- 105. Print-Ausgabe, Winter-LUST 2010/2011
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- Bücher zur Emanzipation und Sozialwissenschaft
Bücher, die wir auf der Buchmesse entdeckt haben und die
nicht direkt etwas mit unserem Thema zu tun haben,
die uns aber dennoch interessieren, weil unser Thema
nicht getrennt von der allgemeinen Emanzipation und den sozial-
und Gesellschaftswissenschaften gesehen werden kann.
Planerin
Kalender/Planerin, Geschenkartikel, Frauenrechte allgemein. Dauerabo
der Planerin zu 9 Euro - Der Buchkalender zu 13 Euro
Jedes Jahr präsentieren wir Ihnen zwölf Porträts
von engagierten Frauen. Im DIN A5 Format mit stabiler
Ethabind-Ringbindung bietet die Planerin viel Platz und Übersichtlichkeit
für unterwegs und für den Schreibtisch.
Einschubtaschen im Umschlag, herausnehmbares Adressbuch, Menstruationskalender,
Mondphasen, Adressliste wichtiger Frauenorganisationen und vieles
mehr. Jede Woche auf einer Doppelseite und eine zusätzliche
Jahres- und Monatsübersicht garantieren Frau den Überblick.
Im Abo erhalten Sie die Planerin für 9,00 EUR zzgl. Versandkosten
automatisch jedes Jahr in der bestellten Stückzahl. Wenn
Sie die Planerin abonnieren möchten, kaufen Sie einfach
dieses Abo per Klick auf "in den Warenkorb".
Unser Kommentar: Das ist ein ungemein praktischer Kalender für
den Schreibtisch. Frau kann hier alles übersichtlich eintragen,
und wenn mal was Wichtiges nachzuschlagen ist, dann ist es sinnvoll,
erst einmal hier in der Planerin nachzusehen. Bestellt diesen
Kalender am besten im Internet, Adresse: http://frauenrechte.de
und dort im Shop. Da gibts auch noch ne ganze Reihe anderer
interessanter Bücher zu kaufen. (rs)
Ronald M. Schernikau
Irene Binz. Befragung
Erstmals aus dem Nachlass!
224 Seiten zu 16,95 Euro, gebunden,
Leinen,mit zahlreichen Fotos, ISBN 978-3-86789-095-3
Das intensive Gespräch zwischen Mutter und Sohn fördert
Bewegendes zutage: das Aufwachsen in der DDR, die Umstände
der Flucht nach Westdeutschland aus Liebe zum Vater des gemeinsamen
Kindes, die Demütigung, als sie erfährt, dass dieser
dort heimlich eine andere geheiratet hat, das Misstrauen ihr,
der Genossin, gegenüber - Irene Binz, literarisches Alter
Ego von Ellen Schernikau, geht weiter ihren Weg und fühlt
doch schmerzhaft die Leerstelle der fehlenden Heimat. Dieses
Buch ist das berührende Porträt einer ungewöhnlichen,
starken Frau, die ihren Überzeugungen treu geblieben ist.
Frappierend in seiner Einzigartigkeit, ist es doch auf seine
Art exemplarisch für den verkrampften Umgang der beiden
deutschen Staaten miteinander - und dessen Konsequenzen bis heute.
Mit einem Vorwort von Dietmar Dath.
Unser Kommentar: Der Ende 1991 verstorbene Ronald M. Schernikau
meldet sich in Texten, die er 1981 in Gesprächen mit seiner
Mutter geschrieben hat.
Wer sich einen Eindruck vom Leben eines Menschen in der DDR machen
möchte, der eben keine Systemkritik hat, und der dann in
der BRD den kalten Krieg als gegen sich gerichtet zu spüren
bekam, solltes dieses Buch unbedingt lesen. Irene Binz
ist ein wichtiges Zeitdokument und es ist gut, dass Ronald M.
Scher-nikau dies für uns geschrieben hat. (js)
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- Das Jahrbuch der Erotik XXV
Mein heimliches Auge
Exklusive Bild- und Textbeiträge auf 320 farbigen Seiten,
15,50 Euro, ISBN 978-3-99769-525-5,Die runde Nummer 25!
Namhafte & debütante AutorInnen & KünstlerInnen
über Sex, Liebe und Erotik heute: scharfe Bilder, erregende,
nachdenkliche, heitere, brü-llendkomische, poetische und
direkte Texte. Themen u.a.: Was sind die beliebtesten erotischen
Fantasien, was dagegen die real beliebtesten Sextechniken? BDSM.
Was ist Glück in einer Beziehung, was für typische
Probleme gibt es? &endash; Anfänge. Lust auf das Unbekannte.
Worauf schaut ein Mann, wenn er eine Frau/einen Mann das erste
Mal mit Begehren ansieht, worauf eine Frau, wenn sie einen Mann/eine
Frau das erste Mal ins Auge" fasst? U v a m
Unser Kommentar: Das gute alte Heimliche Auge, das
die sexuellen Kategorien auflöst und die eine menschliche
Sexualität in Bildern und Texten darstellt, dieses Auge
erlaubt es, sich in andere sexuelle Praktiken hineinzudenken,
was somit Türen öffnet. Das 25. Jahrbuch nun widmet
sich dem Liebes-leben.Und es ist hier auch die Rede
davon, dass so manchen AutorInnen erotischer Beschreibungen zunehmend
wieder anonym bleiben wollen. Kann es serin, dass offenherzige
Bekenntnisse Nachteile nach sich ziehen? Wenn dies so wäre,
wäre das allerdings ein spürbarere Rückschritt.
Ich empfehle Euch dieses Buch, das den Zeitgeist spiegelt. (js)
Bücher zur sexuellen, gesellschaftlichen
und politischen Moral
Die Tabuisierung von Themen hat Konjungtur. Banale Eigeninteressen
von Personen, religiösen, wirtschaftlichen Gruppierungen,
politischen Parteien und Staaten werden mit traditionellen Tabus
verknüpft, damit niemand widersprechen kann. Oder sie werden
mit dem Widerstand gegen ins Gerede gekommenen Tabus verknüpft.
