- 77. LUST, Winter 03/04
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- Coming-out
ist eine entscheidende Situation im Leben eines Menschen,
nämlich das zu akzeptieren, was man schon vorher geahnt
oder befürchtet hatte: Ich bin homosexuell.
Und nun muss man lernen, wie das ist, lesbisch oder schwul zu
sein.
- Hallo Gay Guys ´n Girls,
- unsere Beziehungen, das eigentliche Coming-out gegenüber
Freunden und Verwandten, das ist in dieser Rubrik unser Hauptthema.
Besonders in den Weihnachtstagen, die vor uns liegen, ist die
Herkunftsfamilie angesagt, religiöser Wunderglaube trieft
aus allen Fernsehsendern, in den Geschäften dudeln die Weihnachtlieder
und wir sollen kaufen, kaufen und noch einmal kaufen, damit es
der Wirtschaft (also ihren Besitzern) besser geht.
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- Geht es uns besser?
In der Vorweihnachtszeit und der Weihnachtszeit, wenn der sogenannte
Familiensinn aus allen Ritzen strömt, sind viele Lesben
und Schwule alleine, ohne lesbischer und schwulen FreundInnen,
und wir werden uns bewusst, dass unsere Szene sehr unzulänglich
ist, dass warme Menschlischkeit in ihr rar ist.
Da gibt es einsame Lesben und Schwule, die sich dem Familiendruck
nicht so gut entziehen können und zumindest am 24. Dezember
bei der Herkunftsfamilie auflaufen, sich dort christlichen Rhitualen
unterziehen müssen und sich eigentlich recht unwohl dabei
fühlen. Es gibt Freundinnen oder Freunde in festen beziehungen,
deren BeziehungsparnerIn dann doch zur Mutter gehen und ihre(n)
PartnerIn alleine lassen. Dann gibts einige unter uns, die sich
an die Kinderzeit zurückerinnern und sich fragen, ob ihr
lesbisches oder schwules Leben nicht auch einen Verlust mit sich
bringt, vielleicht kein so guter Weg sei.
Auch solche selbstkritischen Fragen in solchen Zeiten auf eine
für uns gangbare Weise beantworten zu können, gehört
zu den Aufgaben der Bewältigung unseres Coming-outes. Wir
eleben die Weihnachtstage an den Beratungstelefonen so, dass
wir an solchen Tagen Beschimpfungen von Lesben und Schwulen bekommen,
die es noch nicht gelernt haben, an solchen Tagen stolz und aufrecht
lesbisch und schwul zu sein. Früher haben wir am 24.12.
immer als Alternative ein Party gemacht, um uns dem Weihnachtterror
zu entziehen. Aber der Beginn der Party um 20 Uhr war immer ein
Flop, die leute kamen so zwischen 22 und 23 Uhr zur Party und
brachten sehr viel Aggressionen mit, waren vom lieb und
süßlich sein derart aufgeladen, dass sie das
irgendwie rauslassen mussten. Und da kamen ihnen die anderen
Partygäste gerade recht. Es dauerte schon ne Weile, bis
sich eine bessere Stimmung einstellte.
Und? Wollt Ihr am 24.12. den Bundespräsidenten reden hören
und am 31.12. den Kanzler? Die werden von den nötigen Reformen
reden. Im nächsten Jahr haben sich viele Dinge geändert.
Mit den Böllerschüssen werden auch einige soziale Errungenschaften
der Gesellschaft weggeschossen. da soll man sich auf das nächste
Jahr freuen?
Es gibt viele Menschen in der Bevölkerung, die nun auf die
Demagogie rechter Ideologen hören. Und in den großen
Parteien haben sich rechte Demagogen ganz gut eingerichtet und
versprühen ihr Gift bei offiziellen Anlässen.
Auch unter Jugendlichen ist rechte Ideologie ganz schön
weit verbreitet, auch an der lesbischen und schwulen Szene geht
das nicht vorbei. Das ist sehr gefährlich, auch für
unsere Minderheit, denn wir gehören zu den Untermenschen
für sie. Können wir mit ihnen diskutieren? Reichen
unsere Argumente? Da muss uns erst einmal selbst klar sein, wie
sich die Dinge verhalten, über die nun politisiert wird.
