Mails und Briefe in der 83. LUST
Beim letzten Brief findet sich ein Link zu einem Vorgang, der 1982 in der Zeitschrift NUMMER (einer der VorgängerInnen der LUST) veröffentlich wurde.
 
Briefe zum Beitrag „Witze und Stimmungsmusik“ in der 82. LUST, S. 8
Hallo Ihr Lüstlinge,
der Artikel über die Witze hat mir sehr gefallen, denn er hat rundum informiert und die Zusammenhänge aufgedeckt. Auch die anderen Artikel fand ich gut, den aber besonders.
Ich grüße Euch
Renate B., Dresden
 
Euer Text „Witze und Stimmungsmusik“ war ein Witz, ich habe darüber sehr gelacht. Bierernst erzählt der Texter über Diskriminierung durch Witze. Ich bin auch schwul, erzähle aber gerne Schwulenwitze und diskriminiere dabei niemanden. Es gibt halt Schwule, die zum Schreien komisch sind. Das darf doch wohl noch gesagt werden, ohne dass man dafür angegriffen wird. Und die Stimmungslieder, die machen eben Stimmung und sonst nichts.
Peter S., Mainz
 
Anmerkung zu LUST generell
... immer wenn die LUST kommt, nehme ich sie zu meiner Freundin mit, denn die liest sie von vorne bis hinten durch und meint, das ist die einzige Zeitung, wo was drin steht.
Ricarda, Frankfurt
 
Mail an uns:
daturmel1974@web.de schrieb am 08.05.05 22:59:25:
hallo !
durch zufall bin ich auf euere homepage gelangt- ich würde euch
gerne um ein kostenloses probeexemplar bitten wollen- und danke euch schon jetzt im vorfeld sehr für die bemühungen; ich weiss durchaus- das dies nicht selbstverständlich ist...
euer homepage- auftritt jedenfalls: SUPER! informativ, übersichtlich, jugendlich frisch!
 
Hi,
Uns freut natürlich Dein Interesse an der Zeitschrift LUST, die durch Verkauf finanziert wird. Aber in letzter Zeit wurden wir von Mails nach kostenlossen Probeexemplaren regelrecht überschwemmt.
Diesen Wünschen nachzukommen, können wir uns einfach nicht leisten. Man kann im Internet auch einzelne Ausgaben kaufen.
Viele Grüße, dei Redaktion
Noch einmal zum Artikel „Islam und Homosexualität“
Anhang an eine Mail von M. Hespen zur Antwort von Joachim (Siehe 82. LUST auf S. 30) auf seine Kritik an Joachims Artikel zum Thema „Homosexualität und Islam“ in der 81. LUST S. 8
 
P.S.: Ach ja, was das Café Posithiv anbelangt, zitiere ich im Folgenden aus einem Interview, über das es sich lohnte, nachzudenken, wenn man es denn wollte:

Koray: Letztes Jahr gab es diese Debatte um das Café Posithiv. Die Leute, die da saßen, beklagten sich, es würden 12-Jährige kommen, sie belästigen und die Scheiben einwerfen. Ich musste einfach lachen: Da sitzen 35 erwachsene Männer, es kommen zwei kleine Jungs und sagen: Du bist Scheiße. Und die Männer denken: stimmt, wir sind Scheiße, das hatten wir vergessen. Sie lassen sich einschüchtern, anstatt rauszugehen und den Jungs eine zu knallen. Ich glaube, viele schwule Männer, vor allem die, die aus der Provinz nach Berlin gekommen sind, haben mit ihrer Homosexualität Probleme. Sie glauben, sie benötigen geschützte Räume und seien eine besonders gefährdete Spezies. Wenn ich Komplexe habe und mit mir selbst nicht zufrieden bin, kann ich aber nicht in Frieden mit den anderen leben.

TAZ: Es gibt aber doch Übergriffe auf homosexuelle Männer und Frauen.

Koray: Wir von GLADT haben den Leuten vom Café Positiv angeboten, uns mit ihnen zu treffen, weil es im Kiez drum herum natürlich viele Migranten und natürlich Probleme gibt. Drei Monate lang haben sie nicht reagiert. Dann kam es zu einer Diskussionsrunde. Es ging dann nur um das Ihr und Wir, dazu Argumente wie: Ihr seid alle gegen uns. Eure Religion verbietet Homosexualität und Aids. Ernsthaft, mit diesen Worten. Da fasst du dir an den Kopf.”
Koray und Ulas Günay-Yilmaz Interview in TAZ 21.6.2004
 
7.6.82 in der Gaststätte KLIMBIM in Wiesbaden: Hetero-Terror. (Aus der 6. Ausgabe der Zeitschrift NUMMER, für September/Oktober/November 1962)
 
Hallo Michael und noch mal zum Thema ein Her und Hin:

Das o.a. Interview hat sicherlich in der Regional-TAZ Berlin gestanden, sonst hätte ich es sicher damals schon gelesen. Es ändert aber nichts an meiner anderen Auffassung zu den Vorfällen, nicht nur imCafe Positiv in Berlin, sondern Du setzt noch eins drauf.
Na gut, dann setze ich eben auch noch eins drauf:

Hier gehts um zwei Themen: 1. die Vorkommnisse und 2. ihre Bewertung. Und weil die Beschreibung der Vorfälle offensichtlich von ihrer Bewertung abhängig ist, erst einmal zur Bewertung.