Somit wäre Aufklärung und die Entlarvung solcher machen-schaften
noch immer angesagt.
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- Bernd Kramer, Christoph Virchow (Hg.)
EIN FALL VON VERDECKTER EROTIK IN DER
NEUGRIECHISCHEN MALEREI
Überlegungen zum Problem
von Übermalungen in der Kunst. Erschienen im Karin Kramer
Verlag.
Mit Beiträgen von Helmut Bucher, Peter Funken, Helmut Höge,
Thomas Kapielski, Bernd Kramer, Heinz Werner Lawo, Christoph
Virchow. 23 Abb. schw./w., 26 Abb. farbig, 136 Seiten zu 14,80
Euro,3-87956-315-2
Das Übermalen von Bildern hat eine lange Tradition. Entweder
nahm der Künstler, von einer Schaffenskrise heimgesucht,
die "Korrektur" vor oder er befand, dass der erste
Entwurf nicht mehr seinen eigenen Vorstellungen oder denen des
Auftraggebers entsprach. - Ein Beispiel hierfür finden wir
bei Courbet. Im Auftrage des Frühsozialisten Pierre-Joseph
Proudhon hatte Courbet die Familie gemalt. Plötzlich bestand
der Auftraggeber darauf, die Gattin aus der Idylle zu verbannen.
Der Maler tat es. Die Frau verschwand hinter einem Strauchwerk.
Ist der schöpferische Eingriff vom Meister ins Werk legitim,
so ist das Übermalen von fremder Hand frevelhaft und respektlos.
Diesen Respekt z.B. verweigerte der Schmierer Alexander Brener:
er besprühte Malewitschs "Schwarzes Quadrat" mit
einem goldenen Dollarzeichen.
Im Falle der verdeckten Erotik haben wir ein zeitgenössisches
Beispiel von unglaublich blasphemischer Unverfrorenheit. Das
Werk des Malers Helmut Bucher wurde von einen Anstreicher "korrigiert"
- die Auftraggeberin bestand darauf.
Unser Kommentar: Ein Buch über ein ernstes Thema ist dies,
das ich nicht ohne einem Anflug von Ge-kicher lesen konnte, aber
haben Künstlerübermalungen nicht auch was
von Bücherverbrennungen? Das Buch ist vollkommen aus dem
Leben gegriffen, also echt und lesenswert. (js)
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- Paul Lafargue
Das Recht auf Faulheit
Herausgegeben von Michael Wilk, erschienen im Trotzdem Verlag,
Widerlegung des Rechts auf Arbeit von 1848
Um ein Vorwort von Michael Wilk
ergänzte Neuauflage. 97 Seiten, Abbildungen, kartoniert,
10 Euro ISBN 978-3-86569-907-7
Trotzdem bei Alibri,das Buch ist zu bestellen bestellen bei Alibri.
In seiner erstmals 1883 erschienenen Polemik kritisiert Paul
Lafargue die Vorstellung von Arbeit als Selbstzweck. Angesichts
der zunehmenden Zwangsverpflichtung von Arbeitslosen zu vorgeblich
»gemeinnütziger Arbeit«, sinkender Reallöhne
und immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen kommt seiner
Vision von »Muße und Freiheit« große
Aktualität zu. Wer nicht länger einsieht, für
die Profite der Konzerne den Buckel krumm zu machen, findet im
»Recht auf Faulheit« Ansätze, den tradierten
Denkmuster zu entkommen. Obschon bereits im 19. Jahrhundert geschrieben,
hat der Text auch in der aktuellen Diskussion um die Arbeit und
ihre Bedingungen noch immer eine grundlegende Bedeutung.
Aus dem Inhalt Lafargues "Recht auf Faulheit" * Das
Recht auf Faulheit 100 Jahre später * Ein verderbliches
Dogma * Der Segen der Arbeit * Was aus der Überproduktion
folgt * Ein neues Lied, ein besseres Lied * Wie man arbeiten
muss * Grabrede von Lenin zum Tode von Paul und Laura Lafargue
Unser Kommentar: In der kapitalistischen Realität
wirkt ich jedoch Entlastung der Menschen von schwerer
stupider Arbeit anders aus. Nicht mehr freie Zeit und Muße
für Viele, sondern Entlassung für dieeinen und verdichtete
Arbeit bei den verbliebenen Malochern sind die Folge. Lafargue
ist notwendiger denn je, schreibt Michael Wilk am Ende
seiner Einleitung. Doch wovon sollen die Arbeitsverweigerer leben?
Der Kapitalismus kann das auch so machen, dass die,
die nicht gebraucht werden oder zu brauchen sind einfach umkommen.
Lafargue meint in seinem Text. dass die Arbeiter so erzogen seien,
dass sie süchtig nach arbeit wären, selbst wenn sie
nur geringen Lohn erhalten. Sie wollen nur nicht faulenzen. Welch
ein Irrtum.
Hier wird nicht unterschieden zwischen einer zufriedenstellenden
Arbeit und der entfremdende Erwerbsarbeit. Lest es und diskutiert
mit. (js)
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- Alexander Braidt
Bewusstsein - Der Abgrund zwischen
Mensch und Tier. Zur unverstandenen Sonderstellung des menschlichen
Gehirns
Eine Streitschrift zum Menschenbild der jüngeren Hirnforschung
bei Roth, Singer und Co. Erschienen bei Pahl-Rugenstein, 355
S., 2 Abbildungen zu 26,00 Euro, ISBN 978-3-89144-430-6
Zur unverstandenen Sonderstellung des menschlichen Gehirns "Der
Mensch sei dem Tier sehr nahe, seine kulturelle Überlegenheit
Einbildung." Gegenüber dieser Kernthese der evolutionären
Anthropologie und speziell der Hirnforschung muß dieses
Buch wie ein Affront wirken. In ihm wird die herausragende Stellung
des Menschen in der Evolution präzis begründet.
Bis heute blieb das Bewußtsein des Menschen für die
Hirnforschung nach eigenem Eingeständnis ein Rätsel.
