76. LUST, Herbst 76
 
Die drei Iraner
Ihre Lage wird nun echt gefährlich

In der 75. LUST-Ausgabe berichteten wir über die schwierige Lage der 3 iranischen Flüchtlinge, deren Antrag auf Asyl unter höchst merkwürdigen Begründungen abgelehnt worden ist. Wir haben andere Medien unserer Szene durch ein E-Mail-Rundbrief von dieser Sache in Kenntnis gesetzt, mit der Bitte um Hilfe. Die Hilfe hielt sich unserer Kenntnis nach in engen Grenzen. Leider! Aber die ROSA HILFE FREIBURG e.V. hat ihnen 500 Euro gestiftet und ihr lesenswertes engagiertes Szene-Heft „Schwul in Freiburg“ hat in einem Beitrag auf die misslicheLage der drei iranischen Flüchtlinge hingewiesen und die Internet-Adresse der LUST angegeben, wo die LeserInnen, wie Ihr ja wisst, Näheres über den Vorgang erfahren können.
Nun ist die Anhörung vorbei und bei allen drei Iranern wird offensichtlich behauptet, dass ihre Angaben nicht glaubhaft seien. Man hatte sie aufgefordert, die Wohnung, in der sie sich in Teheran in ihrer schwulen Clique immer getroffen hatten,aufzuzeichnen.Dabei sind keine Widersprüche aufgetaucht, wie uns berichtet wurde, doch dies hat offensichtlich nichts bewirkt. Es sind dies die gleichen seltsamen Behauptungen wie beim Asyl-Antrag. Zwar hat der Anwalt gegen diesen Bescheid widerspruch eingelegt, doch ist klar zu erkennen, dass die Justiz und die Behörden in Leipzig ihre Haltung durchziehen, und daher sieht alles nach einer Abschiebung der drei Iraner aus, was sie in Todesgefahr bringt.
Der Flüchtlingsrat Wiesbaden ist unterdessen ratlos geworden, denn was immer er und sein Anwalt unternommen haben, den drei homosexuellen Iranern zu helfen, es führte nicht dazu, den Behörden die missliche Lage der drei Iraner glaubhaft zu machen. Man hat den Eindruck, dass es auch völlig egal ist, wie ihre Lage ist. Die Behörden scheinen ihre ablehnende Haltung durchziehen zu wollen. Wenn Ihr Erfahrung damit habt,was man jetzt noch machen kann, teilt uns das bitte eiligst mit. Unsere Adresse kennt Ihr ja. Wir wissen auch nicht mehr weiter.
Es scheint so, dass unsere Behörden das Werk der Mullas im Iran vollenden wollen. (RoLü)
 
„Islamische Homos gibt es nicht“
Die flämische grüne Partei Agalev plant in Antwerpens Ausländervierteln Plakate aufzuhängen, die schwule und lesbische Paare in islamischer Bekleidung zeigen. Die Idee hatte der Vorsitzende der Jugendgruppe von Agalev, der selbst Moslem und schwul ist. Er möchte etwas verändern an dem Tabu, mit dem Homosexualität in der islamischen Welt belegt ist.
Abou Jahjah von der Arabischen Europäischen Liga in den Niederlanden wehrt sich heftig gegen diese Aktion und findet sie lächerlich und provozierend. Er fordert eine Entschuldigung von Agalev und droht, sonst weitere Schritte zu unternehmen. Vorsitzender Azzuz der AEL Belgien wies darauf hin, dass Homosexualität durch den Koran ausdrücklich verboten wird. “Was Agalev vor hat, ist eine Beleidigung unseres Glaubens. Man kann nicht Moslem sein und sich gleichzeitig als schwul bezeichnen. Islamische Homos gibt es nicht.”
Vatikan:
Kondome schützen nicht vor Aids

