Grußwort für das 4. LUSTBLATT (August/September)
 
Hallo, Ferundinnen und Freunde der LUST beziehungsweise von LUSTBLATT,
 
hier ist es wieder, das neue LUSTBLATT, mit dem ausführlichsten Veranstaltungskalender der Region, mit den wichtigsten Informationen rund um unser Leben und unsere Szene, mit wichtigen Tipps und mit Berichten und Erzählungen über die kleinen Freuden und Leiden unseres Alltags.

Das ist immer wieder ganz schön stressig, alle Infos zusammenzubekommen (hier ein Beispiel der alten Rechtschreibung in der neuen Rechtschreibung, wie es neuerdings sein soll), aber jetzt können wir Euch das Ergebnis unserer Bemühungen stolz präsentieren.

Wer in unserer Region irgendetwas für die Menschen unserer Szene organisieren und präsentieren will und es hier nicht vorfindet, der/die ist wirklich selber schuld, denn LUSTBLATT hat in den wenigen Ausgaben schon einen riesigen Bekanntschaftsgrad erreicht, und mehr Aufwand, alles zusammen zu bekommen, können wir nun wirklich nicht betreiben.

Wenn Ihr mehr über die Hintergründe der Ereignisse erfahren wollt, wenn es Euch auch um das Engagement für unsere gemeinsamen Iteressen geht, dann könnt Ihr auch noch die LUST lesen, die es schon (zusammen mit Ihren Vorgänger-Zeitungen NUMMER und IHM-Info, die wir auch herausgegeben haben) schon seit 10.5.1979 (Erscheinung des 1. IHM-Infos) gibt, also schon länger als 25 Jahre. Nun ja, das Alter sieht man uns wohl auch an.

Aber die LUST ist jung geblieben, weil sie selbstverständlich immer wieder aktuelle Themen aufgreift. Und gerade für die letzte, die 83 Ausgabe, die Sommer-LUST sind wir sehr gelobt worden, sie sei die beste bisher. Das empfanden wir anders, wir dachten es seien die 80., 81., und 82., ich glaube, wir denken das von jeder neuen Ausgabe. Dass wir derart gelobt werden, macht uns natürlich stolz.

Immerhin sind LUST, LUSTBLATT und die Gruppe ROSA LÜSTE ein Projekt, für das wir uns seit Jahren ehrenamtlich engagieren, also ein Geschenk von uns und an uns. Auch an uns, denn ohne diese Arbeit hätten wir Vieles nicht erlebt, viele Menschen nicht kennen gelernt: nette, hilfsbereite, großzügige und kluge und solche, die es eben auch gibt, gerade eben auch in unserer Szene.

Was wäre unsere Szene ohne gegenseitige Hilfsbereitschaft und gegenseitiges Verständnis füreinander? Denn ohne diese Eigenschaften, die man doch vielfach in unserer Szene findet, wäre Manches gar nicht erreicht worden, was wir bei den CSD-Veranstaltungen miteinander feiern dürfen und können.

Wenn dann die großen Freiluftveranstaltungen und Sommerfeste vorbei sind, kommt es wieder auf die Kneipe am Ort, die Disco in der nächsten Stadt und die Clique oder Gruppe in der Nähe an.

Und ganz besonders um diese Betriebe am Ort kümmern wir uns vom LUSTBLATT, das sehen wir als unsere Aufgabe an, das haben wir auch früher schon immer so gehalten, als es außer uns noch gar keine anderen Blätter gab. Denn diese Betriebe machen die Szene aus, in der wir leben und die uns eine gewisse familiäre Bindung gibt.

Dass diese Szene existiert, dass sie stabil existiert und für uns auch da ist, wenn uns danach ist, das macht unsere Lebensqualität in den täglichen Fragen des Alltags aus.

Und die Wirtinnen und Wirte unserer Szene sind nebenbei AnsprechpartnerInnen, haben ein Ohr für die Sorgen und Fragen ihrer Gäste. Sie halten den Rücken gegenüber Behörden hin, sie sind also da, wenn frau die Gemeinschaft der Lesben oder wenn man die Gemeinschaft der Schwulen sucht, die Community eben.

Da steht zum Beispiel in Sachsenhausen seit 36 Jahren die Ricky in ihrem Club La Gata. Das ist keine Kleinigkeit. Und diese Wirtinnen und Wirte könnten Euch so Einiges erzählen.

Dass wir uns besser als Gemeinschaft verstehen, die ja über die Konkurrenz hinaus viele gemeinsame Interessen zu verteidigen hat, das wäre mein diesjähriger CSD-Appell. Denn da liegt ja noch viel im Argen. Und die Zeite, die wirtschaftlichen wie die politischen, sind nicht auf dem Weg zum Besseren. Das könnten wir zumindest zwischen uns etwas mehr gegenseitiges Verständnis aufbringen. Der Ton macht die Musik. Wie wir miteinander umgehen, beeinflusst wieder andere. Wir sind selber die GestalterInnen des Klimas zwischen uns, das wir immer wieder beklagen.

Bin ich ein bisschen rührselig und/oder sentimental geworden? Nun ja, das haben alte Leute manchmal so an sich. Mir hat der diesjährige CSD in den Städten, wo wir waren, richtig gut gefallen. Klar gabs auch kleine Ärgernisse. Ich hoffe, auch Ihr hattet eine gute Zeit und gute befriedigende Erlebnisse.

Ich grüße Euch, auch im Namen der anderen Lüstlinge,
Euer Joachim von der LUST
(joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)