107. Print-Ausgabe, Sommer-LUST 2011
 
Bücher im Sommer
Sachbücher, Literatur, Unterhaltung, in diese 3 Gruppen habe ich die uns derzeit vorliegenden Bücher eingeteilt. Seid Ihr interesiert? Klar doch.

Sachbücher
Die Einteilung, was Sachbücher, Literatur oder Unterhaltung ist, ist zuge-gebenermaßen subjektiv, oftmals schwierig und mit Sicherheit nicht für Jede(n) zutreffend, der dies sieht. Dennoch, man kann nicht alles, was geschrieben und veröffentlich wird, hier als gleichwertig ansehen.
Als Sachbücher sehe ich hier Bücher an, die nicht mehr oder weniger erfundene Geschichten, Romane, Erzählingen usw. Hauptgegenstand haben.
 
„Das Glück kam immer zu mir“
Rudolf Brazda - Das Überleben eines Homosexsuellen im Dritten Reich. Eine erläuternde Biographie von Alexander Zinn, Gebunden, Leinen, 356 Seiten zu 24,90 Euro, Erschienen im Campus Verlag, ISBN 978-3-593-39435-0
Ist dies eine Literaturgattung: Eräuternde Biographie? Egal, diese Beziechnung ist ztreffend für dieses Buch. Einerseits lehnt sich dieses Buch erzählend an das Leben des möglicherweise letzten noch lebenden schwulen KZ-Häftling an, andererseits erläutert Zinn anhand der Biographie die Zustände und Umstände des lebens von Brazda und den Lebensbedingungen in der Zeit des „Tausendjährigen Reiches“ bzw. „Dritten Reiches“ oder wie die Nazi-Herrscher Deutschland unter ihrer Führung nannten. Das Buch schildert auch die Weiterverfolgung homosexueller Männer in der Bun-desrepublik unter der Regierung Adenauer, ein Kapitel der deutschen Geschichte, das so gut wie noch überhaupt nicht bisher aufgearbeietet wirde. Pratzda stammt aus der Tschechei, lebte dort wie in Deutschland und nach dem Ende des Nazistaates in Frankreich, wo er der Verfolgung entgehen konnte. Die Erläuterungen sind willkommen und sinnvoll und werten die Biographie auf, das Buch selber ich in sachlichem Ton gehalten und spannend zu lesen. Es ist aufklärend und kann den Anspruch erheben, als Information über die Verrfolgung homosexueller Männer an Schulen empfohlen zu werden.
Brazda hat übrigens im Mai 2011 im Alter von 94 Jahren von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sakozy die höchste Auszeichnung des Landes, den Orden der Ehrenlegion, verliehen bekommen. (js)
 
Queere Bündnisse und Antikriegspolitik
von Judith Butler, „Queer Lectures“ Schriftenreihe der Initiative Queer Nations e.V., 4. Jahrgang Heft 9 März 2011, erschienen im Männer-schwarm Skript Verlag 48 Seiten zu 6,00 Euro. ISBN-3-939542-83-4
Judith Butler ist Mxine-Elliot-Professorin im Fachbereich Rhetorik und Vergleichende Literaturwisenschaft und Kodirektorin des Program of Critical Theory der Universität of California, Berkely. !984 wurde sie an der Yale University im Fach Philosophie mit einer Arbeit zur fran-zösischcen Hegelrezeption promoviert. Sie ist auch Aktivistin für Gender- und sexuelle Politiken und Menschenrechte, Antikriegspolitik und in Jewish Voice of Peace usw.
Vom Berlinder CSD 2010 wurde sie als Zivilcouragepreisträgerin eingeladen, wo sie auch die hier veröffentlichte Rede hielt.
In dieser Rede stellt sie dar, dass die Besetzung des öffentlichen Raumes durch den CSD nur dann eine politische Veränderung bewirken kann, wenn wir den Anforderungen nach innerer Konfomität widerstehen. Sie beschriebt, dass sie beobachtet hat, dass in der Tyrkei die Quens und Transgenderpersonen Teile des CSD waren, während sie in Lyon erlebte, dass eine Feministin sich öffentlich von ihnen distanzierte und sie als krank definierte, was ihnen nicht nur den Schutz vor der Polizei nahm, sondern auch die politische Bewegung unterminierte, die für Entkrimi-nalisierung und politische Befreiung eintritt.
Sie vertrat hier auch die Ansicht, dass der Kampf einer Minderheit gege Repression nicht ausreicht, wenn er nicht in den Kampf aller Minderheiten einmündet, denn es gehe gegen die gleichen Verursacher von Repression. Ohne diesen Zusammenhang entstehe ein Homo-Nationalismus, der es ermöglicht, dass sich Homosexuelle mit dem repressiven Staat und seiner imperialitischen und fremdenfeindlichen Politik identifizieren und selber so repressiv gegen Minderheiten werden.
Aus diesem Grunde lehnte sie die Annahme des Preises ab, da der CSD sich nicht von homonationalistischen Ansätzen mitveranstaltenden Gruppierungen distanziere. Sie behauptete, dass sich Mitveranstalter des CSD rassistisch geäußert hätten und dass die veranstaltenden Organisationen sich geweigert hatten, anti-rassistiche Politik als wesentlichen Teil ihrer Arbeit zu verstehen. In diesem Sinne müsse sie sich von der Komplizenschaft zu Rassismus, einschließlich antimuslimischen Rassismus distanzieren. Es gab aber über-haupt keine Mitveranstalter des CSD, sondern nur den CSD-Verein. In einem kurzen Text von Bodo Niendel warf dieser ihr bei Zustimmung zu ihren Inhalten vor, dass sie sich leider nicht vorher genügend über die Berliner Situation informiert hätte.
Das Büchlein mit seinen vier unterschiedlichen Texten, Butlers Text ist der Haupttext, ist sehr lesenswert und kann durchaus die Diskussionen in der Comminity und der Bewegung fruchtbar anregen. (js)
 Initiative Queer Nations e.V. http://www.queer-nations.de
 
 
 
 
 
Queer Lectures
Die Reihe "Queer Lectures" ist eine Kooperation von Queer Nations mit der Magnus-Hirschfeld- Gesellschaft e.V., dem Verein der Freunde eines schwulen Museums e.V., der Siegessäule.Queer in Berlin, dem Buchladen Eisenherz Berlin und dem MännerschwarmSkript Verlag Hamburg.
 