Ein Grund war, daß stets der vielschichtigen Fülle
von Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Ich-Identität usw. schlankweg
das Etikett "Bewußtsein" angeheftet wurde.
So versäumte man, den puren Status "bewußt zu
sein", zu analysieren worauf es exakt angekommen
wäre. Der etablierten Hirnforschung entging daher die fundamentale
Tatsache, daß bereits der ganz passive Mensch bewußt"
ist. Bewußtheit nicht etwa Wachheit entpuppt
sich als bloßer Offenheits- oder Autonomie-Modus. Dieses
bislang völlig unbeachtete Phänomen wirft ein grelles
Licht auf die Entwicklung einer intelligenten Kultur des Menschen.
Denn seiner selbst "bewußt zu sein" gegen
alle Hemmnisse und ohne Ende abstrakt und phantasievoll denken
zu können , das ist die mentale Basis jeder Kulturentwicklung.
Erst dieser Grund-Modus "bewußt" gewährleistet
die dazu unerläßliche, geistige Autonomie.
Doch wie kommt diese Autonomie neuronal zustande?
Alexander Braidt (geb. 1947) ist von Profession Geisteswissenschaftler
(Philosophie, Politische Wissenschaft und Germanistik), studierte
bei Prof. Ernesto Grassi am Humanistischen Institut München.
Bemüht um den vielbeschworenen, selten gelungenen Brückenschlag
zwischen Natur- und Geisteswissenschaft, beschäftigt er
sich seit gut 20 Jahren mit der Gehirnfor-schung.
Neben rein inneruniversitären Arbeiten ist dies seine erste,
größere Veröffentlichung auf diesem Gebiet. Er
arbeitet heute freiberuflich als Privatgelehrter in München.
Unser Kommentar: Der Mensch unterscheidet sich vom Tier dadurch,
dass er im Gegensatz zu Tier über Bewusstsein verfügt.
Und dies ist angeboren, aufgrund des besonderen menschlichen
Gehirns. Dem Autor geht es darum, alle die zu widerlegen, die
es für möglich halten, dass auch Tiere über Bewusstsein
verfügen, indem er ihnen nachweist, dass sie den Begriff
Bewusstsein ungenau benutzen und grenz diesen Begriff
genauer von andren Gehirnleistungen ab. Der Mensch ist
sich seines Bewusstseins bewusst, definiert wohl am besten,
was er meint, auch wenn es den Punkt nur anreißt.
Es ist dies ein wichtiges und gutes Buch, das in der Lage ist,
uns die Komolexheit menschlichen Denkens vor Augen zu führen.
Unbedingt Lesen! (js)
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- Helmut Fink (Hrsg.)
Der neue Humanismus
Wissenschaftliches Menschenbild und säkulare Ethik
Helmut Fink (Hrsg.) Schriftenreihe der Humanistischen Akademie
Bayern, Bd. 4,Erschienen bei Alibri, 218 Seiten zu 18 Euro,
ISBN 978-3-86569-059-3
Naturwissenschaftliche Erkenntnisse
über den Menschen haben Folgen: Sie beeinflussen Grundlagen
des Menschenbildes und berühren Grundfragen der Ethik. Das
Verhältnis von Humanismus und Naturalismus ist jedoch nicht
frei von tatsächlichen oder empfundenen Gegensätzen.
Dieser Band ist dem Bestreben gewidmet, einen stärker naturalistisch
geprägten Humanismus zu etablieren.
Zu den behandelten Fragen gehören: Wie sind Entstehung und
Funktion des Religiösen von einem säkularen Standpunkt
aus zu erklären? Welche Rolle spielt die kulturelle Ebene
im Vergleich zur natürlichen Ausstattung des Menschen? Wie
weit reicht die Wissenschaft und wo beginnt die Weltanschauung?
Unser Kommentar: Die Humanistische Akademie Bayern gibt eine
ganze Reihe interessante Aufsätze in dieser Bücherreihe
heraus. In diesem band geht es um das Bemühen, für
die über 30% unserer Bevölkerung, die weder den beiden
großen Kirchen noch einer anderen Religion angehören,
den Weg in eine säkulare (nichtreligiöse) Ethik zu
eröffnen. Diese Aufätze diskutieren u.a., wie Schmidt-Salomon
formuliert, einen neuen Humanismus für den neuen Atheismus.
Das Buch ist nicht nur für Atheisten lesenswert, für
diese aber ganz besonders. (js)
Rainer Willmann
Darwin, Huxley und die Frauen,
Verlag Barbara Budrich, 235 Seiten zu 16,90 Euro, 978-3-86649-232-5
Charles Darwin ist vielen als Begründer der Evolutionstheorie
bekannt. Aus dieser Theorie leitet sich auch der Sozialdarwinismus
ab. Ist das berechtigt? Darwins Engagement für die Gleichheit
der Menschen Männer und Frauen aller Ethnien
ist wenig bekannt. Lassen Sie sich von dieser Seite des berühmten
Biologen überraschen!
Darwins aus der Evolutionstheorie abgeleitetes Engagement für
eine Gleichberechtigung der Frau stellt eine für die Mitte
des 19. Jahrhunderts nahezu revolutionäre und über-aus
fortschrittliche Haltung dar. Die für Charles Darwin selbstverständliche
Gleichheit von Mann und Frau als gleichwertige Menschen
illustriert Rainer Willmann in diesem spannenden Buch.
Das Engagement Darwins und seiner Kollegen und Zeitgenossen Thomas
Henry Huxley und Alfred Wallace für eine Gleichheit in Bildung
und Beruf für Frauen beeindruckt auch 200 Jahre nach Darwins
Geburt.
Unser Kommentar: War Darwin der erste Sozialdarwinist? Nein!
Die Entwicklung der Arten, auch des menschen, lässt so manche
dogmatische Position kleinlich und dümmlich erscheinen.
Deshalb wird er ja auch noch immer bekämpft, wodurch sich
seine Gegner als unwissenschaftlich und dogmatisch entlarven.
Spannend und analytisch, ein gutes und aufschlussreiches Buch.