Am 09. Okt 2003 15:49 behauptete der Vatikan, Kondome schützten nicht vor Aids. Diese These vertritt die katholische Kirche ausgerechnet in Asien und Afrika. Die katholische Kirche nutzt in ihrem Einsatz gegen die Benutzung von Kondomen nun auch die Angst vor Aids: Laut einem BBC-Fernsehbericht verbreitet der Vatikan in stark von Aids betroffenen Ländern, dass Kondome nicht gegen die Infektion mit dem HI-Virus schützen, obwohl sich die Wissenschaftler einig sind, dass dies falsch ist.
Dass die katholische Kirche Verhütungsmittel nicht gut findet, ist bekannt. Papst Johannes Paul II. verteidigt bis heute den Glaubensgrundsatz, dass Sex ausschließlich der Fortpflanzung zu dienen habe.
Neu ist, dass der Vatikan Kondomen zutraut, Aids-Viren durchschlüpfen zu lassen. Diese Ansicht vertrat der Vorsitzende des Päpstlichen Rates für Familienfragen, Kardinal Alfonso Lopez Trujillo in dem BBC-Bericht: “Das Aids-Virus ist ungefähr 450 Mal kleiner als eine Spermazelle. Schon diese kann leicht durch ein Kondom dringen.” Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigte sich davon nicht überzeugt, sondern eher empört. “Diese falschen Behauptungen über Kondome und HIV sind gefährlich angesichts einer globalen Epidemie, die bereits 20 Millionen Menschen getötet hat”.
Laut WHO reduziert die ordnungsgemäße Anwendung von Kondomen die Gefahr der Ansteckung mit HIV um 90 Prozent. Sie könnten reißen oder abrutschen. Kleine Löcher, durch die der Virus schlüpfen könnte, hätten sie jedenfalls nicht. Kardinal Trujillo ficht das nicht an: “Sie liegen falsch, das ist eine leicht zu erkennende Tatsache”.
Trujillos Sicht der Dinge scheint in der Kirche weit verbreitet zu sein. Der BBC-Bericht bringt zahlreiche Beispiele von Geistlichen in der Dritten Welt, die Gläubige vor dem Gebrauch des Kondoms warnen. So wird der Erzbischof von Nairobi, Raphael Ndingi Nzeki, mit dem Satz zitiert: “Aids hat sich wegen der Verfügbarkeit von Kondomen so schnell verbreitet”. Der Direktor eines Aids-Zentrums am Viktoriasee sagte, die Kirche hindere ihn daran, Kondome zu verteilen. “Einige Priester haben behauptet, dass Kondome mit Aids durchsetzt sind”. Zu ähnlichen Ereignissen sei es in Asien und Lateinamerika gekommen, so der Bericht.
Pfarrer hatte keine Ahnung
Rom: Pornodreharbeiten ohne Tabus. Eine italienische Kirche hat sich als Schauplatz eines vor fünf Jahren hergestellten Pornofilms entpuppt.
Ein Zuschauer identifizierte jetzt das ihm seit langem bekannte Gotteshaus und erstattete Anzeige bei der Polizei. Die Ermittler hätten schließlich eine dem Heiligen Vinzenz geweihte Kirche im mittelitalienischen Abruzzen-Dorf Gioia Vecchio als Drehort identifiziert. Die Sexszenen seien ohne Wissen des örtlichen Pfarrers gedreht worden, hieß es in italienischen Medien.
Der Fall hat vor allem kirchenrechtlich gravierende Folgen. Streng genommen ist die Kirche durch die unzüchtigen Handlungen entweiht worden. Alle Messen, die in den fünf Jahren seit den Dreharbeiten in der Kirche gefeiert wurden, könnten daher als ungültig betrachtet werden, sagte der neue Pfarrer von Gioia Vecchio, Paolo Ferrini. Auch in der Kirche vorgenommene Eheschließungen drohten als ungültig eingestuft zu werden, die Gläubigen hätten somit jahrelang ohne inr Wissen in Sünde gelebt.
Der zuständige Diözesanbischof will nach zusätzlichen Recherchen über das weitere Vorgehen entscheiden. Es sei davon auszugehen, dass ein Sühnegottesdienst gefeiert werden müsse, verlautete aus dem Vatikan.