Queer Lectures Heft 10
Ilka Quindeau:
Wie wird man heterosexuell?
hrsg. von Jan Feddersen
kartoniert, 48 S., EUR 6,00
ISBN 978-3-939542-85-8
In biologistischer Sichtweise werden Geschlecht und Sexualität miteinander verknüpft. Es gibt männliche und weibliche Sexualität, egal ob homo oder hetero. Ilka Quindeau stellt diese Festlegungen in einem originellen Rückgriff auf Freud in Frage. Sie entwickelt ein Konzept von Bisexualität, die nicht nur in der Richtung des Begehrens offen ist, sondern auch im eigenen Empfinden nicht auf "männlich" oder "weiblich" festgelegt ist. Lustempfinden und Begehren sind demnach nicht einseitig im Körper verwurzelt, sondern bilden sich als Antwort, als Reaktion auf das heraus, was ihm von außen Befriedi gung bereitet.
Ilka Quindeau ist Professorin für Klinische Psychologie und Psychoanalyse an der FHS Frankfurt.
 
Queer Lectures Heft 9
Judith Butler:
Queere Bündnisse und Antikriegspolitik
hrsg. von Tatjana Eggeling
kartoniert, 48 S., EUR 6,00
ISBN 987-3-939542-83-4
Im Juni 2010 hat Judith Butler den Zivilcourage-Preis des Berliner CSD abgelehnt.
Die Veranstaltung sei zu kommerziell, würde sich nicht von Rassismus und Islamophobie distanzieren und so den Kampf um die Rechte von Homosexuellen auf Kosten anderer Minderheiten führen. Der Vortrag, den die Philosophin und Geschlechter-Theoretikerin aus den USA zwei Tage zuvor in Berlin gehalten hat, macht deutlich, worum es ihr geht: Emanzipation muss heute global gedacht werden, einzelne entrechtete Minderheiten sollen nicht auf ihre Identitäten pochen. «Queer» bedeutet für sie gerade die Verweigerung eines Identitätslabels und ermöglicht dadurch neue Bündnisse gegen jene «Institutionen», die einer Emanzipation wirkungsmächtig gegenüber stehen: Polizeigewalt, Militarismus, Nationalismus und Männlichkeit.

Queer Lectures Heft 8
Andreas Pretzel:
Homosexuellenpolitik in der frühen Bundesrepublik
hrsg. von Tatjana Eggeling
kartoniert, 48 S., EUR 6,00
ISBN 987-3-939542-82-7
Die 1950-Jahre waren ein ambivalentes Jahrzehnt: Sie bedeuten erfolgreiche Demokratisie-rung und zugleich eine erfolgreiche Restauration. Pretzel zeigt in einem kurzen, gut lesbaren Überblick, was dies für die Homosexuellen bedeutet hat.

Queer Lec Heft 7 Robin Bauer:
"Ihre Eltern dachten, dass sie ein Junge wäre."
Transsexualität und Transgender in einer zweigeschlechtlichen Welt
hrsg. von Tatjana Eggeling
kartoniert, 48 S., EUR 6,00
ISBN 987-3-939542-76-6
Transsexuelle, die von einem Geschlecht zum anderen wechseln, Transgenders, die zwischen den Geschlechtern leben, Intersexuelle, deren biologisches Geschlecht weder eindeutig Mann noch Frau entspricht: Robin Bauer stellt die
Vielfalt von Transgender Iden-titäten und Lebensweisen vor und entwickelt daraus die queere Kritik an der vorherrschenden, als natürlich aufgefassten Vorstellung der Zwei-geschlechtlichkeit. Es geht um das Wechselspiel von «Betroffenen», Medizin und Psychiatrie, um die Formierung der Transgender-Bewegung und das schwierige Verhältnis von schwul-lesbischer und Trans-Bewegung bzw. Szene.
Robin Bauer ist Lehrbeauftragter an den Universitäten Hamburg & Göttingen für Queer Studies und Gender & Queer Science Studies (Naturwissenschaftskritik).
"Bauer liefert einen guten Überblick über die aktuellen Diskussionen, Konflikte und Kämpfe. Die Broschüre ist empfehlenswert auch für Eltern, Jugendmitarbeiter und Lehrer." (Bettina Dyttrich in WOZ)

Queer Lectures Heft 6
Manfred Bruns:
Homosexualität und deutsche Jurisdiktion
Zur Umsetzung der Yogyakarta-Prinzipien in Deutschland
mit einem Beitrag von Jan Feddersen
hrsg. von Tatjana Eggeling
kartoniert, 48 S., EUR 6,00
ISBN 987-3-939542-67-4
Manfred Bruns zeichnet in seinem Aufsatz "Die Emanzipation der Lesben und Schwulen und die deutschen Gerichte" nach, wie die deutsche und internationale Rechtssprechung die Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Transgenderpersonen diskutiert und umgesetzt haben. An den Beispielen der Bundesverfas-sungsgerichtsurteile aus dem Jahr 1957 zum §175, zur "Aktion Standesamt" im Jahr 1993, mit der rund 250 Lesben- und Schwulenpaare ver-suchten, bei Standesämtern ein Aufgebot zu bestellen, und zum Lebenspartnerschaftsgesetz im Jahr 2002 belegt Bruns, wie schwer sich insbesondere deutsche Gerichte damit tun, sexuel-le Orientierung und geschlechtliche Identität als etwas zu betrachten, was nach dem Gleichheitsgrundsatz des
Grundgesetztes ebenso wenig Grund für Diskriminierung sein darf wie etwa ethnische Herkunft oder Geschlecht.
Manfred Bruns, Jahrgang 1934, war bis zu seiner Pensionierung in Sommer 1994 Bundesanwalt beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Er war Mitglied der Enquete-Kommission "AIDS" des Deutschen Bundestages, ist einer der Sprecher des LSVD e.V., und arbeitet bei der "Bundesarbeitsgemein-schaft Schwule Juristen (BASJ)" sowie bei der "Bundesarbeits-gemeinschaft Schwule und Lesbische Paare (SLP)" mit. In den vergangenen Jahren hat er sich in zahlreichen Aufsätzen und Vorträgen für die Rechte der Homosexuellen und für M. mit HIV und AIDS engagiert.

