- Grußwort zur 60. LUST, zur
61. LUST, zur 62.
LUST, zur 63.
LUST, zur 64.LUST, zur 65.LUST,
zur 66.LUST; zur 67.LUST, zur 68.
LUST, zur 69. LUST, zur 70
LUST, zur 71. LUST,
zur 72. LUST, zur
73. LUST, zur 74. LUST, zur 75. LUST, 76. LUST, 77. LUST, 78.
LUST, 79. LUST,
80. LUST, 81. LUST, 82.LUST,
83. LUST und 3. LUSTBLATT,
4. LUSTBLATT,
84. LUST und 5. LUSTBLATT,
85. LUST, 86. LUST, 87.
LUST, 88. LUST,
89. LUST, 90. LUST, 91. LUST
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- Liebe LeserInnen der Frühlings-LUST!
Beim Schreiben eines Artikels knarrte er bedenklich, plötzlich
fielen die Ordner von dem seit vielen Jahren zuverlässig
dienenden (selbstgebauten) Regal, Regalbretter rutschten mit
den Büchern und/oder gesamnmelten
Zeitungen und Zeitschriften in sich zusammen, wir konnten von
Glück sagen, dass nicht einer der Rechner oder Drucker damit
beschädigt wurden.
Jetzt musste erst mal ausgeräumt und vorübergehend
in Kisten gepackt werden, die Kisten wurden in der ganzen Wohnung
verteilt, das sah vielleicht aus ... noch schlimmer als sonst,
wenn wir gerade an einer Zeitschrift arbeiten, sie drucken, zusammenlegen,
heften, falten, schneiden und in Umschläge stecken, adressieren,
verschicken. Hinzu kommen Briefe mit Rechnungen, sonstigen Hinweisen
usw.
Zurück zum Regal. Es mussten 6 neue Bretter zurechtgeschnitten
werden, ein weiteres Tragendes befand sich praktischer Weise
noch im Keller, dann wurde gebohrt und geschraubt.
Und dann wurde die Bücher wieder reingeräumt und dabei
unwillkürlich ein bisschen anders geordnet. Wir werden sicher
noch Monate brauchen, bis wir wieder alles irgendwie finden,
wenn wir rasch mal nachschlagen müssen.
Jetzt musste das weitere schnell geschehen, damit es uns nicht
doch noch leid tut. Blutenden Herzens haben wir ganze Jahrgänge
von Queer, Rosa Zone, Gay Express, Our Munic, Siegessäule,
GAB usw. in Wegwerf-Kisten gesteckt, 12 große Kisten wurden
es. Und als wir beginnen wollten, immer mal ne halbe Kiste in
den Papier-kontainer zu werfen, stellten wir entsetzt fest, dass
statt des (Plastik)-Papierkontainers dort nur ein verkohlter
unansehnlicher Haufen zu finden war.
Warum Herzblut? Niemand interessiert sich mehr für den Inhalt
in diesen auf dem Flur stehenden Kisten, und wir, die wir annahmen,
man könnte hier immer mal was nachsehen, sind auch schon
aufs Internet gekommen. Die kommerziellen Blätter veralten
ebenso schnell wie die Termine in ihnen. Richtungsweisende Beiträge
sind in ihnen ohnehin nicht zu finden. Die müssen weg.
Sie stehen nur noch im Weg rum.
Und - ach ja - die Frühlings-Lust muss jetzt aber fertig
werden. Noch dieses Editorial schreiben, dann umspeichern und
dann drucken.
Seht Ihr? Stolz präsentieren wir Euch das erste bunte Titelblatt
der LUST. Klar, das ist verdammt teuer, und ein Satz farbiger
Tonerpratonen kostet so ca. 650 Euro. Da wird noch ein Teil meiner
Rente dran glauben müssen, jedes Mal. So habe ich mir früher
meine Rente nicht vorgestellt. Aber ehrlich, sie sieht wirklich
verdammt gut aus, die neue LUST mit dem farbigen Umschlag.
Bestimmt werden die BesucherInnen der einschlägigen Verkaufsstellen
nun häufiger nach der LUST greifen, in den grauen Seiten
blättern und feststellen, dass in den so geannten Bleiwüsten
und zwischen den gelegentlichen Tippfehlern, wie wir selbstkritisch
einräumen müssen, doch recht interessante Beiträge
zu finden sind, die ihre 3 Euro wert sind. Das sind sie doch.
Oder?
Wir machen uns doch diese Arbeit nicht, damit die Beiträge
ungelesen irgendwo im Papierkontainer landen, vom investierten
Geld gar nicht zu reden. Das wäre schon recht bedauerlich.
Eben flattert mir noch die Meldung rein, dass die Große
Koalition am Freitag, also dem 23.03.07, ein Antrag an die Bundesregierung
stellt, Maßnahmen zur Bekämpfung von HIV/AIDS
in Deutschland zu ergreifen. Was sind das für Maßnahmen?
Es wird in Ziffer 6 des Antrages die Bundesregierung von den
Regierungsparteien aufgefordert, gemeinsam mit den Ländern
und Verbänden bundesweit im Rahmen einer Selbstverpflichtung
der Anbieter von Orten sexueller Begegnung auf Präventionsmaßnahmen
hinzuwirken, die u. a. - den vollständigen Verzicht auf
Werbung und Unterstützung für ungeschützten Geschlechtsverkehr
beinhalten sollte.
Die Grünen fordern, in der Drucksache 16/3615 die Ziffern
6 und 7 auf jeden Fall zu streichen. Den grundsätzlichen
Unterschied zwischen unsafem Sex und Barebacking
bewußt ignorierend, bergen diese nicht nur die Gefahr einer
Krimi-nalisierung selbstbestimmter, eigenverantwortlicher und
risikobewußter Sexualität von HIV-Positiven, sondern
der Allgemeinheit.
Das geht nicht nur Wirte von Parties an, sondern Internetbetreiber,
Herausgeber von Zeitschriften usw. Wenn zwei Menschen den gleichen
Sero-Status haben (also beide z.B. positiv sind) und ungeschützt
miteinander verkehren, verbreiten sie gar kein HIV. Und wird
nun der Spruch der Aidshilfen Raus bevor es kommt
zukünftig als Propaganda für unsafen Sex angesehen,
weil beim Blasen kein Pariser benutzt wird, diese lustvolle Tätigkeit
also als unsafe angesehen werden kann?
Das birgt die Gefahr, dass Eiferer, die nicht mal sachkundig
sein müssen, im Zusammenhang mit diesen Maßnahmen
dramatisch in unser Leben eingreifen können.
Viele Frühlingsgrüße, auch von den anderen Lüstlingen,
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- Euer Joachim von der LUST.
- (joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)