(js)
Violettbuch Kirchenfinanzen
Wie der Staat die Kirchen finanziert. Eine Dokumentation von
Carsten Frerk, erschienen im Alibri Verlag, 270 Seiten zu 16
Euro, ISBN 978-3-86569-039-5
Obwohl die beiden großen
christlichen Kirchen heute weniger als zwei Drittel der Bevölkerung
organisieren, werden viele ihrer Belange durch die öffentliche
Hand finanziert. Und das betrifft keineswegs nur Krankenhäuser
oder Sozialstationen, die von der Allgemeinheit in Anspruch genommen
werden können.
Ob Bischofsgehälter, die Ausbildung kirchlichen Personals
oder Missionswerke konfessionslose und andersgläubige
Bürgerinnen und Bürger zahlen alle kräftig mit.
Carsten Frerk gibt einen systematischen Überblick, zu welchen
Gelegenheiten der Staat von den Kirchen zur Kasse gebeten wird.
Er problematisiert versteckte Begünstigungen wie die steuerliche
Absetzbarkeit der Kirchensteuer, erläutert die rechtliche
und historische Fragwürdigkeit der so genannten Staatsleistungen
und stellt die Frage, warum die Allgemeinheit soziale Einrichtungen
in kirchlicher Trägerschaft bezuschusst, obwohl dort die
Arbeitnehmerrechte weitgehend außer Kraft gesetzt sind.
Dabei geht es nicht um Kleinigkeiten: Die Zuwendungen der öffentlichen
Hand an die Kirchen übersteigen deren Einnahmen aus der
Kirchensteuer beiweitem. Und da die Kirchen steuerbefreit sind,
tragen sie nichts zur Finanzierung der gesellschaftlichen Infrastruktur
bei, von der sie profitieren.
Unser Kommentar: Es geht um Zahlen und mittelalterliche Gesetze,
die auch noch heute die Grundlagen für Zahlungsverpflichtungen
mit Ewig-keitsanspruch der Gemeinden, der Länder und des
Bundes darstellen. Es geht um ständige findige Bemühungen
kirchlicher Juristen, kirchlichen Einfluss zu vergrößern
oder zu verteidigen und Geldquellen in einem undurchschaubaren
Netzwerk unterzubringen. Das Buch macht zornig und das ist auch
gut so. (js)
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- Peter Rohregger
Dumme Herde - böse Hirten
Religion - das Verbrechen an der Vernunft. Erschienen im Selbstverlag,
332 Seiten zu 24,90 Euro, ISBN 978-3-200-01805-1.
Glaube ist der älteste Feind der Vernunft. Als schädlicher
Parasit nistete sich die Religionsfantasie schon sehr früh
in den Köpfen der Menschen ein. Den Verstand als ideale
Nahrung nützend, überdauerte der Parasit die Jahrtausende.
Aktuell arbeitet er auch in Europa wieder mit Eifer daran, dass
die Religion neuerlich zur Bedrohung für die geistige Freiheit
wird.
Zu welchen Tollheiten der Kniefall vor Gott die Menschen befähigt,
wird in diesem Buch an zahlreichen interessanten Beispielen aus
der Geschichte und Gegenwart unterhaltsam verdeutlicht. Von religiösen
Kulten mit erotischen Exzessen bis zu den Blutorgien der Frommen,
von den hysterischen Massen in Mekka bis zu Hitlers "göttlicher"
Sendung, von den Tücken des Korans bis zur Teufelssekte"
der Freimaurer - und noch weit über diese Themen hinaus
reichen die vom Historiker Peter Rohregger ohne Scheu beschriebenen
Merkwürdigkeiten des Glaubens. Von informativer Polemik
begleitet, führt dieser aufregende blasphemische Streifzug
durch die nahen und fernen Irrgärten der Religionen.
Unser Kommentar: Es ist dies eine polemische Streitschrift gegen
so ziemlich alle Religionen, indem ihre absurden und bisweilen
bizarren Thesen aneinandergereiht werden, ohne freilich das
Wesentliche der Religionen zu benennen, nämlich die ideologische
Absicherung der vorherrschenden wirtschaftlichen und politischen
Herrschaft. Ohne politische Funktionalisierung der Religionen
könnten diese wohl kaum noch dereart komfortabel exististieren.
Offensichtlich haben Religionen die Aufgabe, unerträgliche
Zustände zu rechtfertigen bzw. erdulden zu lassen. (js)
Moshe Zuckermann
Antisemit
Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument.
Erschienen bei Promedia in Wien,
208 Seiten zu 15,90 Euro, ISBN 978-3-85371-318-1
Antisemitismus ist eine der verruchtesten Formen moderner Ideologien.
Diese Behauptung bedarf heutzutage keines Nachweises mehr, zu
katastrophal waren seine Auswirkungen, als dass sie in Abrede
gestellt werden könnte. Die Ächtung von Antisemitismus
ist ohne jeden Zweifel eine gesellschaftliche Notwendigkeit.
Problematisch und kontraproduktiv wird es dort, wo ein vermeintlich
kritischer Diskurs in herrschaftliches Bekenntnis umschlägt,
wo Anti-Antisemitismus politisch missbraucht wird, wo sich eine
vermeintlich kritisch auftretende Rezeption als ideologisch entpuppt.
Wenn beispielsweise Gegner der israelischen Vertreibungs- und
Kriegs-politik wie Ilan Pappe oder Kritiker einer von ihnen identifizierten
Holocaust-Industrie wie Norman Finkelstein unter
dem Deckmantel des Kampfes gegen den Antisemitismus Auftritts-
und Diskussionsverbote erhalten, ist das eine demo-kratiepolitisch
gefährliche Entwicklung. Mehr noch: Der Vorwurf des Antisemitismus
dient israelischen Lobbies als Instrument, ihre Gegner mundtot
zu machen, notwendige Debatten im Keim zu ersticken.
