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Liebe LeserInnen der 100. Print-LUST, Herbst 09
Unter uns gesagt ...
Also das ist nun die 100. Print-Ausgabe der Vierteljahreszeitschrft LUST. Ein bischen dicker als sonst aber nicht besonders anders.
 
Es tut uns leid, dass Ihr etwas länger auf diese Ausgabe warten musstet, aber wir haben sie nicht vorher hinbekommen. Die Wahlen wollten wir erst noch abwarten, obwohl wir schon vorher geahnt hatten, wie das ausgehen wird.

Und schon einen Tag nach der Wahl begannen die Ankündigungen der neuen Grausamkeiten, zuerst einmal durch die Forderungen des Unternehmerverbandes nach Änderung des Kündigungsschutzgesetzes, und zwar so, dass alle Neueingestellten im Handwerk und in anderen mittelständigen Betrieben keinen Kündigungsschutz mehr haben sollen (bis 20 Mitarbeiter).

Natürlich nur, um neue Arbeitsplätze zu schaffen (dabei hatte sich herausgestellt, als unter Kohls Regie der Kündigungsschutz ebenso eingeschränkt wurde, gar keine Arbeitsplätze dadurch entstanden sind, sondern dass es nur die Arbeitgeber leichter hatten, Arbeitnehmer ohne Angabe von Gründen zu entlassen.

Und auch andere Forderungen wurden den dafür offenen Ohren der neuen Regierungsparteien sofort auf den Teller gespuckt:
Das neue Bürgergeld, das wohl Hartz IV ablösen soll, ist eine Idee der FDP. Es ist dies ein neuer Name für die alte Sache, nur soll dabei kräftig gekürzt werden. Die Aufstockung von Hartz IV ist in Wirklichkeit eine Kürzung, denn unabhängig von der Höhe der gezahlten Miete soll nicht mehr zusätzlich die Miete gezahlt werden, es ist sogar davon die Rede, dann auch kein Kindergeld mehr zu zahlen.

Nun ja, die ganzen Gelder, die an Banken und Konzerne gingen und noch gehen, die müssen ja irgendwo hergenommen werden. Und das geht am besten dort, wo man sich nicht so recht wehren kann: bei den unteren Schichten der Bevölkerung.

Die Koalitionspartner beglückwünschen sich schon jetzt dafür gegenseitig und zusammen mit den nahezu gleichgeschalteten Medien, das dies dazu führen würde, dass nun mehr Menschen bereit seien, auch niedrigbezahlte und prekäre Arbeitsverhältnisse einzugehen. Das klingt so, als sei man vorher zu wohlhabend und zu faul dazu gewesen.

Auf jeden Fall wird alles, was die so vorhaben, wohlklingend benannt und begründet. Das können die besser als damals rotgrün. Und die Medien verhalten sich nun auch anders als damals bei rotgrün. Und nun werden die Einschnitte schlimmer als die, die wir mit Schröders Agenda 2010 und Hartz IV und den 1-Euro-Jobs erleben mussten.

Eins scheint uns als Lehre auf den Weg mitgegeben zu haben, nämlich dass eine gewählte linke Mehrheit im Bundestag nicht automatisch zu einer linken Regierung führt, also zu einer Regierung, die wirklich die Verhältnisse für die breite Bevölkerung verbessert. Das ist bei rechten Mehrheiten, wie man sieht, wohl anders.

Und auch in Thüringen hat eine rot-rote Mehrheit nicht dazu geführt, dass sich die Verhältnisse nennenswert ändern werden. Und der SPD-Mann, der gegenüber der LINKEn noch gefordert hat, innerhalb einer Koalition trotz niedriger Prozente Ministerpräsident zu werden, ist nun mit der CDU-Frau, mit der er in der gleichen Kirchengemeinde zusammen war, als Ministerpräsidenhtin völlig zufrieden.

Unterdessen machen die Banken munter im gleichen Stil weiter, als hätte es keine Wirtschaftskrise gegeben, die im übrigen noch nicht vorbei ist, zumindest für uns nicht. Anders ausgedrückt, die Löhne werden damit schrittweise gedrückt.

Kommen wir mal wieder auf diese 100. Ausgabe der LUST zurück. Obwohl es diesmal 4 Seiten mehr sind, werdet Ihr sicherlich die Wehrwölfin vermissen. Diesen Beitrag müssen wir auf die nächste Ausgabe erschieben, weil die Urlaubszeiten der Autorin und der Redaktionsschluss nicht miteinander harmonierten. Aber, seid sicher: Euch entgeht nichts.

Ist Euch eigentlich schon aufgefallen, dass Halloween längst zu unserer Feierkultur gehört? Vor 20 Jahren gab es dies hier überhaupt nicht. Doch das Geschäftsleben hat es zunehmend angeboten, und Halloween wurde auch bei uns normal, zumindest wenn man die Warenhäuser und Supermärkte aufsucht.

Naja, wem sage ich das? Die Jüngeren unter Euch kennen es ja gar nicht anders, ich vergesse immer mal, dass ich altgewordener schwuler Mann andere Erfahrungen im Laufe meines Lebens machte als die jungen nachwachsenden Menschen unserer Szene. Und was uns ältere Lesben und Schwulen betrifft, da ist es wohl so, dass solche Augenblicke, wo wir uns wortlos verstehen, von den jungen Nachwachsenden gar nicht mit verstanden werden können, weil wir es anders erlebt haben als sie.

Und das ist nur dem unterschiedlichen Alter geschuldet. Deutlicher ist das Missverstehen zwischen uns und Menschen aus anderen Ländern vorprogrammiert, denn hier sind die Erfahrungen absolut unterschiedlicher. Das sprechen ich nur an, weil wir einen Beitag darüber geschrieben haben, dass die Auffassungen zwischen Nordeuropa und Südeuropa über Homosexualität und die Geschlechterrollen völlig unterschiedlich sind. Und deshalb der Beitrag „Wer schwul ist“.

Na schaut mal rein ins Heft und freut Euch über die vielen angeschnittenen Themen, oder ärgert Euch halt.

Wir wünschen Euch schöne Herbsttage, zumindest das.
 
Euer Joachim von der LUST
(joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)