- Grußwort zur 60. LUST, zur
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96. LUST;
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- Liebe LeserInnen der 95. Print-LUST, Sommer
08
Unter uns gesagt ...
Manchmal verdichten sich politische und gesellschaftspolitische
Ereignisse (und die Informationen sowie Kommentare
darüber) mit Artikeln in solchen Zeitschriften, die genauere
Anlaysen machen, zusammen mit den eigenen politischen Erfahrungen
und Beobachten zu einem nachvollziehbaren Bild.
Das ist nun auch wieder mal der Fall und lässt diese Ausgabe
der LUST politischer erscheinen als solche Ausgaben, die gemacht
wurden, weil wieder mal Zeit dazu war und die Seiten gefüllt
werden mussten. Es ist sogar weit mehr Erhellendes passiert als
wir hier verarbeiten konnten. Wir werden auch noch in der nächsten
Ausgabe davon zehren können.
In der Zeitschrift Sozialismus fand Karla einen aufschlussreichen
Beitrag zum Armuts- beziehungsweise auch Reichtumsbericht. Mich
interessierte hier auch besonders der Artikel Von der sozialpolitischen
Armutsbekämpfung zurück zur Atmenfürsorge?
von Franz Segbert.
Nach dem Untergang heißt ein Artikel von Christina
Ujma, ebenfalls in der Juniausgabe der Zeitschrift Sozialismus,
in der der Versuch der italienischen Linken beschrieben
wird, aus ihrer Krise zu kommen. Die verlor nicht nur haushoch
gegenüber Berlusconi, sondern auch bei der 2. römischen
Bürgermeisterwahl am 28.04. trotz des Einsatzes der Bürgermeister
von Wien, Paris und Berlin(!). Und die Stadt der Linken fiel
nicht nur an die Rechten sondern sie wird künftig
vom Postfaschisten Alemanno regiert, bei dem das Präfix
post`von niemanden allzu ernst genommen wird.
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- Als Hoffnungsträger für den Vorsitz
schient nun, so Ujma, Nichi Vendola zu gelten. Das prominente
Mitglied der Schwulen- und Friedensbewegung war Mitglied des
ZK des PCI und hat sich im Parlament gegen die Mafia einen Namen
gemacht. Die Tatsache, dass er als Schwuler und Kommunist zum
Präsident der süditalienischen Region Apulien gewählt
wurde, hat ihn zu landesweiter Popularität verholfen.
Gerorg Fülberth beschreibt den Niedergang der Sozialdemokratie
in Italien in seinem Aufsatz Haupt- und Nebenereignis
in der Juniausgabe der Zeitschrift Konkret. Er belegt, dass die
PCI schon lange eine sozialdemokratische Politik machte. Und
er definiert sozialdemokratische Politik wie folg:
1. im Kapitalismus die Interessen der ausschließlich
auf Einkommen aus lohn- und gehaltsab-hängige Arbeit oder
öffentlich-rechtliche Trans-ferleistungen angewiesene Menschen
zu vertreten
2. das kaipitalistische System insbesondere durch Infastruktur-,
Sozila- und Nachfragepolitik sowie die Integration der Unterschichten
zu stabilisieren und flexibilisieren.
Aus dem Verschiedenen hier Gesagten, in meinem Erwerbsleben Beobachteten
und den in der letzten Zeit durch die Medien gepeitschten Interpretationen
komme ich dann doch letztlich, was die Parteipolitik nicht nur
in Italien, sondern auch bei uns betrifft zu folgender Erkenntnis:
Der in Westeuropa erkennbare Niedergang der Sozialdemokratie
hat wohl damit zu tun, dass es angesichts der neoliberalen Globalisierung
nicht mehr möglich ist, mit Sozialreformen dem Kapital zu
dienen und daher sozialdemokratisch regierungsfähig
zu sein.
Wie in den einzelnen Ländern die Sozialdemokraten darauf
reagieren, ist nach Lage am Ort wohl unterschiedlich. Wie Schröder
reagiert hat, wissen wir, und daher scheint Fülbert in seinem
neuen Buch über die Linke Doch wenn sich die Dinge
ändern (ISBN 978-3-89438-383-1), das in der Sozialsmus
verrissen wurde, doch recht zu haben. Die Partei die LINKE sei
eine Flugsandpartei, entstanden aus zwei niedergehende
oder niedergegangenen Parteien, SPD und SED.
Doch wenn die Sozialdemokratie ihre 1. Aufgabe nicht mehr erfüllen
kann und/oder darf, weil das Kapital daran kein Interesse mehr
hat, mit welchen politischen Kräften in Regierungsverantwortung
bekommen wir es zukünftig zu tun?
Kann sein, dass die Zustände in Italien uns auch darin Aufschluss
geben können. Die politische Rechte, die sich
ja selber immer die Mitte nennt, scheint eher das
zu sein, worauf das Kapital setzt, allerdings, damit sich dort
niemand auf seinen Pfründen einrichtet, angereichert mit
den ganz weit Rechten, gelegentlich den fundamentalistischen
Religiösen und mit einen großen Schluck aus der Flasche
der mafiösen Strukturen.
Und der Exportweltmeister Deutschland hat natürlich auch
internationale Interessen, was so manche innen- und außenpolitische
Erscheinung der deutschen Politik zu erklären vermag.
Und überall dazwischen finden sich mehr oder weniger blonde
Lesben und Schwule, deren Interessen wir im Auge haben, weshalb
wir uns eben nicht nur in unserer Szene umschauen.
Also findet Ihr in diese Ausgabe der Zeitschrift LUST die Anregung
beziehungsweise Einladung, die Welt ein bisschen genauer zu betrachten,
als es über die kommerziellen Medien geschieht.
Euer Joachim von der LUST
- (joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)