- 74. LUST, Frühling 03, März/April/Mai
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- Erzbischof Georg Eder zu AIDS:
Die Natur rächt sich
- Der Salzburger Erzbischof im News-Interview (www.kath.net)
über seinen Nachfolger, Kinderzahl, Bischöfe und Politik.
- Kirchenvolksbegehren ist unseriöses Unternehmen
- Salzburg: Bischof Kothgasser ist ein gescheiter, liebenswürdiger
Mann. Wir sind eins in der geistigen Linie. Er wird meinen Weg
in Salzburg weitergehen. Dies meint der Salzburger Erzbischof
Georg Eder über seinen Nachfolger Alois Kothgasser im Interview
mit dem News-Magazin. Zur Rolle der katholischen
Kirche in Österreich sagt Eder, dass ihre Macht und ihr
Einfluss auf die Gesellschaft vorbei sei, was aber nicht
an der christlichen Botschaft, sondern an unseren eigenen Sünden
liege. Besonders geschadet habe die Debatte um den sexuellen
Missbrauch in der Kirche. Das war ein Umsturz. Vor einigen
Jahren habe auch ich noch geglaubt: So etwas gibt es nicht. Und
plötzlich ist diese Sünde auch mitten in unserer Kirche.
- Das so genannte Kirchenvolksbegehren in Österreich
bezeichnet der Salzburger Hirte als unseriöses Unternehmen.
Wörtlich meint er: Als Akt des Aufbegehrens ist dieses
Projekt vorbei. Ich sah darin keine Kraft der Erneuerung. Wenn
ich etwas erneuern will, kann ich nicht alles abschaffen wollen.
Kritisch äußert sich Eder auch zur Kommunikation unter
den Bischöfen. Was verbessert werden müsste,
ist die Kollegalität und die Kommunikation unter den Bischöfen.
Abseits der Bischofskonferenz ist der Kontakt untereinander zu
spärlich. Auch bei einigen gesellschaftlichen Fragen
übt der Erzbischof Kritik. Zu AIDS meint er,
dass die Natur, wenn sie missbraucht oder vergewaltigt werde,
eben zurückschlage. Die Natur rächt sich.
Es sei eben so, dass ein schrankenloses Ausleben etwas
kostet, nämlich die Gesundheit. Es könne nicht
geleugnet werden, dass die Anfänge und Hauptquellen
der vernichtenden Krankheit im zu permissiven und oft pervertierenden
Sexualleben liegen. Wenn aber die gesamte Natur und die des Menschen
von Gott stammt, kann das Zurückschlagen der Natur von gläubigen
Menschen sehr wohl als Strafe Gottes gesehen werden. Die
Krankheit habe heute alle Dämme gebrochen und reiße
eine Flut Schuldige und Unschuldige mit.
- Besondere Sorge bereitet dem Salzburger Erzbischof auch die
schwindende Zahl an Eheschließungen, an Familien sowie
Kindern. Zu den Fragen von Zuwanderung und Ausländern meint
Eder: Ich glaube, das Problem würde sich von selber
stabilisieren, wenn unser Volk wieder mehr Kinder hat. Unser
Volk muss wieder gesunden, dann wird sich auch das Problem der
Zuwanderung entspannen, weil die Wirtschaft in der eigenen Bevölkerung
ausreichend Mitarbeiter findet. Ein Land mit christlichen
Wurzeln könne jedoch nie sagen, dass das Boot voll
ist. Menschen, die aus politischen und religiösen
Gründen in ihrem Leben bedroht sind, sollten bei uns ein
Zuhause finden können.
- Zur politischen Situation meinte Eder, dass eine zukünftige
Regierung funktionsfähig und stabil sein sollte. Schwarz-Grün
wird von Eder nicht gänzlich abgelehnt. Ich bin dagegen,
von vornherein gute Ideen deswegen abzulehnen, nur weil vielleicht
die Farbe nicht stimmt.
- Auf die Frage, wie seine Bilanz am Ende der Tätigkeit
als Erzbischofs laute, erinnerte Eder, dass es keine leichte
Zeit gewesen sei, denn das Schiff der Kirche war großen
Schwankungen ausgesetzt. Er habe sich sehr bemühen
müssen, das Schiff auf Kurs zu halten. Ich habe mich
immer nach dem Papst ausgerichtet und muss sagen: Ich bin eigentlich
ganz zufrieden.