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- Die politischen Auseinandersetzungen in unserer Gesellschaft
die politische Diskussion wird wieder mal angeheizt, die Gedanken
werden so lange verquirlt, bis nur noch gequirlte Scheiße
dabei rauskommt. Und die Vorlage dazu liefert ein Bundestagsabgeordneter
der CDU aus Fulda. Die Deutschen seien genauso wenig ein Tätervolk,
sagt er, wie die Juden, obwohl unter den Kommunisten in der jungen
Sowjetunion unverhältnismäßig viel Juden gewesen
seien und der Kommunismus von einem Juden erfunden worden sei,
besonders von solchen Juden, die von ihrem Glauben abgefallen
seien. Und viele Deutschen würden da zustimmen? Solche Auffassungen
genau so knapp zu widerlegen, ist nicht so einfach möglich.
Also sprechen wir hier heute mal nicht weiter über Beziehungen
und sexuelle Fragen, sondern über diese politische Thema.
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- Was genau sind Antisemiten?
Es ist in der Geschichte der Menschheit noch nicht so lange her,
dass alles, was man beobachtet hat, religiös begründet
und erklärt wurde, denn Naturwissenschaften gab es da in
dieser Form nicht. So wurde auch die Geschichte der Völker
religiös erklärt.
Nun, Noah hatte drei Söhne, die nach der Sintflut Stammväter
von Völkern wurden, um dann die Welt zu bevölkern.
Das waren Ham, der Stammvater der Hamiten (Afrikaner), Sem, der
Stammvater der Semiten (Orientalen) und Jafet (Japhet), Stammvater
der Indo-Europäer, also von uns. Chinesen, Australier oder
Indianer waren unbekannt, also reichten die drei Söhne.
So also die biblischen Mythen. Zu den Semiten zählen die
arabisch-orientalischen Völker, die sich damals dort aufhielten,
also auch die Juden. Warum jemand also etwas gegen Semiten hat,
also alle orientalischen Völker, ist unklar. Wer heute ein
Antisemit ist, der hat aber nichts gegen Araber oder andere Orientalen,
sondern gegen Menschen, die es mehr oder weniger überall
auf der Welt gibt, gegen die Juden. Warum gerade gegen Menschen
dieser Religion? Davon später mehr.
Was genau sind Juden?
Jakob, der Stammvater des Volkes Gottes (des Volkes Israels),
hatte 12 Söhne. Seine Söhne waren die Gründungsväter
der 12 Stämme der Hebräer. Einer dieser 12 Stämme
war der Stamm Juda, die Angehörige waren die Judäer
oder Juden. Nach der ägyptischen Gefangenschaft und nach
der Eroberung des Landes, in dem Milch und Honig fließt,
gründeten die Hebräer den Staat Gottes, den Staat Israel.
Weil es im Wohngebiet der Hebräer, die sich als das Volk
Israels (Gottes) sahen, eine Zeitlang ein Königreich der
Juden gab, das den Wiederstand gegen das Römische Reich
wagte, wurden alle von den Römern besiegten und dann vertriebenen
Hebräer (oder Israelis) überall in der römischen
Welt die Juden genannt. Nach ihrer Vertreibung aus ihrer Heimat
durch die Römer hatten sie im wesentlichen ihre Religion
als kulturelles und verbindendes Element. Die Juden sind also
eine kulturelle-religiöse Minderheit, die aus Palästina
überall hin im römischen Imperium als Minderheit vertrieben
wurde.
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- Juden im mittelalterlichen Europa
Im europäischen Mittelalter gehörten zur Oberschicht
nicht nur die Adligen, sondern auch die christlichen Religionsführer,
der Klerus. Es durfte nur ein Gewerbe betreiben oder Land besitzen,
wer den rechten Glauben hatte, also Christ war. Und
eine bedeutende nichtchristliche Minderheit waren die Juden,
die in abgelegenen Stadtvierteln leben mussten. Die christliche
Bevölkerung begegnete ihnen mit Misstrauen, denn sie waren
für sie ja anders, obwohl die europäische Kultur natürlich
auch von den europäischen Juden maßgerblich mitgestaltet
wurde. Sie lebten von niedrigen Tätigkeiten und vom Handel.
