110. Print-Ausgabe, Frühling 2012
 
Frühlings-Filme
Wenn wir vom Cruisen im warmen Wetter nach Hause kommen, uns mit ihm (mit ihr) im Bett vergnügt haben, dann ist ein schöner Film, der irgendwie zum Thema passt, doch die richtige Entspannung zu zweit, die wir nun genüsslich gemeinsam genießen können.
Eating Out 4 – Drama Camp
von Q. Allan Brocka, USA 2011, Darst. Chris Salvatore, Rebekah Kochan, Daniel Skelton, Ronnie Kroell. Engl. Originalfassung, deutsche Untertitel. Extras: Hinter den Kulissen (OF), DRAMA QUEEN Musikvideo, Eating Out 5-Teaser, Original US Kinotrailer, dt. Trailer, Galerie. DVD Pro-Fun Media.

Während in Teil 3 der Eating-Out-Reihe Casey noch Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um den begehrten Zack für sich zu gewinnen, ist jetzt die Luft schon wieder raus aus der Beziehung. Zack mag nicht mehr so recht, hält lieber Ausschau nach anderen Männern.

Ein Sex-Video mit Hitchcock-Touch ist ihre Eintrittskarte für einen Theater-Workshop in Dick Dickey’s Drama Camp. Und schon auf der Hinfahrt wird klar, Zack hat ein Auge auf den schnuckeligen Benji geworfen.
Doch der outet sich als Hetero. Aber ob das die Wahrheit ist? Nicht nur Casey hat da so seine Zweifel… Und für den interessiert sich Zimmergenosse Beau und präsentiert ihm als passionierter Nacktschläfer seine Vorzüge…

Es wird turbulent im Camp. Die Möchte-Gern-Schauspieler sollen bis zum Ende Szenen aus einem Stück von Shakespeare auf die Bühne bringen. Als Preis winkt ein Gratis-Urlaub in Palm Springs. Doch die Sitten sind hart. Wer beim Sex erwischt wird, fliegt raus…
 
Aber Eating Out wäre nicht Eating Out wenn sich alle dran halten würden .. und wenn nicht Rebekah Kochan alias Tiffani wenigstens einen kleinen Gastauftritt hätte.

In Teil 4 hat wieder Q. Allan Brocka die Regie übernommen, der schon für den ersten Teil der Reihe verantwortlich zeichnete und ihn gewohnt respektlos und überdreht in Szene gesetzt. Mann darf sich auf Teil 5 freuen. Der heißt „Open Weekend“ und wird in diesen Tagen bei Pro-Fun erscheinen.
Lucias Reise
(La Llamada, Il richiamo, The Call) von Stefano Pasetto, Italien/Argentinien 2010, Darst. Sandra Ceccarelli, César Bor., Francesca Inaudi, Guillermo Pfening, Arturo Goetz, Spanisch-Italienische Originalfassung, deutsche Untertitel. Extras: Original Kinotrailer, Galerie. DVD Pro-Fun Media.

Kein schöner Job, das Schlachten und Zerlegen von Hühnern. Lea nimmt‘s mit Humor, jung und selbstbewusst steht ihr das Leben noch offen.

Ihre Kolleginnen lässt sie wissen, dass sie vielleicht bald was Besseres hat. Liiert ist sie mit dem Tattoo-Künstler Marco. Aber heiraten will sie ihn nicht, die Ehe erscheint ihr als Käfig.

Genau zu diesem ist Lucias Ehe schon geworden. Sie kränkelt, scheint einsam, arbeitet als Stewardess, auch wenn ihr Mann, ein angesehener Arzt, sie lieber zuhause hätte. Dabei hat er wahrscheinlich eine zweite Beziehung und auch eine Fehlgeburt setzt ihr zu. Fliegen wird für sie längere Zeit nicht mehr möglich sein. Aber vielleicht kann sie ihren Klavierunterricht wieder aufnehmen …

Als Lea sich bei ihr meldet, erweist sie sich für Lucia als Glücksgriff. Die unkonventionelle junge Frau wird ihr Leben durcheinander wirbeln. Und genauso wie ihr Mann ihr mehr und mehr fremd wird, wendet sie sich Lea zu.