Moshe Zuckermann wagt eine Analyse dieser Entwicklung. Für
ihn steht fest, dass die Verwendung des Antisemitismus-Vorwurfs
als Parole im vermeintlichen Kampf gegen Antisemitismus in
eine fürchterliche Epidemie umgeschlagen ist. Längst
schon sei sie zum Totschlag-Ideologem eines durch und durch fremdbestimmten
Anspruchs auf politisch-moralische Gutmenschlichkeit geronnen.
Ob man diese Epidemie heilen kann, wird sich erst erweisen müssen.
Dass man sie erklären muss, scheint dringlicher denn je.
Die Vorstellung, geduldig warten zu können, bis sich diese
Ideologie von selbst aufgelöst hat, ist irrig. Zu viel steht
auf dem Spiel. Zu desaströs sind die Auswirkungen dieser
Epidemie auf vernunftgesteuerte, eman-zipative Bestrebungen der
Gegenwart. Zu offensichtlich kommen gerade jene zu Schaden, die
die historisch Verfolgten und ihre Nachkommen beschützen
wollen freilich nicht zuletzt durch das Selbstver-schulden
derer, die sich im Wohlgefühl einer Solidarität suhlen,
die keine ist und ihrem Wesen nach auch keine sein kann.
Unser Kommentar: Man kann alles funktionalisieren, auch den Antise-mitismusmus.
Dewr israelische Professor für Geschichte und Philosophie
belegt hier die Gefahr des Missbrauches des Antisemitismus. (js)
Christoph Bördlein
Das sockenfressende Monster in der
Waschmaschine
Eine Einführung ins skeptische Denken. Erschienen bei Alibri.
199 Seiten, zu 14 Euro, ISBN 3-932710-34-7
Christoph Bördlein führt uns anhand vieler Beispiele
aus Wissenschaft und Alltag ins skeptische, wissenschaftliche
Denken ein. Allgemeinverständlich und unterhaltsam erklärt
er, wie Wissenschaft als Methode, Behauptungen zu überprüfen,
funktioniert. Ausführlich werden Möglichkeiten, sich
zu täuschen, vorgestellt und Strategien, nicht in solche
Fallen zu tappen, aufgezeigt. Auch die (relativistische) Kritik
an Wissenschaft wird erörtert; letztlich plädiert der
Autor jedoch für skeptisches Denken als brauchbare Grundlage,
um richtige Entscheidungen zu treffen.
Aus dem Inhalt: Jeder kann sich mal irren * Wie prüft man
Vermutungen? * Wissenschaft als Methode zur Prüfung von
Behauptungen * Kritik an der Wissenschaft * Außergewöhnliche
Behauptungen * Möglichkeiten sich zu täuschen * Fehler
der Validierung * Unwahrscheinliche Dinge sind unwahrscheinlich
wahrscheinlich * Wahrnehmungstäuschungen * Erinnerungsfehler
* Klingt gut, ist trotzdem höchstwahr-scheinlich nicht so.
Unser Kommentar: Dies ist ein wunderbares Buch, weil es den LeserInnen
dabei hilft, die Gedanken klarer zu machen. Skepsis ist ein Tugend,
kann ich da nur sagen. kauft das Buch und verschenkt es, es ist
gut und nützlich. (js)
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- Simon Schneeberger
Fundamentalismus für Einsteiger
- erschienen bei Alibri, 197 Seiten zu 14 Euro,
ISBN 978-3-86569-061-6
Werden Sie Fundamentalist, genießen
Sie den Segen der Intoleranz! Denn dem Fundamentalismus gehört
die Zukunft. Er ist der neue Megatrend schlechthin. Was er anzubieten
hat, ist spektakulär. Eine Heilige Schrift genügt als
Erklärung sämtlicher irdischer und außerirdischer
Phänomene und zur Gestaltung unseres Lebens. Wozu Naturwissenschaften
studieren, wenn das, was man wissen muss, auf wenigen Seiten
in der Bibel geboten wird? Warum sich um Wirtschaft und Umwelt
sorgen, wo doch für alles geoffenbarte Antworten existieren?
Damit erfüllt der Fundamentalismus eines der höchsten
Gütekriterien unserer Zeit, das der Effizienz.
Wer Fundamentalismus für Einsteiger für polemisch,
satirisch und provokativ hält, könnte Recht haben
hat die Chance, Fundamentalist zu werden, aber verpasst.
Aus dem Inhalt
Grünes Licht für Fundamentalisten * Der Islamismus
als Wegbereiter für den christlichen Fundamentalismus *
Religiöse Gefühle: Die besten Waffen im postsäkularen
Zeitalter * Die Zukunft ist fundamentalistisch * Der Segen
der Intoleranz * Der Gotteszorn als Garant des Erfolgs * Religion
ist Krieg * Biblisches Kindertraining * Die Rute ist stets griffbereit
* Reinheitsbälle und Abstinenzversprechen * Ist Barack Obama
der Antichrist? * Der Gottesstaat * Willkommen zur Steinigung!
Unser Kommentar: Schon wieder ein Buch, das absolut lesenswert
ist. Glaubt man ihm, und viel spricht dafür, werden wir
schrittweise in eine immer reliogiös-fundamentalistischere
Welt hineingeraten. Und da ist es dann schon gut, sich auch zu
wappnen. (js)
-
- Verteidigung der traditionellen Geschlechtsrollen
und Emanzipation
Was ein Richtiger Mann ist und eine richtige
Frau, erlernen wir in den Leitbildern der Medien, im sozialen
Umfelt und im zwischenmenschlichen Umgang. Draus entstehen dann
verwurzelte Identitäten, die zuz konflikten mit siech und
der Gesellschaften führen, wenn die Leitbilder infrage gestellt
werden.
Carsten Wippermann, Marc Calm-bach, Katla Wippermann
Männer: Rolle vorwärts, Rolle
rückwärts?
Identitäten und Verhalten von traditionellen, modernen und
postmodernen Männern. Verlag Barbara Budrich. 223 Seiten
zu 29,90 Euro, ISBN 978-3-86649-289-9
Seit einigen Jahren ist vom "neuen Mann" die Rede.
Ist er Realität, Vision oder Fiktion? Und wenn es ihn gibt:
Wo gibt es ihn; wie viele Männer verstehen sich als "neuer
Mann", was sind im Alltag die Hürden zu einer gleichgestellten
Partnerschaft und welches Potenzial hat der "neue Mann"?
