98. Print-Ausgabe, Frühlings-LUST 09
 
Das Coming-out
ist eine entscheidende Situation im Leben eines Menschen, nämlich das zu akzeptieren, was man schon vorher geahnt oder befürchtet hatte: „Ich bin homosexuell“. Und nun muss man lernen, wie das ist, lesbisch oder schwul zu sein.
Hi Gay Guys n´ Girls,
kaum bekommt man eine blasse Ahnung vom Frühling, man freiert nicht mer so sehr, wenn man die Nase aus der geheizten Wohnung stecht, werden wir schon mit Ankündigungen zu Sommerfesten, Tagungen, Events und vor allem mit Ankündigungen zu den diversen CSDs verfolgt.

Das macht den Anschein, als ob wir alle nur so auf diese Ereignisse warten,wenn wir es verstanden und für uns akzeptiert haben, dass wir lesbisch bzw. schwul sind.

Besonders die großen CSD-Veranstaltungen in vielen Städten erwecken den Anschein, als sei unser Leben eine nicht enden wollende Party.

Wir können nahezu überall in Europa auf die eine oder andere Weise heiraten oder uns verpartnern, auf uns warten Ffeste, Filme, Theaterstücke, Schlager usw.

Es gibt eine Infrastruktur in den großen Städten, so dass wir die Szene in unserer Freizeit kaum noch verlassen müssen, und wo wir hingehen, wenn wir die Szene verlassen, das können wir uns aussuchen. Wo etwas Schwulenfeindliches oder Frauen- bzw. Lesbenfeindliches zu erkennen ist, da gehen wir einfach nicht hin, sondern dort hin, wo es für uns besser gestellt ist. Wir haben also das große Los gezogen, als offenbar wurde, dass wir nunmal lesbisch bzw. schwul sind.

Na gut, im kleinen, mit der Herkunftsfamilie, im Kreis der Mitschüler, ArbeitskollegInnen und im bisherigen Umfeld, mag uns die Borniertheit so mancher Heten auf den Wecker fallen. Aber wir können diesen dan ndoch so weitr wie möglich ausweichen, bis es uns gelingt, uns ihnen gänzlich zu entziehen, damit sie uns nicht mehr auf die Nerven fallen können.

Naja, genauer hingeschaut geht das doch nicht so einfach. Da erfahren wir im Zusammenhang mit dem angekündigten Stuttgarter CSD, dass dort in Zukunft die Verpartnerungen nicht mehr im Ordnungsamt, sondern auch im Standesamt stattfinden werden und dass die Gebühren dort ebenfalls, wie es Bundesgesetz ist, 40 Euro betrafgen und nicht mehr für homosexuelle Partnerschaften wie bisher 89 Euro.

Das war zwar nicht besonders gravierend, doch es war ärgerlich, weil die religiösen und konservativen Zeitgenossen eben nicht die Größe haben, uns unbehelligt zu lassen, sondern überall wo sie können, versuchen, uns immer und immer wieder mit kleinen und größeren boshaften Nadelstichen zu nerven oder zu verfolgen. Das hört wohl nie auf, immer wieder haben wir uns solcher miesen Boshaftigkeiten aus diesen Kreisen zu stellen.

Nebenbei, In Esslingen kostet es noch 100 Euro für die Verpartnerung von Lesben und Schwulen, in Lud-wigsburg sogar 150 Euro.
Diese Boshaftigkeiten mit den Ordnungsämtern und den höheren Gebühren zeigen uns, dass man uns eben doch, wo es geht, zu diskriminieren wünscht.

Die CSD-Verbände fordern ein lan-deseinheitliches Gesetz für Baden-Würtemberg, aber bei christlichen Landesregierungen ist das nicht so einfach vorstellbar.

Und Christen versuchen auch ständig ihre religiösen Auffassungen in die Wissenschaft zu tragen. Sie verfolgen uns eifernd, dabei haben wir es uns ja nicht ausgesucht, dass wir lesbisch oder schwul sind. Dennoch versuchen sie uns überall, wo es geht, zu quälen.
Die Stadt sowie die Universität von Marburg stellen dem “6. Kongress für Psychotherapie und Seelsorge” zum großen Thema “Identität – Der rote Faden in meinem Leben” (20.05.2009 - 24.05.2009) Räume und ihren guten Namen zur Verfügung. Der angeblich wissenschaftliche Kongress wird von verschiedenen Universitätsprofessoren und Klinikärzten organisiert und lädt „alle, die psychotherapeutisch oder seelsorgerlich tätig sind, ebenso Studierende entsprechender Fachrichtungen” ein (mehr dazu auf http://www.akademieps.de).

Um die Tragweite dieses Vorgangs besser verstehen zu können, sollen hier einige Referenten vorgestellt werden. Das Seminarangebot ist ein Fundgruppe zum Teil pseudowissenschaftlicher sowie teilweise homo-sexuellenfeindlicher Referenten. Eine Auswahl: A 16 - Markus Hoffmann von Wüstenstrom, D 17 - Christl Vonholdt von Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG) der Offensiven Jungen Christen (OJC)

Es ist gerade für Opfer von Umpolungsprogrammen gefährlich, wenn deren Propagandisten von der deutschen Fachwelt augenscheinlich anerkannt werden.

Vorsicht also beim Glücklichsein. Da gibts welche, die auf uns und unsere Leute lauern. Überall versuchen sie Boden zu gewinnen, um gerade uns zu schaden.

Viele liebe und auch nachdenkliche Grüße,
Euer RoLü-Team