Einige von ihnen wurden vom Handel auch sehr reich. Und manche
Fürsten hatten ihre Hofjuden: reich gewordene jüdische
Händler. Sie finanzierten über Kredite die Eroberungszüge
und andere Abenteuer der adligen Herren. Manche Fürsten
waren auf diese Weise hoch verschuldet. Es ist verbürgt,
dass sich so manche Adligen des Misstrauens der christlichen
Menschen vor den anderen, den Nichtchristen, bedienten und sich
von diesen Schulden dadurch befreiten, dass sie den aufgehetzten
Pöbel gegen die Juden hetzten, die daraufhin ermordet wurden.
So wurden diese adligen Herren ihre Schulden los. Überhaupt
steht ja hinter Diskriminierung und Verfolgung von Menschengruppen
fast immer der eigene Vorteil.
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- Juden heute
Heutzutage gelten Juden überall auf der Welt als Anhänger
einer Religion wie eben auch die Christen, Muslime oder Buddhisten
Anhänger ihrer Religion sind. Zum jüdischen Glauben
gehört es, das sie sich als das Volk Gotte sehen, obwohl
sie ja tatsächlich Teil der Völker sind, in denen sie
leben. Aber solche oder ähnliche Vorstellungen gibt es auch
in den anderen Religionen.
Religion und der Staat sind heutzutage eher getrennte Einrichtungen,
und das ist auch gut so, weil so die religiösen Auseinandersetzungen
zwischen den Menschen beendet wurden und weil es jedem Menschen
erlaubt ist, sich für oder gegen eine Religion zu entscheiden.
Und so verlieren die religiösen Glaubensverkünder über
den staatlichen Einfluss auch ihren Einfluss über die Köpfe
der Menschen. Und so üben manche Kinder oder Enkel von Christen,
Moslems und Juden diese Religion ihrer Vorfahren nicht mehr aus
oder sie sind Anhänger anderer Religionen geworden. Sind
sie dann noch immer Christen, Moslems oder Juden? Eigentlich
müsste man sagen: nein.
Viele jüdische Menschen hatten über viele Generationen
mit Menschen anderer Religionen Kinder. Die äthiopischen
Juden zum Beispiel unterscheiden sich in ihrer Hautfarbe nicht
von den anderen Äthiopiern, sie sind also auch schwarz.
Auch die europäischen Juden unterscheiden sich nicht von
anderen Europäern. Juden haben in all ihren Heimatländern
die jeweilige Staatsbürgerschaft, wie die Anhänger
anderer Religionen auch. So gibt es zum Beispiel religionslose
wie eben auch christliche und muslimische und jüdische Deutsche.
In der Nazi-Zeit hat man versucht, die Juden als eine Rasse anzusehen
und ihnen gemeinsam die Schuld am Kapitalismus wie
am Kommunismus zu geben.
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- Was genau sind Israelis?
Es sind dies Staatsbürger des heutigen Staates Israel. Unter
ihnen gibt es besonders viele Israelis jüdischer Religion.
Die Idee zur Staatsgründung stammt von Theodor Herzl, der
angesichts der grausamen Verfolgung und Ermordung europäischer
Juden deshalb für seine Idee Zulauf bekam, einen eigenen
Staat der Juden zu gründen, weil man endlich in einem Land
leben wollte, in dem Juden nicht verfolgt werden. Diese Anschauung
wird auch Zionismus genannt, denn Zion ist das gelobte Land der
Juden, was oft eher geistig verstanden wurde, aber eben auch
weltlich.
Besonders stark wurde diese Bewegung durch die Ereignisse im
tausendjährigen Reich, weil der deutsche Nazi-Staat
nämlich versuchte (und es beinahe schaffte), alle deutschen
Menschen jüdischer Religion und auch die Juden anderer (besetzter)
Länder zu vernichten und auszurotten, nachdem man sich vorher
an ihrem Vermögen bereichert hatte. Und daher versuchten
viele Europäer jüdischer Religion nach Palästina
zu reisen, um dort den Judenstaat mit zu errichten. Dies ging
natürlich nicht ohne die Vertreibung der dort lebenden Palästinenser
ab. Die meisten der heute in Israel lebenden jüdischen Menschen
sind aber nicht in Europa, sondern auch in Israel geboren, und
sie sehen daher Israel genauso als ihre Heimat an wie die Palästinenser
das gleiche land, was sie als Palästina ansehen. Die meisten
der in dieser Region lebenden Palästinenser sind in den
Flüchtlingslagern geboren.