Und wieder einmal scheint das Leben Lucia einen Strich durch die Rechnung zu machen. Während Lea überglücklich ist, sie darf als Biologin nach Patagonien reisen, droht ihr eine weitere niederschmetternde Diagnose. Doch so einfach lässt Lucia sich nicht unterkriegen. Sie geht mit Lea, und bald wird klar, damit hat Lucias Reise erst begonnen.

Einfühlsames Porträt zweier Frauen aus Argentinien, die unterschiedlicher kaum vorstellbar sind, mit zwei starken Hauptdarstellerinnen.
 
 
 Die Hochzeit als „Happy End“
„Es wird nach einem Happy End im Film jewöhnlich abjeblendt. (...) Da hat se nun den Gentleman, na und denn?“

So beschreibt Kurt Tucholsky in seinem Gedicht „Danach“ das Phänomen, dass in den damaligen Spielfilmen der Beziehungsalltag ausgeklammert bleibt, was in den 30er Jahren des vergangenem Jahrhunderts dem Stil der Liebesfilme entsprach.
Nun gibt es auch lesbische und schwule triviale Liebesfilme die das Muster der damaligen (heterosexuellen) trivialen Filmen zu folgen scheinen.
Schließlich dürfen shwulen und Lesben unterdessen zwar noch nicht heiraten, aber sich immerhin schon mal verpartnern. Doch ist bei uns wie bei den Heten natürlich unklar, ob es auch wirklich dann klappt.
 
Vier Männer und eine Hochzeit
(A Wedding Most Strange ) von Trevor Garlick, Großbritannien 2011, Darst. Chris Finch, Adam Hunter, Valary Sanders, Stephen McLeod, Louise Houghton, Danny Garcia, Rupert Charmak, Stephen Walker, James Ashton. Engl. Originalfassung, deutsche Untertitel.

Extras: 2 Kurzfilme von Trevor Garlick: "Pre-Commitment" (dt. UT) und "Total Reaction" (dt. UT), Deutscher Trailer, Original Kinotrailer, Original TV-Spot... DVD Pro-Fun Media.

Die Scheidung von seiner Frau ist durch, sein Freund hat ihn verlassen und er hat gerade noch vierzehn Tage Zeit, eine neue Familie zu gründen. Ansonsten ist das Familienerbe für Danny Weatherill endgültig verloren, geht zu gleichen Teilen an den Onkel und eine Stiftung. So hat es Papa vorgesehen und nun ist guter Rat teuer.
 
Im Internet wird auf die Schnelle eine Anzeige aufgegeben: „Suche den Mann meiner Träume – Alter und Typ unwichtig“ … und es klappt … mit überwältigendem Erfolg. Fortan ist Danny damit beschäftigt die Masse der Bewerber zu sichten und anzutesten. Alles eine Frage der Organisation…

Die in der Endauswahl Verbliebenen finden sich in einem kleinen Hotel ein. Der Auserwählte soll am nächsten Tag bei der Trauung gekürt werden. Da gibt es den knackigen Billy, den anschmiegsamen Raj samt indischer
Großfamilie und den geheimnisvollen älteren Herrn. Doch welcher ist der Richtige? Schwierig! Bester Freund Florian, Freundin Tracie und die ihm freundschaftlich verbundene Ex möchten da ein Wörtchen mitreden und checken die Kandidaten auf Herz und Nieren und fördern dabei so manche Überraschung zu Tage.
 
Und natürlich lässt sich die bucklige Verwandtschaft nicht ganz ausschließen. Es muss doch Mittel und Wege geben, eine Hochzeit doch noch zu verhindern. „Der Bachelor“ lässt grüßen. Reichlich Konfliktstoff und eigentlich genug Stoff für einen turbulenten spritzigen Film Doch Regisseur Garlick lässt es in seinem ersten Langfilm eher langsam angehen.
 
Herausgekommen ist dennoch eine nette kleine britische Komödie.
 
Fjellet – Der Berg
von Lars Ole Giæver, Norwegen 2011, Darst. Ellen Dorrit Petersen, Marte Magnusdotter Solem. Norwegische Originalfassung, deutsche Untertitel. Extras: Bonuskurzfilm „Kurzatmig“ von Aasne Vaa Greibrokk (19 Minuten), DVD Edition Salzgeber

Zwei Frauen, Solveig und Nora, wandern durch die einsame Wildnis Norwegens. Schnell wird klar, das Paar steckt in einer tiefen Krise. Szenen großer Vertrautheit wechseln ab mit Szenen in denen Kleinigkeiten zu Streitereien eskalieren.

