- Grußwort zur 60. LUST, zur
61. LUST, zur 62.
LUST, zur 63.
LUST, zur 64.LUST, zur 65.LUST,
zur 66.LUST; zur 67.LUST, zur 68.
LUST, zur 69. LUST, zur 70
LUST, zur 71. LUST,
zur 72. LUST, zur
73. LUST, zur 74. LUST, zur 75. LUST, 76. LUST, 77. LUST, 78.
LUST, 79. LUST,
80. LUST, 81. LUST, 82.LUST,
83. LUST und 3. LUSTBLATT,
4. LUSTBLATT,
84. LUST und 5. LUSTBLATT,
85. LUST, 86. LUST, 87.
LUST, 88. LUST,
89. LUST, 90. LUST, 91. LUST, 92.
LUST, 93. LUST,
94. LUST, 95. LUST,
96. LUST; 97.
LUST; 98. LUST, 99. LUST
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- Liebe LeserInnen der 98. Print-LUST, Frühling
09
Unter uns gesagt ...
Die CSD-Ankündigungen landen auf unserem Rechner, kaum dass
sich der Frühling abzeichnet. Allerdings ist ja auch klar,
dass Großereignisse ihre Vorbereitungen brauchen. Und wer
in der Vorbereitung steckt, für den ist ja auch schon beinahe
CSD-Time.
Wir aber, kaum aus dem Winterschlaf aufgeschreckt, bekommen deutlich
mit, dass eben die Zeit schneller weitergeht, als wir es so recht
wahrnehmen.
Diese Ausgabe hat eine gewisse Weltwirtshaftskrisendominanz bzw.
eine Politikdominanz, und das ist den aktuellen Ereignissen geschuldet,
die so geartet sind, dass sie unser Leben entscheidend verändern
werden.
Vieles im sozialen und gesellschaftlichen Bereich wird am Ende
dieses Jahres anders sein als zu seinem Beginn.
Die Besonderheit der Hessischen Verhältnisse
bedingen, dass wir uns diese ein wenig unter die Lupe genommen
haben. Sie sind immerhin der Auftakt des Superwahljahres
09.
Das ist natürlich alles Themenstiftend für diese Frühlingsausgabe
gewesen.
Frühling? Lustvoller Aufbruch voller Optimismus in das Kommende?
Das ist uns in diesem Jahr gründlich geklaut worden.
Die Hoffnung, dass sogenannte linke Mehrheiten an
den Zuständen etwas ändern könnten, diese Hoffnung
ist gerade in Hessen beerdigt worden.
Der rechte Flügel in dieser Partei hat seinen Durchmarsch
geschafft, hat sie totgesiegt, hat somit die SPD aus dem linken
Lager vor aller Öffentlichkeit herausgeholt und die
Prozentzahlen belegen, dass dies in Wirklichkeit ein politische
Katastrophe ist.
Um es noch genauer zu sagen: Die politischen Kräfte in Deutschland,
die immer wieder die Privatisierung von allem gefordert haben,
die FDP und Teile der CDU/CSU, genau die werden nun von den WählerInnen
belohnt und gehören zu den zukünftigen politischen
Siegern dieses Superwahljahres.
Was anderes werden sie uns bringen als noch weitere Kürzungen
im Sozialen und weitere Verschlechterungen des gesamtgesesellschaftlichen
Klimas? Und unter deren Schatten drängen religiöse
Fundamentalisten und NeoNazis nach.
Und um beim Thema zu bleiben: Der Buchladen Oscar Wilde
Bookshop schließt demnächst nach 41 Jahren für
immer seine Pforten, meldet The Advocat. Eben nur
das Ende eines weiteren Buchladens? Oder Zeichen des schleichenden
Sterbens schwul-lesbischer Strukturen?
Der Oscar Wilde Bookshop, eine Institution
nicht nur im Greenwich Village, schließt in wenigen Wochen
endgültig.
Ein Buchladen, ein schwuler Buchladen, in New York. Ein Buchladen,
der sich selbst (wohl nicht ganz unbegründet) als the
worlds oldest gay and lesbian bookshop bezeichnete.
An der legendären Christopher Street gelegen, war dieser
bereits 1967 gegründete schwule Buchladen lange Zeit der
einzige, später (in Zeiten wachsender schwuler Strukturen)
oftmals der ambitionierteste Buchladen mit einem Sortiment, das
auch über Hochglanzprodukte und easy reading
hinaus ging. Die erste schwul-lesbische Parade New Yorks entstand
aus diesem Buchladen heraus Nach 41 Jahren ist nun am 29. März
2009 Schluss.
Die Luft scheint enger zu werden für ambitionierte Projekte
schwuler und lesbischer Emanzipation. In Deutschland haben bereits
viele der ursprünglich im Umfeld von Schwulenbewegungen
entstandenen schwulen Buchläden schließen müssen.
Mit Rosa Winkel ist vor wenigen Jahren ein Verlag geschlossen
worden, der einst im Zentrum der Schwulenbewegung stand, ohne
dessen engagiertes Verlagsprogramm viele Diskussionen anders,
ärmer verlaufen wären.
Die schleichende Welle an Schließungen von Projekten, die
versuchen mehr als nur Kommerz zu bieten - ist sie
normales Zeichen der Zeit?
Oder sind es -aus Sicht der Communities- kurzsichtige Schritte,
die wir später möglicherweise bedauern, bereuen?
Es ist zu hoffen, dass das Sterben von Projekten (von Buchläden
bis Schwulen- und Lesbenzentren), die mehr sein wollen als nur
gewinnorientierte kommerzielle Unternehmen, dass das zunehmende
Ausdünnen von schwulen und lesbischen Infrastrukturen uns
nicht irgend-wann auf die Füße fällt,
und wir eines Abends denken hätten wir doch
Aber die Geschichte ist ja ganz anders. Die Nachwachsenden wissen
gar nicht, (und es interessiert sie auch nicht) was alles zugrunde
geht.
Sollte nach Jahren dann eine neue Bewegung in einem neuen Klima
des Aufbruchs existieren, dann werden sie vielleicht staunend
entdecken, was es schon einmal alles gab, sofern irgendwo davon
noch Kunde ist.
Ich weiß, das ist ein depressives Editorial dieses Mal.
Tut mir leid, aber so ist halt meine Befindlichkeit. Euer Joachim
von der LUST
- (joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)