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Liebe LeserInnen der 106. Print-Ausgabe, Frühlings-LUST 2011
Unter uns gesagt ...
wenn ich das Radio oder den Fernseher anmache, dann bin ich erschrocken über die Katastrophen, die über Japan hereingebrochen sind: erst das gewaltige Erbeben, dann die riesige Überschwemmung und schließlich noch die Katastrophe mit den sichersten Atomkraftwerken, die es gibt, wie es heißt.
Da schäme ich mich schon beinahe ein wenig, dass ich mich um eher banale Dinge kümmere, während für die Menschen im Norden Japans die Welt bzw. ihre Welt untergeht.

Dies alles macht uns klar, dass der Weg in die Atomkraft ein schrecklicher Irrtum war und ist, denn trotz Lügen der Industrie und interessierten Politikern ist dies eine Technologie, die letztlich nicht beherrschbar ist. Mit der Nutzung der Atomkraft wurde eine Grenze überschritten, die nicht hinnehmbar ist.

Jetzt gibt es wegen der Wahlen noch von den Befürwortern eine Zeitlang eine Betroffenheitsrhetorik, und dann wird wieder lustig heuchlerische Propaganda für das Spiel mit dem Feuer gemacht. Im Moment noch äußert sich besonders der
 
CDU-Umweltminister in verschwommenen Sätzen der Betroffenheit. Während in der Komkret steht: „Daran, dass die heute betriebenen Atomkraftwerke erst abgeschaltet werden, wenn es profitablere Methoden der Energiegewin-nung gibt, konnten und können die Grünen nichts ändern. ...“ Siehe S. 38 in diesem Heft. Während VertreterInnen der Atomkraft meinen: „Nicht die Wirtschaft kann den Ausstieg bezahlen und nicht der Staat. Den Ausstieg zahlen wir alle“, und sie sagen: „Das kann günstiger sein, je mehr man sich mit dem Ausstieg Zeit lässt,“ wohl wissend, dass sie mit jeden Monat länger gutes Geld machen.

Und Röttgen sagt dazu: „Man kann daraus eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte machen“, bei Illner am 14.04.

Ist es unmoralisch, angesichts dieser ungeheuerlichen Debatte, die die Konzerngewinnerwartung zum Maßstab des Ausstieges aus einem „Restrisiko“ macht, sich auch mit anderen Themen zu beschäftigen?
Und doch findet Ihr hier andere Themen. Aufgrund des Phänomens der „Wutbürger“ haben wir uns über Zukunftspolitik Gedanken gemacht, haben die Landtagswahlen, die schon stattgefunden haben genauer analysiert, haben uns um den 1. Mai, den Weltfrauentag, den Tag gegen Homophobie am 17. Mai gekümmert, haben uns die Erwartungen an die Szene näher betrachtet und die Veränderungen in der Szene der Internet-User.

Ein deutlich politischer Frühling spiegelt sich in dem deutlich politischeren Heft wieder, das in diesem Jahr später erscheint als wir und ihr wollten, aber nun liegt es endlich vor Euch.
Und, das sei Euch gesagt, wir stecken schon in der Arbeit der Sommer-LUST, die nicht ebenso lange hinterherhinken soll wie diese Frühlings-LUST, die nun vor Euch liegt.

Nehmen wir das Wort Frühling auch als Aufbruch in eine neue politsche Ära in diesem Land. Die Bürgerbeteiligung am Geschehen nimmt deutlich zu, die alten konservativen Sprüche haben keine so starke Bindekraft mehr wie noch vor einigen Monaten, und nicht nur bei uns im Lande ändert sich viel, im Norden Afrikas gibt es Änderungen, deren Richtung noch nicht absehbar ist, wohl aber sehen wir die Ansprüche von so manchen Gewinnerwartern.

Dass der zu beobachtende politische Frühling nicht auch in einer katastrophalen Richtung einmündet hoffen wir hier mal. Jedoch, im Max Frisch‘s „Andorra“ lässt dieser den Lehrer sagen „dass die Welt doch immer die mieseste Richtung nimmt“, was wohl nicht heißt, dass dies ein Naturgestz ist. Es kommt schließlich auch noch auf uns an, wass wir daraus machen beziehungsweise was wir letztlich von dem zulassen, was andere daraus machen wollen.

Das klingt vielleicht doch ein bisschen kämpferisch auf meine alten Tage, aber mir ist gerade auch danach.

Liebe LUST-LeserInnen, in diesem Heft gibts auch freudigeres zu berichten als das, was hier so anzuklingen scheint. Die Zeit der CSD-Events beginnt ebenso wie die Zeit der großen Festivals, was uns doch auch erlaubt, ein bisschen sorglos zu feiern und die eine oder andere angenehme Begegnung anzustreben.

Dieser Frühling ist nicht nur mit einem politischen Aufbruch verknüpft, der sich schon zaghaft im Herbst 2010 abzuzeichnen schien, er ist auch mit dem persönlichen Aufbruch verknüpft, mit neuen Hoffnungen, die uns wieder ein bisschen optimistischer in die Welt schauen lassen.

Und wenn sich von den Hoffnungen nur die postiv realisieren, das es bald Sommer wird, die Sommerzeit haben wir ja schon, dann ist dies ja auch etwas, worauf man sich freuen kann, denn da gibts dann ja die Sommerfeste und verschiedenen CSDs.

Es grüßt Euch
Euer Joachim von der LUST
(joachim-schoenert@lust-zeitschrift.de)