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Liebe LeserInnen der Herbst-LUST!
 
Am Ende der sogenannten Sommerpause ist das Sexualstrafrecht verändert worden, und das fast unbemerkt. Das Verbot der Kinderpornographie wurde zum Verbot der Kinder- und Jugendpornographie, und als Pornographie gilt nicht nur die eindeutige sexuelle Handlung, sondern schon das Posing. Das geht, finde ich, zu weit, auch deshalb, weil man das Posing nicht gut abgrenzen kann.

Der junge Mann auf dem Titelbild hat seinen 18. Geburtstag hinter sich, und seine Fotos sind demnach keine Kinder- und Jugendpornographie, obwohl es sich möglicherweise um Posing handelt, oder nicht? Würden diese Bilder als Pornographie eingestuft werden, könnte diese Ausgabe der Zeitschrift LUST nicht offen verkauft werden, weil unter-18-Jährige sie sehen könnten. Und wäre er 17, dürfte niemand diese Bilder besitzen, denn schon der Besitz ist strafbar.

Der dort abgebildete Mann findet das deutlich übertrieben. Und ich, dürfte ich noch ein Foto besitzen, auf dem ich als 17Jähriger in nackter Angeberpose abgebildet wäre?

Das ist nicht das einzige, worüber hier zu berichten ist. Die religiöse Rechte, die sogenannten Evangelikalen, sind auf dem Vormarsch, auch bei uns. In Chemnitz zum Beispiel werden an der technischen Hochschule offen religiöse Umwandlungskurse für Homosexuelle durchgeführt, damit diese „normal“ werden. Das kann schwere psychische Störungen nach sich ziehen, sofern sich jemand Verunsichertes im Coming-out in die Hände der Sekte begibt.

Nicht in dieser Ausgabe findet Ihr eine Wertung des Wahlergebnisses von Mecklenburg-Vorpommern, denn dass nicht nur dort ein nennenswerter Nazi-Bodensatz existiert, mit Querverbindungen bis weit in die bürgerlichen Konservativen hinein, das haben wir auch ohne den Anlass eines Wahlergebnisses schon oft beschrieben und davor gewarnt.

Auch nicht beschrieben haben wir in einem ausführlicheren Artikel die islamische Aufregung über ein aus dem Zusammenhang gerissenes Papst-Zitat, der Islam sei mit Gewalt verbreitet worden. Die regen sich so auf, weil was dran ist, könnte man meinen.

Aber auch das Christentum wurde mit Gewalt verbreitet. Man lese nur mal z.B. über die Christianisierung der Sachsen nach. Und wie war das mit den Kreuzzügen?

Nein, die regen sich in Wirklichkeit auf, weil sie ihre Religion politisch funktionalisieren wollen und daher ständig mach Gelegenheiten suchen, Kampagnen gegen den Westen zu starten.

Und dass der Papst diese Rede hielt, in der es um das friedliche Miteinander der Religionen ging (auch eine politische Kampagne, gerade jetzt?), muss ja gerade den politischen Missbrauchern der Religion gestunken haben.
 
Und dann ging es auch darum, in dieser Rede, ob das Friedliche in der Religionsauffassung des oströmischen Kaisers Manuel II. Palaeologos im Jahr 1391 aus dem griechischen oder dem christlichen Einfluss stamme. Das hätte man auch in unseren Medien veröffentliche können und nicht ausgerechnet das umstrittene Zitat des Byzantiners.
Das ist schon seltsam, dass sich die Medien ausgerechnet diese Stelle rausgesucht und aus dem Zusammenhang gerissen hatten.
 
Und die Entschuldigung des Papstes, dass es ihm leid tue, dass er so falsch verstanden wurde, ist ja auch keine Entschuldigung, sondern man kann, wenn man böswillig sein will, und das wollen ja viele sein, aus der Entschuldigung Folgendes herauslesen: „Ihr seid zu unwissend, das richtig zu verstehen.“ In Wirklichkeit haben sie es weder religiös nicht politisch nötig, das richtig zu verstehen.
 
Die demonstrativ aufgebrachten Moslemführer sind aber nicht zu unwissend, das zu verstehen, sondern einfach zu politisch, um diese Rede und gerade diesen Auszug aus der Rede in den Medien anders als politisch zu verstehen, beziehungsweise ihre politischen Möglichkeiten damit zu nutzen.

Nun muss man natürlich zu der Papstrede noch zwei Faktoren berücksichtigen.
1. Der Vatikan hat ja eigentlich genügend kompetente Berater und Fachleute, Fehler aus Ungeschicklichkeit dürften eigentlich nicht passieren. Warum dann also diese Blöße mit gerade diesem Zitat? (Und was ist mit der Unfehlbarkeit?)
2. Der Vatikan ist selber auch nicht gerade unpolitisch, und seine religiösen Kampagnen kann man durchaus auch als politische Kampagnen ansehen. Man denke nur an die antisozialistischen Aktivitäten des Vatikans. Wenn also ein solcher politischer Streit entsteht, ist das vieleicht nicht unbedingt ein Unfall. Aber lassen wir mal dises Thema.

In dieser Ausgabe unserer Zeitschrift geht es auch um rechtsgerichtete Töne, die aus der sogenannten politischen Mitte in Nachfolge der Fußballweltmeisterschaft zu vernehmen waren. Da hat man den Eindruck, manche rechtsgerichteten Menschen, die in der Union ihre Karriere anstreben, warten nur auf eine Gelegenheit, auf das öffnen der Büchse der Pandora.

Ich hoffe, dass wir wieder eine interessante Themenvielfalt für Euch zusammentragen konnten. Da wir, die Zeitschrift LUST also, (nur) viermal im Jahr erscheinen, kommt doch immer mal allerhand zusammen.

Der Herbst ist in diesem Jahr durch schlechte Nachrichten und schönes Wetter gekennzeichnet, und da freut man sich, noch ein bisschen raus zu kommen, ohne schon so bald frieren zu müssen.
Daher wünscht Euch das LUST-Team, wünschen Euch die Lüstlinge noch schöne Herbsttage und viele schöne befriedigende Erlebnisse, damit Ihr all die anderen unangenehmen Dinge besonders gut verarbeiten könnt.

Es grüßt Euch herzlich
Euer Joachim von der LUST

(joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)