Queer Lectures Heft 5
Claudia Liebrand:
"John Wayne wouldn't like gay cowboys."
Ang Lees Western Brokeback Mountain und die Gendertradition. hrsg. von Tatjana Eggeling. kartoniert, 48 S., EUR 6,00 ISBN 987-3-939542-38-4
Die Autorin führt uns in die Re-Lektüre des Genres ‹Western› ein, die uns Ang Lees Film Brokeback Mountain ermöglicht. Sie vertritt die These, dass Verhandlungen von Homosexualität und Homoerotik für dieses Genre immer schon konstitutiv waren, dass kaum ein Western ohne
den Subtext Homosexualität auskommt. Indem das amerika-nischste aller Filmgenres die heterosexuelle Männlichkeit seiner Protagonisten behauptet, liefert es zugleich deren Bedrohung immer mit.
Liebrand zieht zum Vergleich Western wie Die glorreichen Sieben oder Butch Cassidy und S. Kid heran.
Claudia Liebrand studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte in Freiburg, habilitierte sich über E.T.A. Hoffmann und ist seit 1999 Professorin für Allgemeine Literaturwissenschaft / Medientheorie an der Universität zu Köln.

Queer Lectures Heft 1-4
Im ersten Heft der Publikationsreihe QUEER LECTURES sind vier ForscherInnen versammelt,
die sich aktuellen Fragen stellen:
•Die Kulturwissenschaftlerin Tatjana Eggeling ergründet die Ursachen der spezifischen Homophobie im nach wie vor männerbündlerisch dominierten Fußball; der Sexualwissen-schaftler Martin Dannecker hat anlässlich des 150. Geburtstags Sigmund Freuds die psychoanalytischen Befunde im Hinblick auf Homosexualität neu gelesen; die Sexualhistorikerin Dagmar Herzog diagnostiziert den christianisierenden Charakter des US-amerikanischen Diskurses zur Sexualität;•der Germanist Andreas Kraß untersucht das Sprechen über Me-trosexualität als eine spezifische Ausprägung des Antiho-mosexuellen.
herausgegeben von Tatjana Eggeling & Jan Feddersen kartoniert, 152 Seiten, 14,00 EUR
ISBN: 978-3-939542-26-1
 
Mein lesbisches Auge 10
Das lesbische Jahrbuch der Erotik 2011, Erzählungen, Essays, Gespräche Bilder: Antworten zu lesbischen Vorbildern, Homosexuelle im 21. Jahrhundert, Älterwerden, Abhängigkeit, Symbiose. Erschienen im Konkursbuchverlag Claudia Gehrke, 272 Seiten zu 15,50 Euro, ISBN 978-3-88769-810-2
In jedem Lesbischen Auge findet Ihr: Zarte, harte, heitere, brüllendkomische, erregende und romantische Erzählungen, Glossen, Kurzessays und viele sinnliche Bilder. Aktuelle Debatten rund um lesbischen Sex.
In dieser Ausgabe gibt es zahlreiche Bildbeiträge und Antworten zu lesbischen Vorbildern, Homosexuellen im 21. Jahrhundert, Älterwerden, Abhängigkeit, Symbiose. Und Texte, u.a.: Sonja Ruf: Irinas Geschichte - Lava_queer: Frauen und erotische Dienstleistungen - Stephanie Kuhnen: Treffen sich zwei Schranklesben - Sandra Wöhe: Bitte lecken Sie jetzt - Ilka Schneider: LBD - Litt Leweir: Feuer - Carolin Schairer: Kontaktanzeigen bringen nichts - Peggy Munson: Nekrophilie der Begehrenden - u.v.a.m. in den Kapiteln: Coming-out - Älterwerden - Butches, Clubs & Sex - Tod und Crime - Kennenlernen - Trennung.
Immer wieder, wenn ich im neusten und auch immer mal wieder in älteren Ausgaben gelesen habe, bin ich auf der Lauer nach dem nächsten Band. Diese Bücher sind aufklärend, in dem Sinne, dass ich hier über die verschiedensten lesbischen Sexuali-täten als selbstverständlichen be-standteil des lesbischen Lebens lesen kann, mich darin einfühlen kann. Wenn es diese Buchreihe nicht geben würde, müsste frau sie erfinden. (rs)
 
Literatur
„Dies ist nicht irgendein Buch, es ist Literatur“, höre ich mich selber sagen. Literatur, das sind Erzählungen, Romane usw.,die mich nicht nur die Zeit angenehm verbringen lassen, sondern die mir (und sicher auch anderen) etwas zu sagen haben.
 
