinen sie, dass das, was sie nun kennenlernen „die Szene“ wäre. Das stimmt aber nicht.

Dass „die Szene“ mit der Jugendlichkeit verknüpft wird, hat auch etwas damit zu tun, das es in der Szene doch sehr stark um Sex beziehungsweise Sexkontakte geht. Oder ist das umgekehrt? Ist es vielleicht so, dass Jugendliche genereller mehr mit Sex zu tun hat und dass deshalb die Szene mehr sexuell ausgerichtet ist, weil sie jugendlich ausgerichtet ist?
 
Auf jeden Fall unterstellen Jugendliche den Älteren häufig, dass das Sexleben bei ihnen vorbei sei. Das hat wohl damit zu tun, dass viele von den Jugendlichen sich sexuell auf Jugendliche ausrichten und das Erotische bei Älteren nicht erkennen können. Es gibt aber auch Jugendliche, die die Nähe (auch die erotische Nähe) von Älteren suchen. Und es gibt viele Ältere, die ebenfalls die jugendliche Erotik noch immer für sehr erotisch halten.

Jugendliche meinen oft, dass das, was sie wissen, die Welt sei. Und sie leiden darunter, dass das, was sie wissen, von Älteren nicht genügend anerkannt wird. Und Ältere machen da oft den Fehler, sich in allen Bereichen für erfahrener zu halten, nur deshalb, weil sie älter sind. Aber Ältere haben in vielen Bereichen viele Erfahrungen gemacht. Und es gibt Bereiche, in denen Ältere überhaupt keine Erfahrungen gemacht haben, die aber für die Jugendlichen für ihr Leben heutzutage wichtig sind. Das führt zu großen Missverständnissen.

Die Älteren kennen zum Beispiel noch den Zustand, in dem der Staat schwule Männer verfolgt hat und wie man sich unter solchen Umständen schützen musste. Und daher können Ältere die jungen MigrantInnen ganz gut verstehen, die aus Ländern kommen, wo es noch so ist, dass der Staat gesetzlich gegen Homosexualität, beson-ders gegen männliche Homosexualität vorgeht.

Die Generationen können sich also gegenseitig etwas sagen, wenn der Wunsch besteht, verständnisvoll aufeinander zuzugehen. Aber es ist für Menschen über ein bestimmtes Alter hinaus nicht mehr zumutbar, sich in jugenddominierten Umfeldern aufzuhalten, so wie es für Jugendliche oft nicht attraktiv ist, sich im älterendominierten Umfeld aufzuhalten.

Daraus kann man aber keine Ideologie machen, sondern man muss wissen was man wann und wo sucht.

Der beste generationenübergreifende Platz in unserer Szene ist die Kneipe. Und dort können sich die Menschen unterhalten, können Erfahrungen und Meinungen austauschen und so eine Art Zusammengehörigkeit entwickeln.

Ob es in Deinem Umfeld das eine oder andere gibt, erfährst Du über die Beratungstelefone. Informiere Dich einfach.

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