Juden mit einer anderen Staatsbürgerschaft sind aber keine
Israelis, und nicht alle Israelis sind Anhänger der jüdische
Religion. Es gibt als israelische Staatsbürger auch Muslime
und Christen unterschiedlicher Konfession, und es gibt wie überall
auf der Welt auch Menschen, die keine Anhänger einer Religion
sind.
Israel ist einfach erst einmal ein Staat, auch wenn es viele
Menschen jüdischer Religion als wichtig empfinden, dass
es einen Staat gibt, wo Juden nicht verfolgt werden. In Israel
gibt es wie in jedem Land linke und rechte, friedliebende und
kriegstreiberische Menschen. Der Kampf der beiden Völker,
der Israelis und der Palästinenser um jedes Stückchen
Land wird sehr blutig geführt.
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- Was ist eigentlich ein Tätervolk oder ein Opfervolk?
Diese Begriffe sind sehr problematisch. Hier wird nämlich
ausgesagt, dass alle Menschen eines Volkes als Täter angesehen
werden und alle Menschen eines anderen Volkes als Opfer. Waren
denn alle Deutschen für die Hitler-Diktatur? Hitler ist
tatsächlich gewählt worden, also eine Mehrheit unserer
Bevölkerung war für ihn. Aber es gab auch deutsche
Opfer der Hitler-Diktatur und auch deutsche Widerstandskämpfer
gegen ihn. Die kann man nun wirklich nicht zu den Tätern
zählen.
Für die Nazis zu sein, das war früher und ist heute
kein Zufall. Auch damals war bekannt, was sie wollten und welche
Methoden sie dazu anzuwenden bereit waren. Heute weiß nun
wirklich jeder Mensch, was Nazis wollen und welche Methoden sie
anzuwenden bereit sind. Das ist das eine und sollte uns zu denken
geben.
Andererseits gab es ja Nazigegner in unserer Bevölkerung,
die auf die eine oder andere Weise gegen die Unmenschlichkeit
des deutschen Nazi-Staates ankämpften, und dann welche,
die sich dies nicht trauten. Man kann nun aber nicht ein ganzes
Volk zu einem Tätervolk abstempeln, und man
tut es ja auch gar nicht.
Die Leute, die möchten, dass endlich schluss gemacht wird,
dass man endlich vergeben und vergessen soll, was Deutsche mit
ihren jüdischen MitbürgerInnen aber auch mit anderen
Menschen (z.B. den Schwulen) anstellten, kommen oft politisch
auch aus der rechten Ecke und sie möchten wieder richtig
Propaganda für ihre Ziele machen, ohne dass immer daran
erinnert wird, was eine Nazi-Herrschaft bedeutet.
Aber man kann ja den Mord nicht nachträglich ungeschehen
machen, man kann den Massenmord an Menschen, die nichts anderes
getan hatten als sie selbst zu sein, nicht einfach vergessen.
Und man kann solche Verbrechen nicht dadurch als weniger schlimm
ansehen, dass man Handlungen von Menschen aus anderen Ländern
damit vergleicht und so tut, als könne man das gegenseitig
aufwiegen.
Es gibt kein Tätervolk, aber es macht nachdenklich, dass
so viele Menschen unseres Volkes damals bereit waren, so etwas
zu wählen. Viele bereuten vielleicht hinterher, was sie
getan hatten, andere wollen es noch immer rechtfertigen.
Man kann das Geschehene nicht wegleugnen oder rückgängig
machen, man kann aber heute dazu beitragen, dass solche Menschen
wie die Nazis nicht noch einmal eine Chance erhalten.
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- Warum zahlen wir eigentlich noch immer für
die Zwangsarbeiter?