Ehe der Hahn kräht
Roman von Jens Björneboe, Leinen genbunden, Erschienen bei Merlin, 208 Seiten zu 19,50 Euro, ISBN 978-3-87536-279-4
„Ehe der Hahn kräht“ ist die Geschichte des Mediziners Dr. Reynhardt. Dieser Arzt „nutzt“ die Möglichkeiten, die ihm das Konzentrationslager ermöglicht: Ohne Kontrolle kann er seine wissenschaftlichen Experimente an lebenden Menschen ausführen.
Bjørneboes Klassiker – in Norwegen längst Schullektüre – ist von bestürzender Aktualität. Basierend auf intensiver Auseinandersetzung mit den Nürnberger Ärzteprozessen steht im Mittelpunkt ein Mann, der die „Banalität des Bösen“ wie kein anderer verkörpert: Ein fürsorglicher Familienvater, ein Kenner klassischer Musik und ein beliebter Nachbar. Und der als Wissenschaftler eben das tut, was man von ihm verlangt ...
Jens Bjørneboe gehört zu den großen Außenseitern der europäischen Literatur des 20. Jahrhunderts: Er führte ein unstetes, unkonventionelles Leben, wurde zu einem unerbittlichen Kritiker des Rechtswesens und schließlich als Anarchist zum Vorbild einer Jugend. Seine großen Romane wie „Haie“ oder „Ehe der Hahn kräht“ sind herausragende Beispiele der erzählenden Prosa des zwanzigsten Jahrhunderts. Soweit der Verlag.
Es ist dies ein Roman in dem viele Situationen eindruckvoll bildhaft beschreien sind. Die bildhafte Beschreibung ist faszinieren und fesselnd. es beginnt schon gleich am Anfang des Buches mit der halb zerquetschten aber noch lebende Ratte in einer Bügelfalle im Zimmer des Ich-Erzählers. Mir fällt auf, dass diese ausführlichen Beschreibungen auch der Empfinungen sich im Privatleben der handelnden Personen zu finden sind, währen das Berufsleben merkwürdig unbeschriebe ist und sich erst am Ende des Buches erklärt.
Die Trennung zwischen den sensiblen Privatmenschen, die gleichzeitig auch sehr unsensible, eher zynische und grausame Berufsmenschen sind, zieht sich durch das ganze Buch. Die Protagonisten vertreten dies sogar als ihre verteidigungswerte Moral. dabei wird auch klar, dass das Berufsleben, was ihnen das Privatleben ermöglicht, nicht in allen Fassetten aus dem Willen der Berufstätigen, sondern auch aus dem Dilemma des Paktes mit dem grausigen Regime solche Formen hat, die letztlich auch das Privatleben vernichten.
Ein sehr bemerkenswertes Buch, das es wert ist, aufmerksam gelesen zu werden. (js)

Die indonesischen Schwestern
Roman von Sandra Wöhe, erschienen im Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, 288 Seiten zu 9,90 Euro, ISBN 978-3-88769-767-9
„Eine bekommt ein Kind, die andere verliebt sich in eine Fotografin, die dritte trägt plötzlich Kopftuch. Mutter Phyllis, indonesischer Herkunft, meistert die Dramen des Erwachsenwerdens ihrer Töchter und das Fremdsein in einem deutschen Dorf in einer Mischung aus robustem Pragmatismus und indonesischen Naturvorstellungen.
In Indonesien war Phyllis mit einem Deutschen verheiratet. Nach seiner überraschenden Krankheit entschließ sie sich, Indonesien zu verlassen und mit den drei Töchtern in das Haus ihres Mannes in ein Dorf in Nordrhein-Westfalen zu reisen. Dort stirbt er. Die Familie kehrt nicht zurück nach Indonesien. Und sie sind Fremde, auch wenn sie perfekt deutsch sprechen. Sie sind die einzigen „Schlitzaugen“ im Dorf.
Drei Jahre leben sie nun schon dort. Der Roman beginnt an dem Tag, an dem eine der Schwestern, selbst noch lange nicht erwachsen, ein Kind bekommt. In den folgenden vier Jahren, aus denen je ein Tag erzählt wird, passiert viel im Leben der Schwestern, sie werden erwachsen, verlieben sich, eine von ihnen liebäugelt mit dem Islam, eine andere wird lesbisch, sie driften in unterschiedliche Richtungen und dann gerät eine in große Gefahr …“, so beschreibt der Verlag das Buch. Die Autorin weiß genau, wovon sie in ihrem Roman schreibt. Sandra Wöhe, als Tochter einer Indonesierin und eines Holländers, in den Niederlanden geboren, lebt als Publizistin und freie Journalistin in Zürich.
Der Roman führt in die Gedankenwelt von Phyllis ein, die von indonesischen Mythen durchzogen ist. So wird klar, dass die Personen, die sich kennen und verständigen, sich doch nicht verstehen und näherkommen können. Die wichtigste Bezugsperson für Phyllis in ihrer neuen Heimat ist für diese Familie der (katholische) Pfarrer der Gemeinde. Als dieser versetzt wird und ein neuer Pfarrer sein Amt übernimmt, kann sich die Haushälterin mit ihren Vorurteilen, aus denen ein Kleinkrieg wird, durchsetzen. Sie vergiftet das Klima in der Gemeinde und das ohnehin beschwerliche Leben von Phyllis und ihren Kindern wird dadurch noch schwieriger. Der Roman ist einfühlend geschrieben, nicht ohne Humor und lässt den/die LeserIn nicht unberührt. Ich kann Euch dieses Buch nur empfehlen. (rs)

Als das Cello vom Himmel fiel
Roman von Ivan E. Coyote, erschienen bei Krug & Schadenberg, 224 Seiten zu 19,90 Euro, ISBN 973-3-930041-74-9
„Joey, Anfang 40 und Automechaniker in einer kanadischen Kleinstadt, versteht die Welt nicht mehr: Seine Frau Allyson hat ihn verlassen. Sie lebt nun in Calgary mit einer Frau zusammen. Doch nicht die andere Frau ist Joeys Problem. Er begreift nicht, wie es überhaupt zu der Trennung kommen konnte. Hat er seine Frau denn so wenig gekannt? Als Joey unverhofft Besitzer eines Cellos wird, erfährt sein Leben eine Wende. Er beschließt, im fernen Calgary Cellounterricht zu nehmen … Wie es Joey gelingt, wieder auf die Füße zu kommen und sich mit seiner Exfrau und ihrer neuen Lebensgefährtin Kathleen auszusöhnen, beschreibt Ivan E. Coyote auf außerordentlich berührende Weise. Am Ende der Romans eröffnen sich für alle drei ungeahnte neue Perspektiven.“, so schreibt der Verlag.
In diesem Roman geht es im wesentlichen um Joey und dessen Kampf um sein inneres Gleichgewicht. Joey lernt bei seinem Wochenendausflug nach Calgary Menschen kennen, die auf unterschiedliche Art in unterschiedlichen Beziehungsformen ihr Leben meistern. Sein inneres Gleichgewicht stabilisiert sich dadurch, dass die beiden Frauen ihm vorschlagen, die Vaterschaft für ihr invitro „gezeugtes“ Kind zu übernehmen, wodurch die Wochenendfreund-schaft, die durch seinen Cellounterricht entstand, sich weiter verfestigt. Der Roman lädt die Leser-Innen ein, ob nicht individuell zugeschnittene und entstandene Freundschaften in der Lage sein können, das Leben von Menschen zu erleichtern und beflügeln, statt der einen Form der Beziehung. Dieser Roman hat mir außerordentlich gut gefallen. (rs)

Unterhaltende Literatur
Unterhaltung muss nicht ubedingt trivial sein, und wenn das Triviale viele LeserInnen findet, berdeutet dies nur, dass die trivialen Belange der Menschen in einem Zustand sind, die nach Träumen suchen, weil die Realität gerade diese trivialen Träume nicht erfüllt. Aber nicht jede Unterhaltung ist ohne Anspruch.
 