Erst langsam deutet sich an, welches Trauma die beiden zu überwinden hoffen: Sie sind auf dem Weg zu dem Berg, an dem vor zwei Jahren ihr kleiner Sohn Vetle ums Leben kam.

Nora die leibliche Mutter des Jungen hat sich in sich zurückgezogen. Solveig ist schwanger und hofft die Beziehung zu retten. Aber ein Neuanfang ist schwer.

Und während es kälter wird und Schnee fällt, beginnt langsam das Eis zwischen beiden zu tauen, eine Aussprache scheint endlich möglich.

Erinnerungen kommen hoch, Vorwürfe werden erstmals ausgesprochen. Am Ziel angekommen wird auch klar, es ist noch ein langer beschwerlicher Weg für beide. Aber es gibt Hoffnung.

Mit Sicherheit keine leichte Kost. Ein Film auf den frau sich einlassen muss, trieftraurig und einfühlsam erzählt.
 
 
I want to get married
von William Clift, USA 2011, mit Matthew Montgomery, Ashleigh Sumner, Emrhys Cooper, Jane Wiedlin, Kristian Steeler, Peter Stickles. Englische Originalfassung, deutsche Untertitel, Extras: Geschnittene Szenen (OF), Deutscher Trailer, Original US-Kinotrailer, Filmvorschau, Wendecover, DVD Pro-Fun Media.

Kalifornien, Oktober 2008: Er hat die Heirat seiner besten Freundinnen Rebecca und Susan ausgerichtet und soll der Pate ihres Kindes werden. Und während alle um ihn rum glücklich liiert zu sein scheinen, ist Paul weiterhin alleine. Selten war er sich seines Alleinseins so bewusst.
 
Rebecca versucht zu helfen, doch Paul ist nicht gerade leicht unter den Hut zu bringen. Er gehört nicht zu den Attraktivsten, ist dabei liebenswert-ungeschickt mit dicker dunkler Brille. Und seinen letzten Freund hatte er noch während der Highschool-Zeit. Leute kennenzulernen fällt ihm eher schwer. Also keine guten Voraussetzungen für eine baldige Beziehung. Aber er fasst einen Entschluss:
 
Er wird in den nächsten Tagen heiraten. Schließlich steht eine Volksabstimmung an, die Proposition 8, mit der die gleichgeschlechtliche Ehe in Kalifornien wieder abgeschafft werden könnte, die erst ein paar Monate vorher eingeführt worden war.

Im Geschäftsleben ist er erfolgreicher Werber mit eigener Agentur. Pikant, dass ausgerechnet er von „The Family“ einer Organisation für Familienwerte dafür ausersehen wird, gegen die Homo-Ehe und für die Proposition 8 Stimmung zu machen. Und dies wäre ein Millionenauftrag, den er nicht so einfach ablehnen kann und seine Existenz sichern könnte.

Gleichzeitig geht seine Mutter verloren. Eigentlich wollte sie ihn besuchen, aber da sie ein Problem mit der Orientierung hat, verirrt sie sich hoffnungslos und trifft in einer Bar auf den bekannten Travestiestar Miss Piggy B. Der Vater, der sich auf die Suche nach ihr macht, kommt dabei ebenfalls vom Weg ab. Kann da noch alles gut werden?

Übrigens, wurde mit der Volksabstimmung am 4. November tatsächlich die gleichgeschlechtliche Ehe wieder abgeschafft. Eine knappe Mehrheit von 52,3 % gegen 47,7% sorgte dafür, dass die Verfassung so abgeändert wurde, dass wie vorher nur verschiedengeschlechtliche Partner heiraten konnten.
 
Zuvor am 15. Mai hatte der Oberste Gerichtshof Kaliforniens entschieden, dass die rein heterosexuelle Ehe verfassungswidrig sei, weil sie den Gleichheitsgrundsatz verletze. Am 16. Juni konnten die ersten gleichgeschlechtlichen Ehen geschlossen werden. Die in dieser Zeit geschlossenen Ehen blieben weiterhin gültig.
 
 
Dein Kommentar zum Kulturbeitrag: hier

 Zum Kulturarchiv

 Zur Kulturhauptseite

 Zur LUST-Hauptseite