Die Bundesrepublik Deutschland hat sich in ihrer Konkurrenz zur
DDR große Mühe gegeben, dass sie international als
der Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches angesehen wird. Und
im Deutschen Reich unter den Nazis ist man, das ist ja bekannt,
nicht besonders freundlich mit den Menschen jüdischer Religion
umgegangen. Viele reiche jüdische Deutsche verkauften also
billig ihre Besitztümer und flohen ins Ausland, wenn sie
es noch konnten. Dadurch wurden viele Unternehmen arisiert,
also nach der Nazi-Rassenideologie den Menschen der jüdischen
Rasse weggenommen und einigen Menschen der deutschen
Rasse gegeben. Weil während des Krieges viele Arbeiter
der deutschen Fabriken nicht arbeiteten, sondern als Soldaten
im Krieg waren, nahm man aus den besetzten Gebieten, besonders
aus Polen, viele jungen Menschen gefangen und zwang sie, als
Fremdarbeiter in den Fabriken zu arbeiten. Sie erhielten dabei
keine Einzahlungen in die Sozialversicherungen, keinen realen
Lohn. Viele von ihnen überlebten dies nicht. Andererseits
wurden durch die Arisierung und die billige Arbeitskraft der
Zwangsarbeiter viele Unternehmer reicher und reicher. Und noch
während des Krieges begannen sie, Unternehmen im Ausland
aufzukaufen. Ihnen konnte nun egal sein, ob Deutschland unter
Hitler den Krieg übersteht oder nicht.
Nach dem Krieg blühte die (west)deutsche Wirtschaft auf,
die sehr reichen Unternehmen stiegen immer weiter in die internationale
Wirtschaft ein. Durch DM-Stützungskäufe wurde der bisweilen
kränkelnde Dollar gestützt, und die USA waren bald
das am höchsten verschuldete Land der Welt, Hauptgläubiger
waren Deutschland und Japan, die beiden Kriegsverlierer. Mit
diesem Dollar-Kapital drängten deutsche und japanische Konzerne
auf den amerikanischen Markt vor und verzahnten sich mit den
US-Konzernen. Und heute sind deutsche Konzerne in den USA zuhause
und mit den US-Konzernen verflochten.
Nach dem Krieg gingen auch viele ehemaligen Zwangsarbeiter in
die USA. Und findige amerikanische Anwälte ermutigten sie,
die in den USA ansässig gewordenen deutschen Konzerne wegen
ihrer Zwangsarbeit zu verklagen. Da machte die Bundesregierung
unter Schröder in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der
deutschen Industrie den Anwälten einen Vorschlag. Sie wollten
das Problem ein für allemal aus der Welt schaffen
und boten einen Pauschalbetrag von 10 Milliarden DM den Zwangsarbeitern
für das erlittene Unrecht an, sofern es danach keine weiteren
Forderungen geben würde. Die Hälfte sollte die Industrie
zahlen, die andere Hälfte Bund, Länder und Gemeinden.
Das heißt, die Hälfte zahlt der Steuerzahler und nicht
die reiche Industrie. Die Industrie bekam das Geld in ihren eigenen
Reihen nicht so recht zusammen, zum Beispiel wehrte sich auch
die katholische Kirche, für ihre Zwangsarbeiter zu bezahlen.
Daher ermöglichte der deutsche Staat seinen Konzernen dass
diese Zahlungen steuerlich geltend gemacht werden, was bedeutet,
dass die andere Hälfte auch von der arbeitenden Bevölkerung
bezahlt wird. Das ist aber überhaupt nichts Besonderes,
denn der Reichtum der Konzerne wird ja immer von der arbeitenden
Bevölkerung auf die eine oder andere Weise bezahlt.
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- Was sind Nazis?
In ihrem Ursprung sind die Nationalisten aus dem niedergehenden
Adel entstanden, der sich der Gewaltbereitschaft der Opfer der
aufkommenden Marktwirtschaft bediente. Der Conte (Graf) Arthur
de Gobinau, ein französischer Diplomat im Außendienst,
wird als der geistige Vater der nationalistischen Bewegung angesehen,
der ungefähr so argumentierten: Die Leute haben früher
widerspruchslos dem Adel gedient, weil sie glaubten, das sei
Gottes Wille. Das können wir die Leute nicht mehr glauben
machen. Also verkünden wir, dass die Natur (die Biologie)
die Besten über die Schwachen setzt und unsere
Führung deshalb gerecht ist. Die Charaktereigenschaften
und deshalb das Oben und Unten sind angeboren (natus - Nation).