Aber auch: Gibt es Gegenentwürfe; führt die Wirtschaftskrise
dazu, dass der Aufbruch zum "neuen Mann" im Keim erstickt
wird? Oder wirkt die Krise als Katalysator und gibt der Gleichstellung
von Frauen und Männern einen Schub und neue Chancen. Die
Studie macht auf repräsentativer empirischer Basis das Spannungsfeld
an milieuspezifischen Rollenbildern und Einstellungen zu Gleichstellung
aus der Perspektive der Männer sichtbar.
Im Rahmen eines umfangreichen Forschungsprogramms zum Thema "Gleichstellung
von Männern und Frauen" untersucht das Sinus-Institut
im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (BMFSFJ) in mehreren Teilstudien auf jeweils
repräsentativer Basis 1.) Selbstverständnisse von Männern
und die dominanten Geschlechtsidentitäten in unserer Gesellschaft;
2.) das tatsächliche Verhalten von Männern in der Partnerschaft,
im Haushalt, bei der Erziehung der Kinder sowie beim beruflichen
Wiedereinstieg ihrer Partnerin nach einer familienbedingten Erwerbsunterbrechung;
3.) Barrieren und Brücken für Männer zu einer
gleichgestellten Partnerschaft; 4.) Herausforderungen und neue
Perspektiven für die Gleichstellungspolitik.
Deutlich wird vor allem eines: Es gibt ihn nicht, den Mann: Die
Studie veranschaulicht ein weites Feld an bisweilen antagonistischen
Rollenbildern. Es reicht von Verhaftung in traditionellen Männlichkeitsent-würfen
über "Emanzipation in kleinen Dosen" bis hin zur
Selbstverständlichkeit flexibler Geschlechterrollen.
Unser Kommentar: Eine interessante Sinus-Untersuchung nach der
gar kein eindeutiges Männerbild festzumachen ist, wenn sich
auch die traditionsverwurzelte Männerrolle durch ihre ständige
Bestätigung in Beruf, Gesellschaft, Partnerschaft und Familie
im erstaunlichen Maße behaupten kann. Den Neuen Mann
gibt es als solchen wohl nicht, jedoch finden wir unterschiedlich
dosierte kleine eanzipatorische Schritte vor. (js)
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- Hans Prömper, Mechtild M. Jansen, Andreas
Ruffing, Helga Nagel (Hrsg.)
Was macht Migration mit Männlichkeit?
Kontexte und Erfahrungen zur Bildung
und zur Sozialen Arbeit mit Migranten.Verlag Barbara Budrich.
224 Seiten zu 12,90 Euro, 978-3-86649-343-8
Beeinflusst Migration Selbstbild und Identität von Männern?
Und wenn ja, wie und in welchem Ausmaß? Diese und verwandte
Themen werden in diesem Buch aufgegriffen und erläutert.
Im Austausch zwischen Männer-, Migrations- und Gewaltforschung
werden Ressourcen, Erfahrungen und Handlungsansätze in der
Arbeit mit Migranten auf verschiedenen Ebenen vom Kindergarten
über die Jugendarbeit bis zu Gewaltprävention und Erwachsenenbildung
diskutiert.
Was haben Männlichkeit, Migration und Gewalt miteinander
zu tun? Gibt es überhaupt eine Verbindung zwischen diesen
Themen? Die Beiträge dieses Buches belegen diese Verbindung
sehr klar. Im Mittelpunkt steht das Interesse, das stereotype
Bild gegenüber "fremden" und "gefährlichen"
Männern mit Migrationshintergrund aufzubrechen und die ab-
bzw. ausgrenzende Wahrnehmung zu überwinden. Dabei ist es
wichtig, die Vielfalt von Männ-lichkeiten, männlichen
Lebenslagen und Lebensentwürfen zu berücksichtigen
und effizient zu erschließen.
Differenzierungen zwischen und Zusammenhänge von Migration,
sozialer Lage, Geschlechterbeziehungen, Generationenfolgen oder
sozialem Milieu werden ebenso beleuchtet wie die vielfältigen
Chancen einer Ressourcenorientierung in der Sozialen- und Bildungsarbeit
mit Jungen und Männern. Die so entstandene Dokumentation
zielt auf eine Lücke in der Erforschung und Reflexion sozialer
Praxis mit Männern ab. Die Autoren aus den verschiedensten
Wissenschaftsbereichen -- von Sozialwissenschaftlern über
Pädagogen bis hin zu Theologen und Medizinern -- vertreten
unterschiedliche Theorieansätze zwischen sozialem Konstruktivismus,
Genderanalysen und Männer-forschung. So ist ein anregendes
Buch über ein noch nicht weit erforschtes, aktuelles soziales
Handlungsfeld entstanden.
Unser Kommentar: Es geht anscheinend in keinem gesellschaftlichen
Bereich mehr ohne Sinus-Untersuchungen. Aber beim genaueren Hinsehen
sind die Erfahrungsberichte von Beratungsstellen in ihrer Bedeutung
höher einzustufen. Eindeutige Befunde scheinen sich in der
Studie nicht zu erhärten, auch hier ist wieder von einer
Vielfalt der Erschceiniungsformen die Rede, was nicht überrascht.
(js)
-
- Biografien und Geschichten
In guten und treffenden Biografiene kann man die gersellschaftliche
Konstruktion der betreffenden Personen erkennen und so auch die
gesellschaftliche Konstruktion der Ge-schlechterrollen von Frauen
und Männern bestimmter gesellschaftlicher Epochen und Schichten
nachvollztiehen. (js)
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- Signe von Scarzoni
Als ich noch lebte
Ein Bericht über Erika Mann, erschienen im Wallstein Verlag,
Leinen, gebunden, 248 Seiten mit 15 Abbildungen zu 22 Euro, ISBN:
978-3-8353-0765-0
Ein bewegendes Dokument über Erika Mann und gleichzeitig
ein ganz eigener Blick auf die Mann-Familie: hier erstmals publiziert
Die Schauspielerin, Sängerin und Theaterkritikerin Signe
von Scan-zoni war die letzte Lebensgefährtin von Erika Mann.
