- Grußwort zur 60. LUST, zur
61. LUST, zur 62.
LUST, zur 63.
LUST, zur 64.LUST, zur 65.LUST,
zur 66.LUST; zur 67.LUST, zur 68.
LUST, zur 69. LUST, zur 70
LUST, zur 71. LUST,
zur 72. LUST, zur
73. LUST, zur 74. LUST, zur 75. LUST, 76. LUST, 77. LUST, 78.
LUST, 79. LUST,
80. LUST, 81. LUST, 82.LUST,
83. LUST und 3. LUSTBLATT,
4. LUSTBLATT,
84. LUST und 5. LUSTBLATT,
85. LUST, 86. LUST, 87.
LUST, 88. LUST,
89. LUST, 90. LUST, 91. LUST,
92. LUST
-
- Liebe LeserInnen der Sommer-LUST!
Unter uns
Sommeranfang ist, und die Sommer-LUST ist auf dem Rechner fertig.
Leider eine Woche später als ich versprochen hatte, aber
eben doch noch im Rahmen. Am Wochenende drucke ich sie, dann
wird sie verschickt und gleichzeitig muss ich schon das regionale
Juli-LUSTBLÄTTCHEN machen. Hat man denn nicht mal ein Wöchlein
Zeit für ein bisschen Rumfaulenzen in seiner Rentnerzeit?
Viele Termine lasse ich mir entgehen, für die ich angeblich
Zeit hätte, als Rentner, so hatte ich mir das vorher gedacht.
Aber so ist es nicht.
Ich lese gerade, dass die Bundeswehr zum Überwachen eines
Genfeldes eingesetzt wurde. Verdammt noch mal, in was für
einem Staat leben wir denn eigentlich? Der Einsatz der Bundeswehr
im Inneren ist doch gesetzlich gar nicht möglich. Welche
Signale senden denn da Schäuble und Jung in die Bevölkerung?
Und das für ein Gen-Mais-Feld.
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- Und Genprodukte lehn die Bevölkerung
mehrheitlich ab. Soll dafür die Bundswehr im Inneren eingesetzt
werden, und durchzusetzen, was die Bevölkerung nicht will
und was gesetzlich auch verboten ist? Dann der Bundeswehreinsatz
mit Tornados gegen die Demonstranten. Der Staat hat doch das
Grundrecht der Demonstration zu schützen. Oder irre ich
mich da?
Und da ist es schon schwer erträglich, wenn Demonstranten
nicht den Verursachern dieses Protestes ihre Schilder und Reden
zukommen lassen können, sondern den Bäumen neben den
Feldwegen. Und wenn man in einer Innenstadt demonstriert, ist
es noch schwerer erträglich, dass sich Polizisten, wie beim
Zugang zum Kundgebungsplatz in Rostock geschehen, in einer Weise
verhalten, die deutlich macht, dass sie hier nicht das Grundrecht
des Demonstrierens schützen.
Nazis überfallen Schauspieler und die Polizei guckt zu und
verhaftet die selbsternannten Wächter von No-Go-Areas nicht.
In welchem Staat leben wir denn? Gnauer: Wohin bewegt sich denn
dieser Staat?
Kann ich noch unbefangen diese Kritik an diesen Entwicklungen
zum Ausdruck bringen, oder werde ich deshalb schon observiert?
Forscht jemand schon über das Internet auf meinem Rechner
nach, vielleicht weil ich mich schon öfter gegenüber
solchen Vorgängen kritisch äußerte?
-
- Wie sieht es denn mit dem Grundrecht der
Meinungsfreiheit aus, wenn man eine andere als die erwünschte
Meinung äußert?
In vielen osteuropäischen Ländern kann man von Menschenrechten
für Lesben und Schwule (für andere auch) nicht sprechen.
Und von der demokratischen Selbstbestimmung, was die frei gewählte
Partnerschaft und Lebensführung auch nicht. Schon gar nicht
von einer demokratischen Teilhabe an den gesellschaftlichen Prozessen
im jeweiligen Lande. Vor allem scheint es so zu sein, dass die
Trennung zwischen Staat und Religion, ein wichtiger Pfeiler von
Demokratie, nicht deutlich eingehalten wird, bestenfalls organisatorisch.
-
- Das ist ja auch bei uns auch noch nicht so
richtig durch, und es ist auch noch nicht so lange her, dass
homosexuelle Menschen hier eher bekämpft wurden.
Das alles geht mir leider durch den Kopf, wenn ich über
die Ereignisse nachdenke, die in der letzten Zeit passiert sind
und die sich daher auch in dieser Ausgabe der LUST niederschlagen.
Kann man denn zum Sommeranfang 07 nicht auch andere, schönere
und sommerliche Gedanken haben?
Doch sicherlich. Die Zeit der CSDs ist im Gange, die Homosexuellen
und ihre Rechte sind in die Diskussion um Menschenrechte in den
osteuropäischen Staaten geraten und da werden wir bzw. unsere
osteuropäischen Freunde möglicherweise auch für
andere Ziele funktionalisiert.
Unsere Kritik an den Zwillingen in Polen hat nichts mit Ausländer-
oder Polenfeindlichkeit zu tun, sondern mit unserer grundsätzlichen
Kritik an Zuständen, die unseren homosexuellen Freunden
in anderen Ländern das Leben schwer machen.
Ich freue mich schon auf den Frankfurter CSD mit seiner Solidarität
mit den polnischen Lesben und Schwulen. Aber vorsicht, dass nicht
auch wir für eine deutsche Politik funktionalisiert werden,
die vielleicht auch nicht so leicht durchschaubar ist.
Immerhin, ein nationales Mahnmal für die homosexuellen
Naziopfer, besonders Die Männer mit dem Rosa Winkel
wird realisiert. Der deutsche Staat hat so die Möglichkeit,
sich öffentlich von der staatlichen Verfolgung homosexueller
Menschen zu distanzieren.
Das wird auch nicht dadurch unterlaufen, dass die EMMA-Herausgeberin
bei diesem Mahnmal an schwulen Klappensex denken muss, denn das
hat eher etwas mit ihrer eigenen Phantasie zu tun und ihrer antischwulen
und politischen Haltung und nicht mit dem Denkmal.
Mag sein, dass diese LUST-Ausgabe in diesen politisierten Zeiten
auch etwas politischer ist als andere Ausgaben, das macht aber
auch ihre Aktualität aus.
Wir, die LÜSTLINGE, wünschen Euch eine heiße
Sommerzeit und die LUST, Euch ein bisschen wohl fühlen zu
können und Euch auch, z.B. beim CSD, gesellschaftspolitisch
einzubringen.
Euer Joachim von der LUST
- (joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)