So gehört also die Ideologie des Biologismus zur Nazi-Ideologie,
wonach es kluge und zur Herrschaft fähige Rassen unter den
Menschen gibt, die sogenannten Herrenvölker, und andere,
die sogenannten Sklavenvölker. Dieser Teil der Nazi-Ideologie
wird Rassismus genannt. Männer denken und Frauen fühlen,
deshalb sind Männer für die Berufsarbeit und für
das Soldatentum gut, Frauen für die Versorgung der Familie.
Dieser Teil der Nazi-Ideologie wird Sexismus genannt. Es ist
nicht verwunderlich, wenn religiöse Fundamentalisten, die
auch die Frauen unterdrücken wollen, die Nazi-Ideologie
an diesem Punkt gut finden. In einer Gesellschaft gibt es Familien,
die immer oben schwimmen und die immer die wirtschaftliche Gewinner
sind, andere sind seit Generationen einfache und treue Arbeiter,
schuften ihr Leben lang und bringen es nie zu etwas. Das sei
angeboren, sagen die Nazis, die zum Wirtschaften gut sind, sind
zurecht in ihrer Position, die Arbeiter sind zurecht unten. Diesen
Teil der Nazi-Ideologie nennt man den Sozial-Darwinismus.
Nazis dienen, wenn sie vom gewissenlosen Bürgertum über
Geldmitten und Unterstützung aus den Medien an die Macht
gebracht werden, den Interessen ihrer wirtschaftlichen Auftraggeber
bis hin zum Völkermord.
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- Was ist Patriotismus?
Im Gegensatz zum Nationalismus, der als Propagandawerkzeug für
die Ziele der wirtschaftlichen Obrigkeit verbreitet wird, entsteht
der Patriotismus aus einem Gemeinsamkeitsgefühl der Bevölkerung.
Nach der französischen Revolution, als die Bevölkerung
die Macht von Adel und Kirche beendete, als Religion zur Privatsache
und der Staat als Einrichtung aller angesehen wurde, entstand
ein gewisser Stolz auf das vom Volk erkämpfte, auf die neue
freiere gesellschaftliche Ordnung. Diersr Stolz wird der Patriotismus
genannt, von dem lateinischen Wort Patria, Vaterland. Der Patriotismus
kann sich auch gegen die Obrigkeit richten, wenn diese dem Volk
Unzumutbares zumutet.
Natürlich kann auch der Patriotismus eines Volkes von der
Obrigkeit missbraucht werden, er ist aber nicht das ideologische
Werkzeug der Obrigkeit zur Unterdrückung eines Volkes, sondern
er entsteht in seime Ursprung im Widerstand des Volkes gegen
seine bisherige Obrigkeit und im Stolz des Volkes, diese Obrigkeit
gemeinsam besiegt zu haben. Ind Deutschland wird zwischen diesen
beiden Begriffen oftmals nicht unterschieden.
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- Was ist eigentlich Imperialismus?
Im Wort Imperialismus ist das Wort Imperium enthalten. Damit
ist das Römische Imperium benannt worden, das die Grenzen
der Stadt Rom überschritt und die Nachbarvölker unterwarf,
bis Rom ganz Italien beherrschte. Dann eroberte Rom schrittweise
nahezu die gesamte bekannte Welt und machte die anderen Länder
zu seinen Kolonien. Köln kommt von Kolonia. Da wurde dann
der arme Konsul mit seinen Truppen in die reiche Provinz geschickt,
und einige Jahre später verließ der reiche Konsul
die arme Provinz und kam nach Rom zurück.
Später wurden aber auch die industrialisierten Kolonialstaaten
wegen ihrer Kolonien als imperialistische Staaten benannt. Man
meint damit die politische und besonders die wirtschaftlich Abhängigkeit
eines militärisch besetzten oder besiegten Landes durch
ein anderes, denn die Kolonialherren betrachteten ja die Eingeborenen
der Kolonien als Menschen zweiter Klasse. Nun ist es ja so, dass
die aus den marktwirtschaftlichen Industriestaaten stammenden
Konzerne ab einer bestimmten Stufe ihrer Entwicklungen einfach
weitere wirtschaftliche Einflussgebiete benötigen, weitere
Rohstoffquellen und Absatzmärkte, um das Wachsen ihrer Gewinne
aufrechterhalten zu können. Deshalb glauben Viele, dass
Marktwirtschaft nur dann einigermaßen funktioniert, wenn
sie sich immer weiter ausdehnen kann, wenn sie also imperialistisch
wird.