Nach deren Tod im September 1969 schrieb sie den fast 200 Manuskriptseiten
umfassenden »Bericht über Erika Mann«. Dieser
bisher unveröffentlichte Text liest sich als Totenklage,
Lebensbeichte und letztes großes Briefgespräch. Er
erzählt von einer leidenschaftlichen Bindung, die vom Zwang
zur Verschwiegenheit und zum Verstecken ebenso bestimmt war wie
von heftigen Kontroversen über Politik und Zeitgeschichte.
Die Selbstverpflichtung Erika Manns als »Nachlasseule«,
als Wächterin über das Werk Thomas Manns und Editorin
der Werke von Klaus Mann erscheint durch die einfühlsam-kritischen
Kommentare in neuem Licht.
In seiner vorsichtig-beharrlichen, liebend-distanzierten Analyse
eines »nicht gelebten Lebens« ist der Bericht ein
ungewöhnliches literarisches Dokument: Die Bilanz eines
Lebens im Gefängnis der berühmten Mann-Familie und
ein Bericht vom Sterben eines geliebten Menschen - ebenso einfühlsam
wie distanziert erzählt.
"Unser Irrtum bestand darin, daß wir glaubten, daß
man zu später Lebensstunde durch Veränderungen äußerer
Umstände Fehlhaltungen noch korrigieren kann." Signe
von Scanzoni
Unser Kommentar: Der beeindruckende Text, in dem Signe von Scanzoni
die letzten Tage und Stunden ihrer Freundin Erika Mann beschreibt,
wird vom Verlag Ein Bericht genannt, ist keine Biographie,
auch keine reine Totenklage, da er biographische Elemente enthält,
er ist aber derart beeindruckend, dass er von der Leserin oder
dem Leser nicht vergessen werden kann. (js)
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- Susanne Beyer
Palucca
Die Biografie, erschienen im AVIVA Verlag, 24.80 EUR, 432 Seiten
zu 24,80 Euro, ISBN 978-3-932338-35-9
Palucca wird 1902 in München
geboren, beginnt 1920 ihre Tanzausbildung bei Mary Wigman und
feiert schon bald Erfolge als Solotänzerin. Ihr Markenzeichen
sind ihre unvergleichlichen Sprünge und ihre Improvisationen.
Im Alter von 91 Jahren stirbt Palucca 1993 in Dresden und wird
auf Hiddensee beigesetzt. Palucca ist eine der führenden
Künstlerpersönlichkeiten der 1920er Jahre. Das Haus
in Dresden, in dem sie gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem einflussreichen
Kunstmäzen Friedrich Bienert, lebt, ist ein Treffpunkt der
künstlerischen Moderne.
In der DDR genießt sie zahlreiche Privilegien und wandelt
zwischen den Welten in Ost und West. An der 1925 eröffneten
Palucca Schule Dresden lehrt sie fast sieben Jahrzehnte lang,
durch alle privaten und politischen Turbulenzen hindurch, ihre
neuartige Form des Ausdruckstanzes. Es offenbart sich ein hochspannendes,
verblüffend effizientes Lebensprinzip: das Prinzip Palucca,
eine Erfolgsformel für die wechselhafte deutsche Geschichte.
Unser Kommentar: Ein Leben wird beschrieben, angenehm zu lesen,
das Leben einer großen Frau, die nicht nur die Begründerin
des modernen Tanzes war, sondern auch Tanzlehrerin in der Kaiserzeit,
der Weimarer Republik, der Hitlerzeit und dann der DDR. Schließlich
noch kurze Zeit ind der Bundesrepublik in der nach ihre genannten
Schule in Dresden. Sie war eine große bedeutende Frau und
über ihr Leben zu lesen, bringt sie uns sehr nahe. (js)
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- Joey Horley, Luise F. Pusch (Hrsg.)
Frauengeschichten
Berühmte Frauen und ihre Freundinnen. Erschienen im Wallstein
Verlag, Leinen und gebunden, 320 Seiten mit 13 Abbildungen zu
24.90 Euro, ISBN: 978-3-8353-0634-9
Sie lebten zum Teil im Aus: Catharina Linck zog als Mann durch
die deutschen Lande, heiratete ihre Liebste und führte mit
ihr über mehrere Jahre eine Ehe, bis sie aufflog und 1721
enthauptet wurde. Mathilde Franziska Anneke, Teilnehmerin an
der Revolution von 1848, emigrierte mit ihrem Mann nach Amerika,
bevor sie mit einer Freundin das wahre Liebesglück entdeckte.
Die Dichterinnen Natalie Barney und Renée Vivien nahmen
um 1900 Paris als Wahlheimat, wo sie ihre eigene lesbische community
etablierten. Dorthin emigrierte 1925 auch die russische Dichterin
Marina Zwetajewa, die sich aber von ihrer ehemaligen (Hass-)Liebe
Sophia Parnok längst getrennt hatte. Erika Mann entkam den
Nationalsozialisten mit ihrer Freundin Therese Giehse, die Beziehung
überstand die Emigration in die USA nicht. Die Journalistin
Dorothy Thompson und die Tierbildhauerin und Schriftstellerin
Christa Winsloe lebten auch ab den 1920-er bzw. 1930-er Jahren
lange im Ausland; und die englische Komponistin Ethel Smyth suchte
zeitlebens, in vielen Ländern Europas und sogar bis nach
Ägypten, nach Antworten auf »die große Frage
der Sexualität«. Antworten haben die Anthropologinnen
Margaret Mead und Ruth Benedict geliefert, durch ihre Untersuchungen
entlegener Kulturen, aber auch durch ihre eigene Liebesbeziehung.
Das Buch präsentiert Frauengeschichte, gesehen aus der Perspektive
der Frauenliebe, wie sie in vielen Schattierungen und Varianten
über drei Jahrhunderte gelebt und verstanden wurde.
