- Grußwort zur 60. LUST, zur
61. LUST, zur 62.
LUST, zur 63.
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zur 66.LUST; zur 67.LUST, zur 68.
LUST, zur 69. LUST, zur 70
LUST, zur 71. LUST,
zur 72. LUST, zur
73. LUST, zur 74. LUST, zur 75. LUST, 76. LUST, 77. LUST, 78.
LUST, 79. LUST,
80. LUST, 81. LUST, 82.LUST,
83. LUST und 3. LUSTBLATT,
4. LUSTBLATT,
84. LUST und 5. LUSTBLATT, 6. LUSTBLATT, 85. LUST
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- Liebe LeserInnen der 84 LUST und des LUSTBLATT
5,
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- die Bundestagswahl ist vorbei, die, das will
ich gerne zugeben, eine etwas lähmende Wirkung auf meine
Schaffenskraft hatte. Das kann doch nicht wahr sein, dachte ich
nämlich vor der Wahl, dass eine große Mehrheit unserer
Bevölkerung bereit ist, den Sozialabbau zu forcieren, sich
den Abbau des Arbeislohnes und der Arbeitnehmerrechte klaglos
gefallen lässt.
Seit vielen Jahren wird in unserem Land eine Propaganda gemacht,
dass alles besser werden könnte, wenn unser Sozialsystem
geschliffen und in die Hände der gierigen Versicherungskonzerne
gegeben wird, wenn wir täglich und monatlich länger
arbeiten, wenn wir unsere Lebnsarbeitszeit verlängern, wenn
unser Löhne gekürzt werden, wenn wir trotzdem mehr
konsumieren, und dann gibts wieder mehr Arbeitsplätze.
Und seit vielen Jahren nehen die gerelten Arbeitsplätze
ab, und die Arbeitslosenstatisik zeigt das ganze Ausmaß
der Arbeitslosigkeit immer noch nicht, weil die notgedrungen
eingegangen Billig-Jobs und 1-Euro-Jobs als Berufstätigkeit
gewertet werden, weil die zweifelhaften Ich-AGs als Unternehmen
gerechnet werden usw.
Es kann doch nicht wahr sein, sagte ich mir vor der Wahl, dass
dies nun auch noch den Unionsparteien und der FDP als Ernte in
den Schoß fällt, und die Bevölkerung eine Verschärfung
dieser Politik durch ihr Wahlverhalten freiwillig ermöglichen
wird.
In den Letzten Zügen des Wahlkampfes bekam die Argumentation
von RotGrün beinahe noch klassenkämpferische Dimensionen.
Und seltsamerweise wurde ihnen auch noch geglaubt. Es scheint,
alles war vergessen, was besonders die SPD den ArbeitnehmerInnen
alles zugemutet hat. Was muss denn in Deutschland eine
Regierung noch anstellen, damit sie abgewählt wird?,
dachte ich mir da. Ein bisschen Demagogie, und alles Vorherige
ist vergessen?
Durch das Auftreten der Partei DIE LINKE, entstanden aus der
PDS und der SPD-Abspaltung WASG, die sich offen gegen die Agenda
2010 und die Kriegspolitik der Regierung (Jugoslawien und Afghanistan)
stellte, wurde das Parteienspektrum aufgemischt und es entstand
eine Mehrheit vom WählerInnen, gegen den drohenden Bürgerblock
CSU/CDU/FDP.
Glaubt man der Wahlpropaganda von RotGrün sieht es nun so
aus, als wäre dies der deutliche Stopp der Sozialabbaupolitik.
Berücksichtigt man aber die Realpolitik von RotGrün
wird die supergroße Koalition von Grüne/SPD/CSU/CDU/FDP
in Form eine großen Koalition mit zwei flankierenden Parteien
(Grüne/FDP) weiter gehen, nur wenig gestört durch eine
Meckerfraktion, DIE LINKE.
Wenn wir ArbeitnehmerInnen oder Arbeitslose sind, werden wir
erleben, dass Lohn- und Sozialabbau weiter gehen, dass die Widerwärtigkeiten
im Umgang mit uns in den Betrieben auch weiter zunehmen, dass
das Geld in den Taschen der großen Mehrheit der Bevölkerung
immer knapper wird und dass die kleinen mittelständigen
Betriebe, die in der Regel über den Lohn der ArbeitnehmerInnen
ihre Aufträge bekommen, auch weniger erhalten bzw. in große
Schwierigkeiten geraten.
Und zu diesen Betrieben gehören nun eben auch die Betriebe
unserer Szene. Habt Ihr auch mitbekommen, dass mal dort und mal
da eine Kneipe schließt, mal hier und mal da eine Sauna
zumacht, eine Disco verkauft oder zugemacht wird? Habt Ihr auch
bemerkt, dass in den Kneipen, den Saunen, den Discotheken die
bekannten Gäste nicht mehr an jedem Abend bzw. an jedem
Wochennde auftauchen? Hättet Ihr mal wieder etwas mehr Geld
in der Tasche, und wolltet Ihr dann in Eure Stammkneipe gehen,
würdet Ihr Eure vertrauen Stammgäste und GesprächspartnerInnen
gar nicht mehr antreffen, vielleicht sogar die ganze Kneipe gar
nicht mehr.
Man kann schon ein bisschen voraussagen, dass es in unserer Feierszene
dünner werden wird. Und man kann voraussehen, welche Auswirkungen
das auf unsere Szene überhaupt und das Leben der Lesben
und Schwulen im Besonderen haben wird.
Und nun haben wir zwar einerseits eine gewählte Mehrheit
gegen den Sozialabbau usw., aber von der Realpolik her eben doch
nicht. Die Realpolitik wird wie bekannt weiter gehen: sie arbeitet
den großen Nutznießern der Verhältnisse in die
Hände, dafür werden sie von uns bezahlt, unsere gewählten
Volksvertreter.
Die neuzugründende aber schon mal gewählte Linkspartei
ist aber nun die politische Kraft, die so gut es geht in den
Köpfen der arbeitenden Bevölkerung (egal ob als Kleinunternehmer
oder Arbeitnehmer) eine Ahnung entstehen lässt, dass das
mit dem Sozialabbau nicht so weiter gehen muss, nicht so weiter
gehen darf, und auch wirklich nicht gehen müsste. Und sie
müsste uns erkären, wie das geändert werden kann.
Aber ob sie das wirklich kann?
Es grüßt Euch, auch im Namen der anderen Lüstlinge,
Euer Joachim von der Lust
- (joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)
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