Da nach Unruhen und Revolutionen viele ehemalige Kolonien in
die politische Selbsthändigkeit entlassen wurden, wird nun
um Beispiel in der Schulen behauptet, das Zeitalter des Imperialismus
sei vorbei. Aber noch immer fließen die Reichtümer
aus den ehemaligen Kolonien in die reichen Industriestaaten,
während die Bevölkerungen (mit Ausnahme einer dünnen
in Europa erzogenen Oberschicht) in schrecklicher Armut lebt.
Die Staaten der sogenannten Dritten Welt sind von den Staaten
der sogenannten ersten Welt noch immer politisch und wirtschaftlich
abhängig. Deshalb nennen manche Menschen diesen Zustand
Neoimperialismus. Andere sagen, das ist kein neuer,
sondern immer noch der alte bekannte Imperialismus, in dem reiche
marktwirtschaftliche Staaten (beziehungsweise deren weltweit
wirtschaftenden Konzerne) nicht nur das eigene, sondern auch
andere Staaten und Völker ausplündern. Die neue Weltordnung
der USA und ihrer Verbündeten nach dem Zusammenbruch der
Sowjetunion wird auch als Imperialismus angesehen und die gegenwärtigen
Kriege kann man dann durchaus als imperialistische Kriege ansehen,
auch wenn die gegenüber der Bevölkerung ganz anders
begründet werden, etwa als Befreiung vor irgendwelchen Diktatoren
oder so.
Es kann auch so weit kommen, dass die mächtigen Konzerne,
die hinter den Eroberungen und Unterdrückungen stehen, die
staatlichen Ordnungen nicht mehr achten und sich selbst Truppen
anheuern und die eroberten Gebiete selbst verwalten, ohne den
Umweg über einen Staat.
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- War ist eigentlich Globalisierung
Das Wort Globalisierung hat etwas mit der Erdkugel, dem Globus
zu tun. Als Papa Bush, der Vater des jetzigen Präsidenten
Bush vorübergehend Präsident war, sprach er von der
Neuen Weltordnung, die durch den Zusammenbruch des osteuropäischen
Staatenbundes entstehen könnte. Die selbsternannten 8 wirtschaftlich
großen Staaten (beziehungsweise ihre Staatschefs), die
sich immer mal irgendwo in der Welt treffen, scheinen sich nun
als die eigentliche Weltregierung zu verstehen. Globalisierung
heißt, alle wirtschaftlichen Kräfte der Welt, alle
Güter, mit denen es sich wirtschaften lässt, den multinationalen
Konzernen zugänglich zu machen, alle Zollschranken und Barrieren
abzubauen, alle Staaten so umzubauen, damit die Wirtschaftskonzerne
in ihnen verdienen können. Dabei entstehen allerdings auch
Konflikte zwischen den Interessen der einzelnen Staaten oder
Staatenzusammenschlüsse, zum Beispiel zwischen den USA und
einem Teil Europas. Zur Globalisierung schein derzeit zu gehören,
den gesamten öffentlichen Dienst und alle Sozialen Einrichtungen
oder Versicherungen derart umzubauen, dass es sich für Kapitalinvestoren
lohnt, nach der Privatisierung hier Kapital zu investieren, das
sich gut verzinst. Das bedeutet für die Bevölkerung
zumeist einen Abbau ihres wirtschaftlichen Standarts und weniger
Lohn für mehr Arbeit.
Was sind die Globalisierungsgegner?
Das sind Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen
diese politische und Wirtschaftsentwicklung gerichtet sind. In
dieser breiten Bewegung treffen sich Gewerkschaften und Kirchen,
die meist Träger von Sozialeinrichtungen sind, mit dem Ziel,
diese für ihre Organisationen zu erhalten, denn das geht
meist nur mit staatlichen Zuschlägen, die zunehmend gestrichen
werden. Hier sind viele Arbeitsplätze, zum Beispiel Pflegeplätze,
und all diese Plätze würden rein marktwirtschaftlich
wegfallen, die Versorgung der betreffenden Menschen aber auch.