Inhalt:
Angela Steidele über Catharina Margaretha Linck und Catharina
Margaretha Mühlhahn
Joey Horsley über Mathilde Franziska Anneke
Birgit Kiupel über Ethel Smyth
Andrea Schweers über Renée Vivien und Natalie Clifford
Barney
Diana Lewis Burgin über Marina Zwetajeva und Sophia Parnok
Swantje Koch-Kanz und Luise F. Pusch über Margaret Mead
und Ruth Benedict
Doris Hermanns über Christa Winsloe und Dorothy Thompson
Christine Schmidt über Erika Mann
Unser Kommentar: Berühmte Frauen und ihre Freundinnen werden
in diesem Buch beschreiben.
So zum Beispiel Cathalina Marga-retha Linck (1687 - 1721) und
Catharina Margarethe Mühlhahn (1697 - 1776), die Als
Mann und Frau etliche jahr mit einander gelebt hatten.
Sie flogen auf und wurden drastisch bestraft: die Ehefrau
musste für drei Jahre ins Zuchthaus, der Ehemann
wurde 1721 auf dem Fischmarkt in Halberstadt enthauptet.
Wir erfahren in biographischen Texten auch etwas über die
Geschichte in denen diese Paare lebten. Ein hervorragendes Buch.
(js)
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- Internationale Sozialpolitik
Das Weltbild, das manchen Menschen haben, hängt mit ihren
eigenen wirtschaftlen und anderen Interessen zusammen. Dazu gehört,
dass es ewin gesellschaftspolitisches Millieu gibt, das bestrebt
ist, große Teile der Bevölkerung des eignen Landes
möglichst zu verdummen, während die eigene Sippschaft,
möglichst noch auf Kosten aller, die beste Bildung und
Ausbildung erhalten soll. Man trachtet auch da-nach, ganze Länder
möglichst ungebildet zu halten. Dabei helfen die Religionen
nach Kräften. Doch lassen sich die Menschen nicht nicht
immer systematisch verblöden.
Helge Buttkereit
Utopische Realpolitik
Die neue Linke in Lateinamerika, erschienen bei Pahl-Rugenstein,
162 Seiten zu 16,90 Euro, ISBN 978-3-89144-424-5
Die Neue Linke in Lateinamerika gibt der Welt neue Hoffnung.
Die Entwicklungen in Venezuela, Bolivien,
Ecuador oder Chiapas können die erlahmte Bewegung für
eine bessere Welt auch hierzulande neu in Gang bringen. Sie regen,
richtig verstanden und analysiert, zu praktischer Kritik an den
überholten Prinzipien der erstarrten alten Linken an und
zeigen neue Wege auf. Denn es gelingt der Neuen Linken ganz im
Sinne Che Guevaras, realistisch zu bleiben und das Unmögliche
zu versuchen. Hugo Chávez, Evo Morales und Rafael Correa,
aber auch Subco-mandante Marcos sind, so die These dieses Buches,
utopische Realpolitiker. Sie haben sich gemeinsam mit ihrer jeweiligen
Basis auf den Weg gemacht, eine wirklich andere Welt möglich
zu machen, in der nicht das Kapital, sondern der Mensch und seine
allseitige Entwicklung im Mittelpunkt stehen wird wenn
die Bewegungen Erfolg haben. Helge Buttkereit fasst in diesem
Buch erstmals die unterschiedlichen aktuellen Bewegungen in einer
Studie zusammen, arbeitet die Prinzipien von Selbstorganisation,
solidarischer Ökonomie und neuem Internationalismus heraus
und widmet sich auf Grundlage neuer und alter Überlegungen
dem »Sozialismus im 21. Jahrhundert«.
Der Autor Helge Buttkereit, Jahrgang 1976, wuchs 30 Kilometer
nördlich von Hamburg auf und studierte Geschichte, Politikwissen-schaft
und Journalistik in Leipzig. Nach dem Volontariat bei einer Lokalzeitung
in Niedersachsen arbeitet er heute als freier Journalist und
Publizist an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste.
Unser Kommentar: Die neue Linke in Lateinanmerika, das hat mich
doch schon mal interesiert. Und ich muss sagen, ich habe das
Buch aufgeschlagen, ein bisschen gelesen, weiter gelesen und
dann wars ausgelesen, denn es war Interessant, fachkundig, gut
verständlich geschrieben und setzte eigentlich dort an,
wo ich als Westlinker und 68er Fossil, der versucht, nichts gesellshaftspolitisches
zu verpassen, selber so steht.
Mit Zitaten von Dutschke, Marx, Bloch flankiert und Zitaten von
Guevara, Chávez, Castro und Cusicanqui gewürzt, nähert
er sich dem Sozialismus des 21. Jahrhunderts, der gerade
unter der Bedingung des praktizierten Neoliberalismus zur Volkserhebung
Ya basta! (jetzt reichts!) und die Bewegungen in
Bolivien, Venezuele und Chiapas, die in eine utopische Realpolitik
münden, eine Art permanente Revolution von un-ten und gegen
die traditionelle Lesart vieler Linken gerichtet, die von dem
Verständnis ausgehen: erst Staatsmacht, dann Sozialismus.
Nach dem weltweiten Gemetzel in den 40er Jahren versprach
man uns eine Welt voll Frieden, eine geringe Diskrepanz zwischen
Armen und Reichen und dass die entwickelten Länder den wenig
entwickelten Ländern helfen würden. Alles hat sich
als enorme Falschheit erwiesen. Sie haben uns eine Weltordnung
aufgedrängt, die sich weder halten kann noch zu ertragen
ist. Die Welt wird in eine Sackgasse geführt. (Castro
2008). Lest das Buch und seid ermutigt, denn die Geschichte geht
weiter, auch wenn dies bei uns gegenwärtig nicht spürbar
ist. Noch nicht überzeugt?
Na dann:Jemand sagte: Gegen den Neoliberalisdmus zu sein,
ist wie gegen die Schwerkraft zu sein. Nun denn! Nieder mit den
Gesetzen der Schwerkraft. (Subkommandante Marcos der Zapatisten).
Und nun? (js)
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