Dreivariantencouch
Roman von Jule Blum & Elke Heinicke, erschienen im Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, 320 seiten zu 9,90 Euro, ISBN 978-3-88769-764-8
Drei Frauen zwischen Heidelberg, Leipzig, Oldenburg … Eine Liebesgeschichte zwischen Zweisamkeit und Polyamory, Ost und West, Kindheit und Gegenwart.
Kerstin reist zu ihrer Freundin Astrid. Eine ist aus Ost-, die andere aus Westdeutschland. Noch führen sie eine Fernbeziehung. Die Landschaft fliegt vorbei. Oft ist sie diese Strecke schon gefahren. Doch diesmal ist alles anders. In Oldenburg wartet nicht nur Astrid, sondern auch eine dritte Frau. Sex zu dritt. Kann das gehen? Wird sie nicht doch eifersüchtig werden? Es war alles besprochen, aber jetzt, als sich die Verwirklichung nähert, bekommt Kerstin Angst … und lenkt sich mit Träumen und Erinnerungen ab. Kann eine offene Beziehung wirklich funktionieren?
Drei Frauen zwischen Heidelberg, Leipzog, Oldenburg ... Eine Liebesgeschichte zwischen Zweisamkeit und Polyamory.
Zuerst einmal die Frage, ob so etwas funktionieren kann. Die Antwort: ja, sie kann es, zumindest anregend in diessem Roman, und dies weit spannender, amysanter, aufregender und auch tiefer als so manche monogame Beziehung.
Dieser unterhaltsame Roman, der vor allem wegen der drei so unterschiedlichen Charaktere derart unterhaltsam ist, ist es wert, nicht auf dem Nachttisch liegengelassen zu werden.
Hier treffen sich Nachdenklichkeit mit nachvollziehbaren Lebenserinnerungen und unbekümmerte Spontaneität. Ein wohltuendes Buch. Ich konnte mich hier durchaus wiederfinden. Reine Unterhaltung ist dies nicht. (rs)

Apfelduft
Roman von Henrike Lang, erschienen im Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, 224 seiten zu 9,90 Euro, ISBN 978-3-88769-735-8
Henrike und Judith lernen sich auf einer studentischen Party kennen. Eine langjährige Beziehung beginnt … Doch eines Tages entwickelt Henrike Lust; eher Gier; auf Affären, auch auf Männer. Alles erotisiert sie. Sogar der Duft nach sauren Boskoop-Äpfeln. Sie lässt sich auf seltsame Abenteuer ein, bis sie realisiert, was sie wirklich umtreibt: Der Wunsch nach einem Kind, physisch wie Hunger oder Durst. Als sie das Judith endlich gesteht, hält Judith es für eine von Henrikes üblichen Obsessionen, die wie andere vorübergehen würde …
Henrike Lang erzählt unzensensiert und unterhaltsam aus dem Liebesleben, wie es wirklich ist, von Schwangerschaft, vom Leben mit Kleinkind ...“ Dieser Roman behandelt die Lage von lesbischen Frauen, die ein Kind wollen, oder genauer: die unbedingt ein Kind wollen, um sich vollkommener zu erleben. In der Lesbenszene wird dies nicht von allen gutiert, auf jeden Fall nicht nachvollzogen. Am Ende des Romas findet sich ein Epilog, in dem die Autorin sich Gedanken darüber macht, dass einerseits uns Lesben die Kinderlosigkeit vorgeworfen werde und andererseits werde ein Kinderwunsch als Egoismus beschimpft.
Ich hoffe jedoch, dass sie nicht ernsthaft glaubt, dass kinderlose Lesben und Schwule glücklicher wären, wenn sie Kinder hätten und dies gesellschaftlich als selbstveständlich angesehen werde. Es gibt nämlich Frauen, die wirklich keine Kinder haben möchten. (rs)