Am 7. Juni 1982 überfielen drei rechtslastige Jugendliche die Wiesbadener Schwulenkneipe Klimbim (Göbenstraße 18). Sie wollten „Ihre Straße Schwulensauber“ machen. Sie verletzten einige Gäste und hielten der Wirtin Nadja Grillo ein abgebrochenes Glas an den Hals, um sie daran zu hindern, die Polizei zu rufen. Das Mobiliar wurde teilweise zertrümmert. „Schwule Säue, Arschficker, Euch machen wir alle“ usw. wurde gerufen. Die erst nach einer knappen Stunde eintreffende Polizei meinte zur Wirtin, das sei Geschäftsrisiko, wenn man solch ein Lokal führe.

Am 10.06, kamen sie dann zum 2. Mal ins Lokal, als schon fast alle Gäste gegangen waren, verteilten sich strategisch an verschiedenen Punkten und begannen ihr Spielchen vom Neuen. Irgendjemand rief, die Polizei kommt, und dann verkrümelten sie sich. Die Wirtin und ihre Stammgäste fanden durch Selbstermittlung die Wohnungen der 6 Personen heraus und riefen die Polizei, als sie alle zusammen in einer Wohnung waren. Beim Prozess war ich zugegen, im Zuschauerraum. Zu diesem Zeitpukt war aber schon klar, dass das Lokal nicht zu halten war, weil viele potentiellen Gäste, die abends ihr Bierchen in angenehmer Runde trinken wollen, dies ungstört tun wollen.

Die jungen deutschen Männer kamen sich wie Helden vor, besonders als sie sagten, dass sie alleine ca. 30 Personen in die Flucht getrieben hätten. Der ganze Gerichtssaal lachte abfällig über die ca. 20 Zeugen, die sich auf diese Weise verstpotten lassen mussten. Die Wirtin wurde übrigens noch an ihrer Wohnung aufgelauert und zusammengeschlagen, sie war längere Zeit im Krankenhaus und hat dann in Rheinland-Pfalz ein Speiselokal eröffnet.

Bei der Verhadlung wurde ich noch von einer Dame angesprochen, die meinte, ich käme vom Jungendamt (sehe ich so aus?) und wollte mit mir über ihren Sohn sprechen, der anständig sei usw.

In Teilen der Szene wurde viel rumgelästert, über die Gäste, über die Wirtin, nur nicht über die Täter.
Die Gäste seien feige gewesen usw. und die Wirtin habe alles falsch gemacht. Da wurde mir klar, dass jeder der Lästerer nach Gründen suchte, warum sie nicht mit den Opfern solidarisch sein mussten.
Und die vielen Gründe, die sie hatten, auf die Wirtin und die Opfer des Lokales zu lästern, sind für eine Szene typisch, in der man keine Solidarität kennt und in der immer die Schwulen selber, die anderen natürlich, schuldiger sind als die Täter.
Ein schwuler Buchhändler in Mainz, Jahre später, wollte auch nicht, dass ich von den Vorfällen um seinen Laden herum berichtete, wo die BesucherInnen angepöbelt wurden, denn dann kommt kweiner mehr hier her zum einkaufen. Wer will denn auch angepöbelt werden, wenn er ein Buch kaufen will? Und wer will sie anpöbeln und quälen lassen, wenn er ein Bierchen trinken will? Oder muss man sich auf solcher Leute Niveau begeben und sich mit ihnen erfolgreich prügeln? Mir liegt so was auch nicht.
Ich habe hier Verständnis für die Leute unserer Szene. Du nicht?

Die Auffassungen der Leute, die das Interview gegeben haben, sind nicht in Ordnung, weil sie die Schulkd bei den Gästen und dem Lokal suchen und nicht bei den Angreifern, die hier auch noch bagatellisiert wurden. Es waren mehrere Angriffe und es waren nicht nur zwei 12jährige. Klar, die Gäste und die Cafe-BetreiberInnen sind schuld. Und sie müssen sich nun auch noch diesen blöden Spott im Interview gefallen lassen und psychologisieren lassen.

Ich habe also über diesen mir zugesandten Interviewauszug nachgedacht und sehe nicht, was Du mit ihm bewirken willst. Soll ich annehmen, dass Du auch über die Opfer lachst und Dich über sie lustig machst? Ich jedenfalls kann es so nicht sehen.
Gruß Joachim
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