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Liebe LeserInnen der 94. Print-LUST, Frühling 08

Unter uns gesagt ...
Na also, jetzt ist Frühlingsanfang und Ostern und wir zittern eher im kalten Regen oder im Hagel, als dass wir draußen mit Frühlingsgefühlen Ostereider suchen.

Übers Wetter zu schimpfen, das macht sich immer gut, weil man dabei mit viel Zustimmung rechnen kann. Hoffen wir, dass es bei der kommenden, der Sommerausgabe dann doch etwas wärmer ist.

Der Weltfrauentag hat uns auch in diesem Jahr dazu angeregt, eine Bestandsaufnahme der Frau-enpolitik und der Frauenbewegung zu machen, obwohl, so richtig Neues gibts da nicht.

Der Leitartikel in dieser Frühlingslust ist auch der längste Artikel, aber das Thema war es uns einfach wert, hier doch etwas genauer hinzuschauen.

Wie oft benutze ich zum Beispiel das Wort „normal“ gedankenlos im positiven Sinne, dabei ist mit der Festlegung von Normalität die Ausgrenzung von dem Unnormalen verbunden.

Das ist einer der vielen Bereiche, die der Leitartikel belegt und behandelt. Es geht um die gesellschaftliche Konstruktion des Körpers, also eines Zusammenhangs, von dem uns immer vermittelt wird, dass die Körperlichkeit, die Weiblichkeit und die Männlichkeit, dass das alles zusammen eher biologischen Ursprungs ist, weshalb man da auch gar nichts machen kann. Und all die, die als unnormal bezeichnet werden, haben eben Pech. Das müssen wir, denke ich, uns nicht gefallen lassen, zumal solche Auffassungen nicht mal wissenschaftlich begründet sind, sondern politisch oder religiös.

Ganz besonders perfide kommt es mir vor, wenn im Zusammenhang des Organhandels rein Marktwirtschaftlich argumentiert wird, dass der Körper das Eigentum des Menschen ist, der ihn deshalb auch stückweise verkaufen dürfe. Dies trifft dann ganz besonders auf arme Menschen zu, die so versuchen, ihr Leben zu verbessern.

Also über das alles geht es in dem langen Leitartikel, für den auch das Titelblatt steht. Das Ausschlachten von Menschen lässt mich überleiten zu einem anderen Thema, nämlich zu den Ostermärschen.

Dass das Recht auf Kriegsdienstverweigerung (das Recht eines jungen Mannes, sich nicht in Situationen zu begeben, wo er verstümmelt oder getötet werden kann oder er das mit anderen machen soll) dieses Recht hat in der gängigen Rechtsprechung nichts mit einem Menschenrecht zu tun, sondern mit einem Gewissenskonflikt, den man dann haben kann, wenn man religiöse Vorbehalte hat.

Ist man nun gar nicht religiös wie ungefähr 40% unserer Bevölkerung, dann wird es auch sehr schwer, das Überprüfen eines Gewissenkonfliktes zu bestehen.

Die Lesben- und Schwulenszene kennt Solidarität und Teile der Szene haben den Anspruch, Bewegung zu sein. Gibt es für diesen Anspruch eine Rechtfertigung, gibt es Ziele, die erreicht werden sollen und gibt es dazu eine Strategie und eine Taktik?

Mit diesem Thema beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe der LUST, indem wir auch selber Vorschläge zu den Zielen, der Strategie und der Taktik machen. Dieses Thema war eigentlich nicht für diese Ausgabe vorgesehen, aber es drängte sich uns förmlich auf, angesichts von Diskussionen in und außerhalb unserer Szene.

Was könnte eigentlich „die Homo-Ideologie“ sein, von der von evangelikalen und auch, wie man sieht, von katholisch-fundamentalisitischen Kreisen schwafelt. Sie vernichtet angeblich ganze Staaten, wo sie Einfluss gewinnt und ist gefährlicher als der islamische Terror.

Das verbreiten solche Leute, die uns ständig demütigen, beleidigen, niedermachen und diese ihre men-schenrechtsfeindliche Ideologie und ihr moralistische Eifern auf ihren Gottesglauben als Rechtfertigung abwälzen.

Nicht in diese Ausgabe der Zeitschrift LUST haben wir einen Kommentar zur Tarifauseinandersetzung im öffentlichen Dienst und die Mogelpackung des Abgebotes von 5% von Innenminister Scheuble.
Der Tarifvertrag soll auf 2 Jahre festgelegt werden, das heißt also, wenn wirklich 5% vorgesehen wären, dann wären das pro Jahr nur 2,5%. Dies würde nicht einmal die Preissteigerungen ausgeglichen. Entscheidend wäre der Zeitpunkt, wann diese 5% gezahlt werden sollen. Und da bieten die Arbeitgeber tatsächlich ab Februar nur 2,5% an.

Alle Medien, die von 5% schwadronieren, nehmen also am Rosstäuschertrick des Innenministers Scheuble teil. Im Oktober käme dann noch 1% dazu und im März nächsten Jahres 0,5%. Selbst wenn man diese Prozentzahlen nun tatsächlich zusam-menzäht, als gelte dies von Anfang an, kommt man nicht auf 5%. Gleichzeitig soll ohne Lohnausgleich die Arbeitszeit angehoben werden, und zwar ab Juli um eine halbe Stunde und ab Januar 09 um eine weitere halbe Stunde.

Also Schwindel wohin man schaut. Soll man deshalb nirgendwo mehr hinschauen, damit man im Frühjahr optimistisch sein kann, trotz des Wetters?

Viele Frühlingsgefühle wünschen wir Euch,
Euer Joachim von der LUST

(joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)