Herz und Fuß
Roman von Anne Bax, erschienen im Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, 288 seiten zu 9,90 Euro, ISBN 978-3-88769-765-5
Eine Mischung aus Thriller und Liebesgeschichte. Charlotte ist fünfunddreißig und hat das Ende ihrer ersten großen Liebe damals nicht kommen sehen. Natürlich sieht sie auch jetzt nicht, was da zusammen mit den heißen Sommertagen auf sie zurauscht. Und so brechen die Ereignisse einfach über sie herein.
Auf der Plattform des riesigen Gasspeichers, der jetzt Museum ist, macht Charlotte ihre allabendliche Runde. Sie arbeitet dort als Aufsichtskraft. Und träumt beim Sonnenuntergang über ehemaligen Hochöfen von Liebe. Doch als sie wieder in ihr Büro zurückgehen möchte, macht sie in einer Ecke der Plattform einen schrecklichen Fund …
Bis der Sommer vorbei ist, muss Charlotte um ihr Leben fürchten. Und um ihr Herz, denn die Frau, auf derem Hals eine Gänsehaut wie eine Einladung aussieht, liebt einen Mann, nicht irgendeinen, sondern auch noch Charlottes besten Freund aus Schulzeiten.
Die Polizei findet nichts heraus. Sogar Charlottes Mutter scheint mehr zu wissen. Denn sie ist Internetfan geworden, seit sie nach dem Unfalltod des Vaters das Haus kaum mehr verlässt. Und dann macht Charlotte einen zweiten schrecklichen Fund, diesmal liegt eine Buchseite dabei, ein Gedicht von Rilke. Ist Charlotte selbst gemeint? Wird sie bedroht? Hat das Ganze etwas mit ihr abrupt beendeten alten Beziehung zu tun? Doch mit den furchtbaren Ereignissen lernt sie diese Frau kennen, eine Journalistin ...
„Jemand hat mir das Herz gesprengt.“
„Wie lange ist das her?“
„Acht Jahre.“
„Und du möchtest immer noch täglich daran erinnert werden?“ Touche!
Sie sprach aus, was Babys Blicke bei jedem Besuch sagten.
„Ich will daran erinnert werden, vorsichtig zu sein.“ Nie war dieser Vorsatz so wertvoll wie heute.
„Große Liebe?“
Ich nickte. „Für mich schon.“
„Und du hattest das Ende nicht kommen sehen?“
Die Anne Bax hat wirklich eine „gute Schreibe“ und ihre Vergleiche, die sie immer wieder heranzieht, um die Bedeutung eins Sachverhaltes anzudeuten, die sind derart unterhaltsam, dass man am Buch kleben bleibt, sobald man einige Zeilen gelesen hat. Wenn ihr es lest, dann habt Ihr was davon. (rs)
 
Schmutziger Mord
Roman von Olive Feuerbach, erschienen im Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, 288 Seiten zu 9,90 Euro, ISBN 978-3-88769-761-7
Einer der kältesten Tage im Jahr. In dieser Nacht passiert ein brutaler Mord, mitten in einem ruhigen Wohngebiet Stuttgarts.
Wieso wurde Otto Korbach bestialisch umgebracht? Ein Pensionär, der ruhig und zurückgezogen lebte. In der Nähe alles ordentlich, ja bieder. Doch bald bröckelt die Oberfläche: Eine Erbschleicherin mit Securitate-Vergangenheit taucht auf, die Tochter lebt als butch in einem schrägen, vielleicht kriminellen Milieu in Berlin, der Sohn in Fernost ist wirtschaftlich ruiniert und die Exfrau war in der Tatnacht aus der Psychiatrie verschwunden. Sogar der Verfassungsschutz interessierte sich für ihn. Doch ein Verdachtsmoment nach dem anderen führt ins Leere … Coco arbeitet in den Widersprüchen und Spannungen ihrer Heimatregion, zwischen dem geduldigen, beinahe feinmechanischen Blick auf die Dinge - und der Weite der Perspektive, zwischen Grübelei und cooler effizienter Kriminalistik. Und so führt sie auch ihr privates Leben mit Judith ... Dem Roman liegt ein realer Fall zugrunde, der weit in die Nachkriegsvergangenheit führt und in dem die Grenzen zwischen Gut und böse verschwimmen. Soweit der Verlag.
Dieser Roman ist leicht zu lesen, er ist unterhaltsam und somit recht spannend. Wenn Ruch danach ist, dann lest ihn. Ihr werdet nicht entteuscht werden. (rs)

Verruchtes Berlin
Erotische Kurzgeschichten von Falk Stein, erschienen im Himmelstürmer Verlag, 160 seiten zu 14,90 Euro, ISBN 978-3-86361-030-2

In Berlin geht es zur Sache: in wohl keiner anderen Stadt der Welt kann man so schnell, direkt und problemlos zum Schuss kommen wie in der deutschen Hauptstadt. Berlin ist die Orgasmus-Metropole schlechthin, in der wirklich alles geht.
Den in diesem Buch versammelten Kurzgeschichten liegen wahre Begebenheiten zu Grunde, alles ist so - oder so ähnlich - tatsächlich passiert, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen zuweilen rein zufällig, oder doch nicht? Lest, kommt nach Berlin und findet es selbst heraus. Und so ist diese Sammlung nicht nur eine Hommage an eine versaute Stadt, sondern auch ein Stadtführer und hoffentlich für alle Leser eine Quelle der Inspiration.
Diese oben stehende Verlagswerbung machte mich neugierung und ich las. Also: wer es nicht so dezent, sondern eher deftig mag, wer schwitzende Männerkörper mit großen Prügeln bevorzugt, der kommt hier ständig auf seine Kosten. (js)
 
Priester gesucht, Lover gefunden
Roman von Marc Förster, erschienen im Himmelstürmer Verlag, 160 seiten zu 14,90 Euro, ISBN 978-3-86361-035-7

Pascal, Anfang 30, hat in Köln einen klassischen One Night Stand. Am nächsten Tag erfährt er von dem Typ, das dieser katholischer Priester ist und einen Lover hat.
Pascal denkt Jahre zurück, an Daniel, seine große Liebe. Daniel hat ihn vor acht Jahren sitzen lassen, um in einem Priesterseminar Theologie zu studieren. Sein Ex geht Pascal nicht mehr aus dem Kopf.
Er geht einige Tage in sich, eh er sich mit dem Motorrad auf die Suche macht.
Der Weg führt in nach Bayern. Oli, sein bester Kumpel, folgt ihm. Gemeinsam landen sie in einer Gay-Pension, mitten im tiefsten bayerischen Wald. Dort lernt Pascal gleich am ersten Tag Mike kennen, mit dem er sich super versteht. Der gut aussehende Typ hilft ihm bei der weiteren Suche, wobei Mike für Pascal lange etwas Mysteriöses bekommt.
Über Mike lernt er zwei junge Priester kennen, die ihm auf der Suche nach seinem Ex weiter helfen. Die Spur führt über Passau nach Altötting, dem großen bayerischen Wallfahrtssort. Von dort über Salzburg nach München.
Mike taucht dabei immer wieder überraschend auf. Und dann ist da auch noch Simon, den er in der Mühle kennen gelernt hat und der mehrfach vor ihm flieht.
Pascal erfährt auf seiner Reise mehr über Priester, Zölibat, die Probleme der Kirche. Endlich findet er Daniel, seinen Ex wieder. Doch damit fangen die Turbolenzen erst richtig an...
Der Roman schildert die aktuellen Probleme junger Priester, ihre Sehnsüchte und ihre oft doppelte Moral. Eine Liebesgeschichte mit überraschendem Ende, soweit der Verlag.
Damit war ja zu rechnen, dass die Nchrichten über Priester und die Reaktion des Papstes darauf die Phantasie anregt.
Und hier? Echt eine Sexszene nach der anderen, so wie es vielleicht zwishcen jungen ständig geilen Kerlen abgehen soll, während sie die Leser damit anregen. (js)
 
