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Liebe LeserInnen der Sommer-LUST!
 
Der alte Mann auf diesem Bild hier, das bin ich unterdessen. Ich bin froh, der Erwerbarbeit seit über 2 Jahren entkommen zu sein, aber ich bin nun auch alt für manche, die mir gefallen, leider zu alt. Mist, es gibt keinen einzigen Vorteil an dem nicht gleichzeitig auch noch eine Menge Nachteile hängen.

Zu den Vorteilen gehört die Erinnerung an politische Kampagnen, die in den Medien mit großem moralischen Pathos geführt wurden, auf die große Teile der Menschen doch immer wieder reinfallen.
 
Und diese Vorteile sind gleichzeit auch Nachteile, denn man ist relativ hilflos, wenn man sich den Nachwachsenden, die das alles glauben, nicht verständlich machen kann. Wovon ich hier überhaupt rede (schreibe)?

Wenn man einem literarischen Künstler einen Preis verleihen will, in diesem Falle den Heinrich-Heine-Preis, wenn sich dann Politiker und Künstler mit einer anderen politischen Meinung kritisch zu der Preisvergabe äußern, wenn dadurch das Werk des Preisträgers politisch verurteilt werden soll, wenn das geschieht, dann muss man annehmen, dass Preise im Bereich der Kunst offensichtlich nur noch solchen Künstlern zugesprochen werden sollen, die politisch genehm sind.

Das ist ein wirklicher Skandal. Haben wir denn eine politische Zensur der Kunst im Lande? Mag sein, dass vielen Berfürwortern des Angriffskrieges der NATO gegen Rest-Jugoslavien Peter Hand-kes Haltung dagegen nicht passte.

Noch peinliches ist aber, dass nun jeder politische Hinterbänkler und jeder Journalist, der noch etwas werden will, sich hier für seine Kritik an Handke zu profilieren hofft, und dass diese Kritiken weit über einen Meinungsstreit zu einem Thema hinausgehen. Man versucht, über den Literaten hinaus die Person selbst noch zu demontieren. Das ist echt widerlich.

Und der tote Heinrich Heine, dessen Name der Preis trägt, hat sich zu Lebzeiten schon ständig gegen politische Verfolgung wehren müssen. Es droht offensichtlich die politische Meinungs-Gleichschaltung in unserem Lande. Und es finden sich genügend Pinscher, die mitkläffen, wenn sich größere Hunde mal angeknurrt fühlen.

Es scheint so, dass man heutzutage an die in den Medien verbreiteten ideologischen Konstruktionen gefälligst zu verstärken und zu verbreiten hat, zumindest abet ihr nicht widersprechen darf, wenn man in Kulturleben weite als geachteter Künstler gelten möchte. Auch in der Lieratur nur noch artige Gefolgschaft, also nur noch platte Gleichschaltung?

Als es noch ein Osteuropa mit einer anderen Gsellschaftsordnung gab, war man stolz darauf, dass hier die „Freiheit“ der Kunst esistiere. Das stimmte ja auch, solange diese Ostkunst religiös, kapitalistisch und konservativ war, weil es die Bestätigung der politischen Haltung war, die man hier gerne sieht.
Es ist sozusgen 5 Minuten vor der Druch der Zeitschrift LUST, da erreicht mich die folgende Mitteilung, die eigentlich alle Religionskritischen Journalisten wachrütteln müste, denn wenn das durchgeht, wird es wieder Urteile geben, bei denen es auf „das Gefühl“ der Religionsverkünder ankommt, denn um deren Schutz wird es dann gehen:

Ruf nach Gefängnis für Gotteslästerung
Auf eine symbolische Kreuzigung des Schauspielers Carriere vor dem Justizministerium in Berlin hat Bayerns Ministerpräsident bissig reagiert.

Schwere Gotteslästerung soll nach dem Willen Edmund Stoibers (CSU) künftig konsequent und härter bestraft werden. Er kündigte in der “Bild”-Zeitung vom Montag eine entsprechende Initiative für den Integrationsgipfel im Juli bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an.

Der Mime Matthieu Carriere hatte sich vor einigen Tagen aus Protest gegen zu wenig Rechte für Trennungsväter in der Hauptstadt halbnackt an ein Kreuz schnallen lassen. Die Kirchen protestierten daraufhin scharf gegen die Aktion.

“Paragraph 166 völlig stumpf” Stoiber sagte: “Es darf nicht alles mit Füßen getreten werden, was anderen heilig ist.” Der bisherige Paragraph 166 des Strafgesetzbuches sei “völlig stumpf und wirkungslos, weil er eine Bestrafung nur dann vorsieht, wenn der öffentliche Frieden gefährdet ist und Aufruhr droht”.

Wer bewusst auf den religiösen Empfindungen anderer Menschen herumtrampele, müsse mit Konsequenzen rechnen – in schweren Fällen mit bis zu drei Jahren Gefängnis. Der CSU-Chef mahnte: Wohin die Verletzung religiöser Gefühle führen könne, “hat der Streit um die Mohammed-Karikaturen in diesem Jahr auf alarmierende Weise gezeigt.” (it/ddp/“Bild“)

Das allerdings droht eine deutlich andere Republik zu werden, was hinter zahlreichen Anzeichen lauert, die wir Euch hier in dieser Ausgabe der LUST zusammengestellt haben.

Ich wünsche Euch einen unbekümmerten Fußballgenuss und erholsame heiße Tage, auch im Namen der anderen Lüstlinge, Euer

Joachim von der LUST

(joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)