Hier sind Menschen, die sich eine Gesellschaft wünschen,
in denen Menschen brüderlich miteinander umgehen, mit solchen,
die einen Wert in Bereichen des menschlichen Lebens erkennen,
auch wenn er sich marktwirtschaftlich nicht rechnet, zum Beispiel
in vielen Bereichen der Kultur. Es sind hier aber auch nationalistische
Kräfte hier zu finden, die isolierte Nationalstaaten wollen
statt des wirtschaftlichen Zusammenschlusses, was heutzutage
wirklich nicht mehr möglich ist, und Religionsfundamentalisten,
die durch die Markwirtschaft in ihrem Land eine Abnahme ihres
religiös begründeten Einflusses befürchten. Die
weltweite Bewegung der Globalisierungsgegner scheint zu einem
politischen Faktor in fast allen Staaten der Erde zu werden.
Es sind jedoch im Moment fast keine gemeinsame Zielvorstellungen
zu erkennen, dafür ist die gemeinsame Gegnerschaft gegen
diese Gleichschaltung der ganzen Welt hier zu finden. Lediglich
die Einführung der Tobin-Steuer scheint unstrittig zu sein.
In ihr sollen die Kapital-Bewegungen versteuert werden, um diese
zu begrenzen. Wenn es um die Entwicklung gemeinsamer Zielvorstellungen
geht, wird das zu großen Auseinandersetzung innerhalb der
Globalisierungsgegner führen, weil dieses Bündnis derart
breit ist. Eine der wichtigsten Organisationen der Globalisierungsgegner
ist ATTAC.
-
- Und was hat das mit uns zu tun?
Leute aus unserer Szene sind bei den Globalisierern zu finden
und bei den Globalisierungsgegnern. Das hat etwas mit ihren jeweiligen
Interessen zu tun beziehungsweise mit dem, was sie dafür
halten. Es gibt weder in der Lesben- noch in der Schwulenszene
dazu eine gemeinsame Haltung. Das ist auch kaum zu erwarten,
denn unsere Szene ist unpolitisch und eher mit der PartnerInnensuche
und dem Feiern beschäftigt als mit dem Nachdenken über
die Lage unserer Menschen. In allen Szenen gibt es Lesben und
Schwule, uns in allen Szenen gibt es Menschen, die uns akzeptieren
und Menschen, die uns eben nicht akzeptieren. Eine lesbische
Millionärin oder ein schwuler Millionär hat es überall
leichter und geht im Zweifelsfall da hin, wo es ihr/Ihm gut geht.
Besonders schlechte Karten haben Lesben und Schwule allerdings
bei religiösen Fundamentalisten und den Religionen überhaupt
und bei Nationalisten. Das bedeutet jedoch nicht, dass deren
GegnerInnen unbedingt uns gegenüber besonders tolerant sind.
Unsere Chancen sind relativ besser, wenn es eine Trennung zwischen
Religion und Staat gibt, wenn der Staat sozial ist, wenn der
Staat und die Gesellschaft tolerant gegenüber Minderheiten
ist. Aber es ist nicht zwingend, dass es uns unter diesen Bedingungen
auch gut geht. Dennoch, wir leben ja wie die Heten in der gleichen
Welt, und die meisten von uns sind ArbeitnehmerInnen und wir
wollen von unserer Arbeit auch leben können, wollen auch
gepflegt werden können, wenn wir selbst Pflegefälle
sind, und wollen medizinische Hilfe haben, wenn uns ein Krankheit
erwischt. Da ist unsere Parteilichkeit zugunsten der Sozialversicherungen,
der sozialen Einrichtungen und ihren Trägern schon beinahe
vorprogrammiert.
-
- Hallo Gay Guys ´n Girls,
Wir wünsche Euch ein paar nette Begegnungen in der Weihnachts-
und Silvesterzeit, nicht zu fettes Essen, aber doch auch ein
bisschen eine kuschelige wohlige Wärme mit anderen Lesben
und Schwulen,
Eure LesbGayGirl und OldGayMan