Wintermond
Roman von Marc Förster, erschienen im Himmelstürmer Verlag, 552 Seiten zu 19,90 Euro, ISBN 978-3-86361-000-5

Zwei Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Alex Tannen-berger, hetero und Sohn eines angesehenen Architekten und Ben Richter, schwul und Praktikant von dessen Vater. Alex, der sein Studium vernachlässigt und sich die Freizeit mit illegalen Pokerspielen vertreibt und Ben, der sein Studium überaus ernst nimmt und das Praktikum in der Villa der Tannenbergers als große Chance sieht.
Zwei Welten treffen aufeinander und damit zwei Charaktere wie schwarz und weiß.
Während sich Alex, der sich um eine große Summe Geld verschuldet hat, mit vielerlei Problemen auseinander setzen muss, baut Ben mit viel Ehrgeiz und Selbstdisziplin ein fast familiäres Verhältnis zu dessen Vater auf.
In Alex entwickelt sich Hass gegenüber Ben - Hass, weil er schwul ist und von seinem Vater Beachtung und Vertrauen erhält. In Ben hingegen entwickelt sich Faszination für Alex - Faszination, weil er sich für dessen Probleme interessiert und schnell herausfindet, dass Alex Hilfe braucht.
Es tun sich Höhen und Tiefen zwischen den beiden auf, doch letzt-endlich muss jeder auf sein Herz hören. Eine Geschichte über Hass, eine Geschichte über Freundschaft und eine Geschichte über die Liebe, die ergreifender kaum sein könnte. So schreibt der Verlag.
Dies ist eher ein Krimi als ein Sexroman, obwohl Sex schon aucheine Rolle spielt. Es geht um das intrigante Verhalten eines Vor-coming-outlers, der schrittweise und voller Widersprüche zu lieben beginnt, und um einen gradlinigen jungen Mann, der so aufopfernd liebt, dass sich der andere nicht mehr wehren kann und so sein coming-out wie seine kriminellen Verwicklungen bewältigt. Spannend ist er schon. (js)
 
Der Privatdozent
Roman von Alex Seinfried , Band 1 aus der Reihe Finn-Falkner-Roman, erschienen im
Himmelstürmer Verlag, 192 seiten zu 14,90 Euro, ISBN 978-3-86361-025-8
Eigentlich ist es ein Morgen, wie jeder andere auch - nur dass Student Finn im Badezimmer unerwartet seinem Mitbewohner Lukas begegnet. Lukas ist Polizist und der absolute Hetero. Doch die Blicke, die die beiden Jungs austauschen, lassen diesbezüglich plötzlich Zweifel aufkommen ...
Ein erotischer Reigen beginnt, bei dem wirklich nichts mehr trocken bleibt. Am Ende aber steht die entscheidende Frage: Liebe oder Sex? Und wie privat unterrichtet eigentlich so ein Privatdozent? Das meint also der Verlag.
Die Anspielungen in diesem Text sind berechtigt, denn es geht hier überwiegend um Sex. Und um einen Studenten, in den sich der Dozent verliebt hat und der Student in ihn. Und was die immer mal so miteinaner machen, das ist Gegenstnd dieses Romans. (js)
 
Zum Töten schön
Roman von citizen.b, Band 7 aus der Reihe Sex & Crime, erschienen im Himmelstürmer Verlag, 200 seiten zu 14,90 Euro, ISBN 978-3-86361-020-3

Ein Serienkiller ermordet Schwule auf Parkplätzen, die als Treffpunkte für anonymen Sex gelten. Der blonde Abiturient Lucien und der schwarzhaarige Stricher Billy verdingen sich als Lockvögel, um der Bestie eine Falle zu stellen. Beide sind zum Töten schön!
Auf ihrer rastlosen Suche entlang der Autobahn laufen ihnen eine ganze Reihe schräger Vögel über den Weg: die durchgeknallte Chefin eines schwulen Internetforums, ein nekro-philer Beerdigungsunternehmer, ein skrupelloser Sensationsreporter, falsche Zeugen, Betrüger, Schwulenhasser und ein Hellseher, der behauptet, die Morde vorhersagen zu können. Dann verlieben sich Billy und Lucien ineinander, während der irre Killer immer wieder zuschlägt...
Popliterat citizen_b („Gaytomas", „Die Yumbo Center Boys", „Der Fußballgott" u. v. a,) hat sich dem wahren Fall des Parkplatzmörders angenommen, über den auch in „Aktenzeichen XY" berichtet wurde. Herausgekommen ist ein atemberaubender Thriller voller Sex, Gewalt, unerträglicher Spannung und schwarzem Humor. Typisch citi-zen_b! Das meint der Verlag.
der Autor hält sich nicht an den Schwulenmörder, der an Autro-bahnraststätten 2 Männer ermordet hatte. Bei ctice-b müssen es gleich mehrere seltsame Mörder sein, die seinen Roman kreuzen, zum Beispiel auch der Struwwelpetermörder. Seine humorvollen Übertreibungen machen aus dem Krimi eine eher absurde Geschichte. Und genau deshalb werden seine Bücher gerne gelesen. Also, wenn jemand absurdes schwules Zeug lesen will ... (js)

Gegen Vaters Wille
Roman von J. Dankert , Band 41 aus der Reihe Junge Liebe, erschienen im Himmelstürmer Verlag, 400 seiten zu 18,90 Euro, ISBN 978-3-86361-005-0

