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Liebe LeserInnen der 103. Print-LUST, Sommer 10
Unter uns gesagt ...
Über das Wetter lässt sich immer trefflich reden, völkerverbindend, nachbarschaftsverbindend und überhaupt.

Hat ja auch was. Ich kann mich noch erinnern, wie wir uns gegenseitig über die Kälte im ver-gangenen weißen Winter beklagten ... und nun über die Hitze. Und da gibts ja auch einiges zu reden.

Ums Reden gehts mir heute. Kann es sein, dass in unserer Gesellschaft diese Kulturqualifikation zunehmend verlorengeht?

Mich stören Begrüßungen wie das: „Hallo, wie gehts“, wobei keine Antwort erwartet wird. Auch: „Hastu gut hierhergefunden?“ oder "Wie war die Reise?", wenn man zu irgendjemand in einer anderen Stadt soll. Man zwingt mich damit, irgendetwas Nichtssagendes zu antworten oder mich unbeliebt zu machen.

Diese ganzen nichtgekonnten Kommunikationsversuche können nicht zum interessierten Austausch von Gedanken und Empfindungen einladen: da lob ich mir das Wetter.

Nebeneinandersitzen und nichts sagen, hat auch was. Es ist besser als nichtssagende Floskeln zu blubbern. Und dann gibts aber doch gesellschaftspolitische Themen, wo jeder mitreden kann und sich nicht blamieren muss, weil man manches nicht weiß.
 
Meinungen besprechen, geht auch, ist aber nicht so gut wie über gesellschaftspolitische Themen zu reden. Meist ism man unter Seinesgleichen da nämlich so ungefähr einer Meinung. Und manches Mal ist man auch wortlos der gleichen Meinung.

Blöd ist es, wenn man in eine Clique oder Szene gerät, wo man auf Leute trifft, die diese immer gleiche Meinung eben nicht haben und ganz was anderes dazu meinen. Was macht man denn dann? Dann muss man geauer argumentieren und überzeugend ableiten.

Ob man das kann, ohne aus der Rolle zu fallen, das hängt wohl vom Bildungsstand ab und vom Feingefühl, sich in das Gefühls-und-Gedankengebäude der anderen hineinzudenken.
Und schon habe ich die Überleitung geschafft, nämlich die zur Bildung. Um Bildung gehts hier im ganzen Heft besonders. Nicht nur um Schulbildung und humanistischce Bildung, sondern auch um gesellschaftspolitisch und wirtschaftspolitische Bildung.

Diese Ausgabe der LUST ist eine, die mehr als andere Ausgaben unserer Zeitschrift um politische Themen kümmert, aber das hat auch seinen Grund.

Die ganze Medienlandschaft ist mit schönen Sommergefühlen zugepflastert, doch was lauert unter dem Pflaster? nein, es nicht der Strand, es sind Wunden. Noch sind es kleinere Wunden, aber die Keime sind da auch, die daraus einen ganz veritablen Wundbrand erzeugen können.

Die Lesben- und Schwulenpolitik, die sonst im Mittelpunkt unseres Blättchens steht, kann ruhig mal Sommerpause machen, denn die Gesellschaft um uns herum beeinflusst derzeit in weit stärkerem Maße unser Leben. Manche merken es (noch) nicht, aber das wird sich bald ändern, fürchte ich, denn die Anzeichen dazu sind schon da.

was sich beim wiesbadener Bündnis gegen rechts rund um den 18. mai abespielte, genauer die Aktion der Nazis zum Tag der Befreiung, das verdient, mal genauer betrachtet zu werden. Immerhin kann man auch solchen Aktionen viel über die jeweiligen Akteure und über das Vorgehen der Behörden erfahren.
der Verfassungsschutzbericht sprach dieses mal vom Ansteigen linker Gewalt.
 
Vielleicht sind damit die Aktionen linker politischer Kräfte gemeint, dass demonstrative und provokante Auftreten der Nazis zu verhindern. Denn eine unter noch so seltsamen Bedingungen und gegen die Beschlüsse der Stadträte genehmigte Demo der Nazis ist legal, dagegen vorgehen zu wollen ist dann wohl Gewalt. Dass dabei Gewerkschaften, Kirchen, Parteien und viele gar nicht so linke Bürger beteiligt sind, spielt keine Rolle, das ist dann wohl linke Gewalt.

Auch das Wirtschaftsthema, genauer gesagt die Wirtschaftskrise und ihre Auswirkung auf das Leben der Menschcen wie Du und Ich spielt in dieser Ausgabe eine größere Rolle. Denn genau dies wirkt sich auf unser aller eigenes Leben letztlich deutlich aus. Es wirkt sich aber auch auf die Existenz der betriebe unserer Szene deutlich aus. Und somit dann auch auf unsere Möglichkeit, mit Euch zu kommunizieren.
 
Wenn unsere wirtschaftlichen Grundlagen mit der Wirtschaft zugrunde gehen, werden wir nicht mehr die Möglichkeit haben, Euch die Denkanstöße geben zu können, die wir auch in diesr Ausgabe geben.

Jugendkultur und Schulstreit ist ein weiteres Thema, was die gesamze Gesellshaft aber auch die Menschen unserer Szene besonders berührt, denn wenn man zunehmend wieder beim Nachhausegehen geklatsch wird, weil man erkennbar schwul ist, dann ist dies eine Auswirkung von Jugend- und Schulpolitik, die und auch bei größtem Wohlwollen nicht gleich sein kann.

Liebe LeserInnen der Zeitschrift LUST. genießt bitte den Sommer und freut Euch über die Wärme, statt über sie zu stöhnen, denn der Winter mit seiner Kälte und den Heizungskosten kommt ganz bestimmt.

Viele liebe Grüße,
 
Euer Joachim von der LUST
(joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)