„Komm schon, McCoy, du kannst Gefühle nicht mit einer Kohlsuppe vergleichen", platzte Leon heraus.
„Ich vergleich das nicht mit einer Kohlsuppe, die ich ganz nebenbei ohnehin nicht essen würde, aber es ist doch so. Wie kann man etwas ablehnen, was man nicht probiert hat. Ich finde das feige." Ryan hatte sich jetzt mit dem ganzen Körper Leon zugewandt und sprach ihn direkt an. „Du könntest es auch Selbst-erhaltungsschutz nennen", schlug dieser vor.
Der 17-jährige Ryan ist ein Einzelgänger, der auf der Farm seiner Familie arbeiten muss - ob er will oder nicht. Mitten im Kampf gegen die Tyrannei seines Vaters taucht plötzlich Leon auf, der mit seiner Familie von London in die amerikanische Kleinstadt Mountain Creek gezogen ist.
Von der ersten Sekunde an ist er fasziniert von der Ausstrahlung des Engländers, kann und will sich ihr nicht entziehen, doch Leon führte einen inneren Kampf gegen seine Gefühle, die er für Ryan hegt. Für ihn ist das alles nicht normal. Man verliebt sich nicht einfach in den neuen, besten Freund.
Während Ryan versucht, dies zu akzeptieren, fährt sein Vater ganz neue Methoden auf, um ihn zu unterdrücken. Doch er hat nicht mit dem Kampfeswillen seines Sohnes gerechnet, wenn es darum ging, das wenige zu schützen, was ihm im Leben etwas bedeutet. Und auch wenn er sich nicht sicher über die Konsequenzen ist, beschließt Ryan seinen Kopf durchzusetzen. Dies schreibt der Verlag.
Eine zarte Liebesgeschichte vor einem brutalen Hintergrund. Dies ist eine gute Geschichte und das Lesen macht Spaß, gerade weil hier nicht nur Sexszenen abwechseln. (js)

Schattenfieber
Roman von Florian Höltgen, Band 42 aus der Reihe Junge Liebe, erschienen im Himmelstürmer Verlag, 320 Seiten zu 14,90 Euro, ISBN 978-3-86361-010-4

Leon hat die Nase voll. Ausgerechnet der Freund seiner Mutter, lange Zeit selbst arbeitsscheu und eher der Flasche zugetan, will ihm erzählen, wie wichtig es ist, was aus seinem Leben zu machen! Und seine Mutter kommt immer wieder mit Mattes als Vorbild! Nicht auszuhalten! Dabei ist Mattes sein bester Freund. Nur, was bringt ihm sein bester Freund jetzt noch, da er für sein Studium weggezogen ist?
Plötzlich hat Leon einen Plan, der gleich alle Probleme auf einen Schlag löst: Er zieht zu Mattes! Dessen Eltern haben genug Geld und ihm eine ordentliche Wohnung spendiert. Mattes wird bestimmt nichts dagegen haben. Leon freut sich schon auf das blöde Gesicht seiner Mutter und ihrem Freund, wenn er von heute auf morgen einfach auszieht. Und seiner Sehnsucht nach Mattes wird es auch helfen. Eine schöne Männer-WG ohne nervende Eltern und lästige Pflichten ...
Doch die Realität sieht ganz anders aus: Mattes scheint gar nicht so begeistert zu sein und dessen Eltern sehen in Leon lediglich einen Schmarotzer. Die schreckliche Frage nach der Zukunft holt Leon auch immer wieder ein. Nur Henri, der Nachbar von gegenüber, wird plötzlich für Leon zur Lichtgestalt. Doch Henri hat eine Freundin.
Das hindert Leon aber nicht, den smarten Typ auszuspionieren. Als schließlich Leons Bruder Dennis auftaucht, seines Zeichens Computerfreak, erschließen sich für Leon ganz neue Möglichkeiten der Überwachung. Wie lange aber kann er sein Spiel unentdeckt treiben? Und will er das überhaupt, unentdeckt bleiben? Das fragt der Verlag.
Der Ich-Erzähler schlupft von Leon in Henri und das ist am Anfang des Buches für den Leser eine kleine Herausforderung. Immerhin, so kann man sich aussuchen, in wen von den beiden man sich hineindenkt. Es wird wohl Leon sein.
Es ist angenehm zu lesen (nachdem man begriffen hat) und lässt Sex bzw. Sexphantasien nicht aus. Ach ja, und darf ichs verraten? Sie kriegen sich am Ende. (js)
 
Ausnahmezustand
Roman von Nick Zachries, erschienen im Himmelstürmer Verlag, 246 Seiten zu 14,90 Euro, ISBN 978-3-86361-015-9

Mit fast dreißig Jahren ist Wilfried Wolters noch Jungfrau - lebt obendrein auf dem Land und ist ans Haus gefesselt sein, weil die eigene Mutter ein Pflegefall ist - Norman Bates lässt grüßen!
In unmittelbarer Nähe lebt Jan Grewe, ein Familienvater mit drei Kindern, sportlich, gutaussehend und geil - der Traum seiner erotischen Phantasien.
Er erwacht aus seinen Träumen, als er von der größten Klatschtante des Dorfes erfährt, dass sein Favorit sich offenbar von der Ehefrau getrennt hat und nun mit einem jungen Mann zusammen ist. Voller Eifersucht nimmt Wilfried sich vor, sein Leben grundlegend zu verändern mit dem Ziel, eines Tages der Partner von Jan zu sein. Der verhasste Nebenbuhler muss weg. Notfalls mit Gewalt. Wilfried stellt fest: er besitzt mörderisches Potential ... Das kündigt der Verlag an.
Der Ich-Erzähler, der relativ erfolglos auf Männer steht und von seiner Großmutter wie seiner Mutter eingeengt und unterdrückt wird, der kann nach deren Tod erfolgreich schwule Krimis schreiben und bei einem Hamburger Verleger verlegen lassen, wie wohl auch diesen hier, dieser Ich-Erzähler kann nicht unbedingt die Sympatie seiner Leser erzeugen. Er ist eigentlich immer im Ausnahmezustand, wie einige seine Nachbarn auch. Ein lesbarer Krimi. (js)
 
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